
Diese Familie hat für Rotschwanz, Natternkopf und sich selbst ein kleines Paradies geschaffen – jetzt möchte sie andere inspirieren
Es ist ein kleines Paradies – man kann es wirklich nicht anders nennen –, was sich Familie Hohl hier aufgebaut hat. Barbara Hohl-Krähenbühl und ihre 20-jährige Tochter Ronja stehen im bunten Garten am Sarmenstorfer Bogenrain und werden von blühenden Stauden, Bäumen, Wildkräutern und auch der einen oder anderen Zierpflanze umrankt. Man sieht den beiden an, wie glücklich sie über ihren Traumgarten sind, den sie innert etwa zwei Jahren angelegt haben.
Er ist nun auch online zu sehen, denn Familie Hohl stehtunter dem Titel Wildwuchs & Wunderwelt im Finale des «Goldenen Schmetterlings». Der jährliche Preis der Organisation Mission B hat zum Ziel, landesweit herausragende Privatprojekte zugunsten der Biodiversität auszuzeichnen. Die Anmeldung hat Barbara Hohl online entdeckt. «Uns geht es nicht um den Preis, wir haben bereits ein Fernrohr», lacht sie. «Aber wir möchten andere inspirieren.»

Bild: Alex Spichale
Viele Gartenbesitzende glauben, Stein- oder aufgeräumte Ziergärten seien viel günstiger und weniger aufwendig als Naturgärten. «Wir möchten zeigen, dass es sich absolut lohnt, einen blühenden Naturgarten anzulegen. Es macht glücklich und gibt sicher weniger Arbeit als ein herausgeputzter, getrimmter Ziergarten.»
Ihre Tochter Ronja, die gerade die Landschaftsgärtnerinnenlehre abgeschlossen hat, fügt hinzu: «Ausserdem sollte man aufgrund der zunehmenden Hitzetage jetzt Bäume pflanzen und sicher keine Steingärten mehr anlegen. Diese muss man in ein paar Jahren sowieso wieder abbauen, weil sie viel zu heiss werden.»

Bild: Alex Spichale

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Bild: Alex Spichale
Früher war das eine Kuhweide, danach ein Spielrasen
Ronja hat ihre Lehre bei einem konventionellen Gartenbauer gemacht. Nun hat sie zu einem Naturgartenbetrieb mit Bioterra-Zertifikat gewechselt. Aus Überzeugung. Sie erzählt: «Viele, die ihren Garten umgestalten lassen, haben wenig Ahnung. Sie wären glücklich über einen Naturgarten, wenn die Gartenbauer ihnen solche näherbringen würden.» So steht auch Ronja voll hinter dem Anliegen ihrer Mutter, ihren Garten als positives Beispiel bekannter zu machen.
Was man sich kaum vorstellen kann: Hier, wo verschiedene Ökosysteme wie Sumpfbeet, Magerwiese, Gemüsebeet, Kräuterecke, Schattengarten, Wildsträucher und Wildstaudenwiese ausgeklügelt nebeneinander existieren, war früher Rasen. Barbara Hohl erzählt: «Bevor wir unser Haus vor 21 Jahren hier gebaut haben, war das eine Kuhwiese. Vom Bau hatten wir kaum noch Geld für den Garten übrig.»

Bild: Alex Spichale
Als sie Kinder bekamen, legten sie einen Spielrasen mit Sandkasten an. Das war für ihr Natur-Herz nicht schlimm, denn nebenan wucherten riesige Hecken, in denen sich Vögel und andere Tiere tummelten. «Wir träumten aber schon immer von einem Naturgarten. Nur dass die Träume meines Mannes immer grösser wurden», erzählt die Mathematik-Dozentin an der PH Zug, die erst vor wenigen Monaten ihren Doktor in Erziehungswissenschaften gemacht hat, lachend.
Naturgärten müssen nicht teuer sein
Dann gab es plötzlich ein Bauprojekt auf dem Nachbargrundstück. «Da sagte ich zu meinem Mann, jetzt müsse es vorwärtsgehen, sonst wäre die Zufahrt mit Bagger für unseren Garten schwierig.» Um sich nicht zu verzetteln, gaben sie die Garten-Endplanung bei der Salamander Naturgarten AG in Schönenwerd in Auftrag. «Nur die Planung, die Arbeiten machte mein Mann mit Hilfe unseres 16-jährigen Sohnes nahezu allein.» Dazu arbeitete sich Baumeister Stefan Hohl sogar ins Schweisserhandwerk ein.

Bild: Alex Spichale
«So kostete unser Garten samt Bäumen rund 20’000 Franken. Die Planer sagten aber, wenn wir das hätten bauen lassen, wäre er locker auf 100’000 Franken gekommen», so Barbara Hohl. «Ich will nicht sagen, dass er billig war. Aber es muss ja nicht immer gleich alles sein. Man kann an einem Ort anfangen, so muss ein Naturgarten nicht teuer werden.»
Nun ist der wunderschöne Garten ein echtes Familienprojekt. Ronja hat ihr Fachwissen einbringen können. Die Bepflanzung war vor allem die Aufgabe von Barbara Hohl, die sich ihr Wissen wiederum online angeeignet hat. Und: Den Grossteil der Pflänzchen oder Samen hat sie aus ihrem vorherigen Garten und dem Nachbargrundstück gerettet.

Bild: Alex Spichale
Noch bis zum 8. September kann man unter www.missionb.ch für sie beim «Goldenen Schmetterling» abstimmen.Und man darf auch gern auf dem kleinen Fussweg, der an ihrem Haus vorbeigeht, den Garten bewundern oder sogar Samen pflücken. Das gibt gratis Inspirationen und erste Pflänzchen für den eigenen Naturgarten. «Und vielleicht kommt ja die Gemeinde irgendwann auf die Idee, einheimische Bäumchen statt Weihnachtsbäumen gratis an die Bevölkerung abzugeben», schlägt Barbara Hohl vor.