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«Mit jedem Bissen die Welt besser machen»: Dieser Aargauer macht aus Erbsen Poulet

Mit dem Start-up Planted entwickelte er ein Poulet aus Erbsen, das mittlerweile in halb Europa gefragt ist: Lebensmittelwissenschaftler Lukas Böni aus Rheinfelden erklärt, weshalb Ersatzprodukte aussehen wie Fleisch, was Schokolade mit seiner Berufswahl zu tun hat – und wie oft er selbst noch tierisches Fleisch isst.

Eigentlich war es die Kakaobohne, die ihn faszinierte. Der aus Rheinfelden stammende Lukas Böni entschied sich einst auch wegen seiner Liebe zu Schokolade zu einem Studium der Lebensmittelwissenschaften. Inzwischen aber gilt seine Passion dem Erbsli.

Der Lebensmittelwissenschaftler ist einer der Köpfe hinter dem Schweizer Start-up Planted. 2019 als Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich gegründet, stellt das Unternehmen eine Fleischalternative auf Pflanzenbasis her, genauer: Poulet aus Erbsenproteinen. Die Planted-Produkte sind inzwischen in mehr als 8700 Verkaufsstellen im Einzelhandel in halb Europa erhältlich.

Ab und zu isst er auch eine Scheibe Salami

Auch bei Lukas Böni und seiner Familie – er lebt mit seiner Frau und den drei Kindern inzwischen in Zürich – kommt das Poulet fast täglich auf den Teller. Er selbst ist allerdings keineswegs dogmatisch unterwegs: «Ich würde mich als Flexitarier bezeichnen», sagt er. Ab und zu also gibt es auch tierisches Fleisch. Vor einigen Tagen etwa eine Scheibe Salami. Und jederzeit würde er ein Stück Fleisch essen, bevor es weggeworfen wird.

Denn: Aufgewachsen im Fricktal, hat Böni in jungen Jahren erlebt, was hinter einem Stück Fleisch steckt. Sein Grossvater war Bauer und hielt einige Schweine und Rinder.

«Das Konzept ‹Tiere essen› war mir daher recht früh bekannt. Es war mir aber bis ins Studium nie tiefer bewusst, was es heisst, ‹Tiere essen› im industriellen Massstab für die Bevölkerung zu ermöglichen», sagt er und erklärt: «Das Kleinbäuerliche hat viel Reales und Wertschätzendes für den benötigten Lebenszyklus bis zum letzten Moment und darüber hinaus. Das geht in der Masse verloren.»

So wie Nudeln und Brot

Dass er sich heute mit Erbsen statt mit Kakaobohnen beschäftigt, verdankt Lukas Böni dabei auch seinem Cousin Pascal Bieri. Der lernte während der Arbeit in den USA viele verschiedene Fleischersatzprodukte kennen, störte sich allerdings an den vielen Zusatzstoffen darin. «Er holte mich ins Boot», erzählt Böni. Gemeinsam mit Christoph Jenny und Eric Stirnemann entwickelten sie die Idee für das Poulet aus Erbsenproteinen.

Böni vergleicht den Produktionsprozess für das pflanzliche Poulet dabei mit der Herstellung von Brot oder Nudeln. «So wie wir aus Weizenkörnern auch Brot, Pasta und Panaden für Schnitzel gemacht haben, machen wir jetzt aus Erbsen den Proteinteil des Essens.» Zusatzstoffe habe es in den Planted-Produkten keine, so Böni.

Die Hauptproduktion von Planted befindet sich im Kemptthal zwischen Zürich und Winterthur.
Bild: zvg

Dass heute die meisten Fleischersatzprodukte aussehen und schmecken sollen wie tierisches Fleisch, hat laut dem Wissenschaftler einen einfachen Grund: «Wie wir alle wissen, sind wir Menschen Gewohnheitstiere», sagt er. Produkte, die ihrem tierischen Vorbild ähneln, lassen sich entsprechend einfach in den Alltag einbauen. Und: «Ein Produkt, das sich leicht in die bestehenden Essgewohnheiten integrieren lässt, beschleunigt den Übergang zu einer nachhaltigeren Ernährung», sagt Böni.

Die weltweite Nachfrage nach Fleisch steigt

Eben das ist eines seiner Ziele. «Eine wachsende Bevölkerung, eine höhere Lebenserwartung und steigende Einkommen sind massgebliche Faktoren für den Anstieg bei der weltweiten Fleischnachfrage. Allerdings ist die Fleischindustrie in ihrem aktuellen Umfang weit von Nachhaltigkeit entfernt», so Böni. Im Gegenteil: Die Fleischproduktion macht rund einen Fünftel der globalen Treibhausgase aus.

Grund genug für Lukas Böni, stattdessen auf Erbsli zu setzen: «Unser Ziel ist es, einen positiven Einfluss auf jedem einzelnen Teller zu erreichen und so die Welt mit jedem Bissen ein bisschen besser zu machen.»