
Im Aargau festgenommen, in Kloten in Ausschaffungshaft: Kurde Baban A. tritt in den Hungerstreik
Vor rund zwei Wochen wurde Baban A. im Aargau festgenommen. Der Kurde, der einst gegen die Terrormiliz IS kämpfte und dabei einen Arm verlor, sitzt derzeit im Ausschaffungsgefängnis am Flughafen Kloten. Mit seinem Bruder Pavel und einem dritten Kurden namens Mustafa soll er in den Irak zurückgeschafft werden. Der entsprechende Rückführungsflug für die abgewiesenen Asylbewerber, die sich nach fast zehn Jahren in der Schweiz gut integriert hatten, soll für Anfang Juni vorgesehen sein.
Doch die drei wehren sich gegen die Abschiebung, vor zehn Tagen ist Baban A. in den Hungerstreik getreten. In einem Post auf Instagram verlangt er die sofortige Aufhebung der Abschiebungsentscheidung gegen ihn sowie die Aufhebung seiner Inhaftierung bis um 12. Juni. Solange diese Forderungen nicht erfüllt seien, werde er den Hungerstreik nicht beenden und keine medizinische Behandlung annehmen.
«Wenn mir etwas zustösst, liegt die Verantwortung bei Ihnen», schreibt er im Brief, der ans Staatssekretariat für Migration und ans Aargauer Migrationsamt adressiert ist. Mit der Abschiebung würde seine medizinische und psychische Behandlung enden. Er benötige neue Prothesen und Operationen, die es im maroden Gesundheitssystem des Iraks nicht gebe. Zudem stellten Schläferzellen des IS eine Gefahr für sein Leben dar, begründet er seine Forderungen.
Auch mehrere Aargauer Organisationen kritisieren den Ausschaffungs-Entscheid, wie Netzwerk Asyl Aargau, Mala Kurda Aarau, Psy4 Asyl, Offenes Pfarrhaus der Röm.-Kath. Pfarrei Aarau sowie der Verein Leben & Lernen letzte Woche mitteilten. Vor dem Grossratsgebäude fand am 18. Mai eine Demonstration gegen die geplante Rückführung von Baban, Pavel und Mustafa statt. Dort drohe den drei Kurden, die in der Schweiz trotz widriger Umstände Fuss gefasst hätten, «Haft, Verfolgung und Tod».
Der Regionalsender Tele M1 hat Baban und Pavel A. am Montag im Ausschaffungsgefängnis in Kloten besucht. «Ich bin enttäuscht, weil wir lange in der Schweiz sind», sagt Pavel. «Wir sind keine Kriminellen, gaben uns Mühe, uns zu integrieren. Die Schweiz ist wie unser Land.» Der 36-Jährige hat im Irak ein Mathematik-Studium abgeschlossen und in Basel weiterstudiert. Zusätzlich hat er andere Geflüchtete in Mathematik unterrichtet. In der Schweiz hat er eine Freundin gefunden.
Vom Aargauer Migrationsamt gab es grünes Licht
Baban bekräftigt derweil seine Angst vor der Terrormiliz IS: «Wenn ich zurückgehe, werden sie mich töten.» In den Hungerstreik sei er getreten, weil das Staatssekretariat für Migration sein Härtefallgesuch abgelehnt hat. Dabei hatte zuvor das Aargauer Migrationsamt grünes Licht gegeben. Der Grund für die Ablehnung: Die beiden haben die letzten neuneinhalb Jahre nicht gearbeitet.
Pavel habe in den ersten Jahren massgeblich seinen Bruder Baban gepflegt, werfen die Unterstützer ein. Und die Hürden, um einer neuen Arbeit nachgehen zu können, seien mit neuer Sprache, Bewilligungspflicht und einem unsicheren Status enorm hoch. Die beiden Brüder haben jetzt noch einmal ein Härtefallgesuch eingereicht. Wird auch dieses abgelehnt, werden sie nächste Woche ausgeschafft.