Sie sind hier: Home > Aargau > «Hervorragend» für «Ikarus V 1»: Mit seinem Lieferroboter holt Kerim Halitoglu bei «Jugend forscht» höchstes Lob

«Hervorragend» für «Ikarus V 1»: Mit seinem Lieferroboter holt Kerim Halitoglu bei «Jugend forscht» höchstes Lob

5112 Einzelteile und 649 Stunden Arbeit stecken in dem Gefährt, das der 20-Jährige selbst entworfen und gebaut hat. Die Preisrichter waren begeistert. Nun gilt es zu vertiefen, wie genau der Eigenbau der Industrie von Nutzen sein kann. Dafür nimmt der Rheinfelder im Juli an einem Meeting in Sarajevo teil – für ihn mit bosnischen Wurzeln ein ganz spezieller Anlass. 

Noch vor wenigen Jahren Science-Fiction, heute kurz vor dem Durchbruch – die Zustellung von Päckli via Roboter oder Drohnen auf der «letzten Meile», autonom und möglichst auch nachhaltig.

Mit der Thematik befasst hat sich auch Kerim Halitoglu aus Rheinfelden: Herausgekommen ist dabei sein Gefährt «Ikarus V 1» – ein Lieferroboter, bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnell, 35 Kilo schwer, 1 Meter lang und aus 5112 Einzelteilen bestehend. 649 Stunden Arbeit hat es gebraucht, bis er fahrtüchtig war.

«Ich habe alles von Grund auf neu designt und nichts Vorhandenes genommen», sagt der Zwanzigjährige. Die Jury fand: «Auch wenn am Ende (noch) nicht der selbstständig fahrende Lieferroboter steht, ist genau dieses Durchhaltevermögen und der Wille, Probleme zu lösen wo sie auftreten das, was einen guten Wissenschaftler auszeichnet.»

1500 Franken Preisgeld für das «hervorragend»

Die Jury ist die der Stiftung Schweizer Jugend forscht: An deren 58. nationalen Wettbewerb hatten 116 Jugendliche und junge Erwachsene teilgenommen. 21 davon erhielten das Prädikat «gut», 57 «sehr gut». 38 – und zu ihnen gehört Halitoglu – glänzten mit einem «hervorragend». 1500 Franken Preisgeld sind für ihn damit verbunden. Abzüglich der Sponsorenbeiträge hat der Rheinfelder in etwa so viel in sein Projekt aus dem eigenen Portemonnaie investiert.

Aber mit der Ende April erfolgten Preisverleihung in Fribourg ist ja nicht Schluss. Weil Halitoglu «hervorragend» geholt hat, erhält er als Sonderpreis das Ticket zur Teilnahme an der «Milset Expo-Sciences Europe» vom 15. bis 20. Juli in Sarajevo. Für ihn speziell, stammt doch die Mutter aus der bosnischen Stadt.

Halitoglu überlegt noch, ob er den nicht gerade handgepäcktauglichen «Ikarus» dorthin mitnehmen wird. Die in Sarajevo versammelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dürften auch ohne Augenschein Tipps und Anregungen parat haben, wie man das Fahrzeug verbessern und wo es seine Stärken ausspielen kann.

Schon jetzt hat Halitoglu die Rückmeldung bekommen, dass sein Gefährt vielleicht weniger etwas für öffentliche Strassen mit ihren hohen Sicherheitsanforderungen wäre. Sondern vielmehr im Indoor-Einsatz in der Industrie eine Zukunft hätte. Auch darauf, wie der Roboter leichter wird, müssten Antworten her. Der junge Tüftler hofft darauf, Leute aus der Praxis kennenzulernen, die diese Antworten haben.

Im Herbst startet das Studium an der ETH Zürich

Von Sarajevo zurück, geht es für Kerim Halitoglu am 27. November nach Bern. Im Bundeshaus wird Bundespräsidentin Viola Amherd ihn und die weiteren 37 Finalistinnen und Finalisten mit «hervorragend» empfangen.

Kerim Halitoglu schraubt und tüftelt mit Leidenschaft. 2019 hat er eine Drohne selbst entworfen und gebaut.Lange war er der jüngste im Team der Freiwilligen, die beim Rheinfelder Repaircafé Geräte aller Art wieder flottmachen.Bis Sommer 2023 war der Rheinfelder Gymnasiast in Muttenz.

Nach der Rekrutenschule steht jetzt das Studium an. Und wie könnte es anders sein: Kerim Halitoglus Wahl fiel auf das Fach Maschineningenieurwissenschaften. Studieren wird er es an der ETH Zürich.