Sie sind hier: Home > Social Media > Schaden in Millionenhöhe: So viel Geld haben Liebesbetrüger in den letzten Jahren im Aargau ergaunert

Schaden in Millionenhöhe: So viel Geld haben Liebesbetrüger in den letzten Jahren im Aargau ergaunert

Liebesbetrüger haben in den letzten drei Jahren im Aargau sehr viel Geld ergaunert. Die Zahlen sind aber rückläufig, wie eine Statistik der Kantonspolizei Aargau zeigt.

Sie geben die verschiedensten Gründe an. Am Ende wollen sie alle dasselbe: Geld. Die Rede ist von Dating-Betrügern. Nun zeigen Zahlen der Kantonspolizei Aargau: In den letzten drei Jahren wurden im Aargau mehr als zehn Millionen Franken ergaunert. Der Dating-Schwindel sei ein Millionengeschäft, erklärt die Kapo gegenüber SRF.

2021: 4,3 Millionen Franken

2022: 3,7 Millionen Franken

2023: 2,8 Millionen Franken

Die Summen zeigen nur die Fälle auf, die angezeigt wurden. Die Dunkelziffer dürfte laut Kapo deutlich höher sein. Viele Betroffene würden ihren Fall nicht der Polizei mitteilen, weil sie sich schämen würden, auf einen Liebesbetrug reingefallen zu sein.

Auffällig ist, dass die Schadenssumme in den letzten Jahren deutlich gesunken ist. Die Präventionskampagne der Kapo dürfte gemäss eigenen Angaben dazu beigetragen haben.

Ein Grund dafür, dass 2021 so viel Geld durch Dating-Betrüger erbeutet wurde, könnte die Coronapandemie gewesen sein. In der Lockdown-Zeit hatte man deutlich weniger Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen. Dadurch zog es viele ins Internet. Dort warteten die Betrüger.

Eine Betroffene erzählt

Ein Opfer der Liebesbetrüger ist Nicole Flury, die auf der Datingplattform Tinder einen Mann namens David kennen lernte, wie sie im Juli 2023 gegenüber Tele M1 erzählte.

Nicole Flury berichtet von ihrem Fall – der Beitrag von Tele M1

Nach einem Monat bat David die Frau, ihm 2000 Euro zu überweisen – ein Auto, das geliefert werden solle, hänge am Zoll fest. Angeblich war die Bankkarte des Mannes gesperrt, er könne die Gebühren nicht zahlen, und Flury schickte ihm das Geld. Sie sei zwar skeptisch gewesen, habe ihm den Betrag nach langem Hin und Her aber doch überwiesen.

Doch es blieb nicht bei dieser einmaligen Zahlung, innerhalb von drei Monaten summierten sich ihre Zahlungen an David auf einen fünfstelligen Geldbetrag. «Eigentlich wusste ich, dass es heikel ist, Geld zu überweisen, aber ich konnte fast nicht anders, als es zu tun», sagte Flury. Sie sei unter Druck gesetzt worden und habe bezahlt, «ich fühlte mich wie in einer Blase». Später erstattete Flury Anzeige gegen unbekannt, doch ihr Geld ist weg.

– Die Schweizerische Kriminalprävention gibt fünf Tipps, wie man sich vor Romance Scam schützt:

– Nehmen Sie auf Facebook oder ähnlichen Plattformen keine Freundschaftsanfragen von fremden Menschen an.

– Fragen Sie sich, weshalb ein gut situierter, attraktiver Mensch aus einem fernen Land plötzlich eine Fernbeziehung mit Ihnen will.

– Brechen Sie den Kontakt bei Geldforderungen sofort ab.

– Stellen Sie nie Ihr Konto für Finanztransaktionen zur Verfügung. Sie könnten sich der Geldwäscherei strafbar machen.

– Vergessen Sie nicht, dass im Internet alles gefälscht sein kann: Profile, Fotos, Filme, Belege, Passkopien usw.

Aargauer Betroffene gründete eine Selbsthilfegruppe

Im August 2022 porträtierte die AZ eine Aargauerin, die einer Internet-Bekanntschaft fast 29’000 Franken überwiesen hatte. Weil es im Kanton noch keine Selbsthilfegruppe für Opfer von Romance Scam gab, gründete Milena Berger (Name geändert) im Herbst 2020 mit Unterstützung von Selbsthilfe Aargau eine neue Gruppe. «Es gibt viele Betroffene. Doch darüber reden können und wollen die wenigsten. Das Thema ist so schambehaftet», sagte sie damals.

Die Gruppenbildung glückte, ein halbes Dutzend Betroffener treffen sich seither einmal monatlich. Während der Coronapandemie fanden die Treffen online statt, seit Sommer 2022 in den Räumlichkeiten von Selbsthilfe Aargau am Rain 6 in Aarau. Milena Berger hilft der Austausch unter Gleichgesinnten, wie sie damals sagte. «Bei uns braucht man sich nicht zu schämen. Wir hören einander zu und versuchen, uns gegenseitig zu unterstützen», sagt sie. «Hauptsache, es hilft.» (fan/fh)