
Vater schlägt Schiedsrichter bei Juniorenspiel – deshalb nimmt die Polizei noch keine Ermittlungen auf
Das Video sorgte für Aufsehen: Bei einem Fussballspiel der C-Junioren ging ein Vater auf den Schiedsrichter los undschlug ihm ins Gesicht. Im «Blick» meldete sich nun der Sohn des Angreifers zu Wort. Der 15-Jährige verteidigt seinen Vater und meint: «Das Video wurde einfach so zugeschnitten, dass man das Vorher und das Nachher nicht sieht.» Auf Social Media würden sie nun Hasskommentare erhalten. «Es gibt Menschen, die sagen, man solle uns abschieben.»
Der Schiedsrichter erzählt im «Sonntags Blick» seine Sichtweise. Er habe Glück gehabt und nur einen Kratzer am Hals davongetragen. Nach der Attacke sei er aber in einem «richtigen Schockzustand» gewesen. Nun möchte er den Vorfall der Polizei melden.
Anonyme Anzeigen sind nicht möglich
Bereits zuvor versuchte ein Mann, anonym Anzeige zu erstatten. Das hat er gegenüber «20 Minuten» erzählt: «Ich habe als Jurist heute eine Strafanzeige bei der Kantonspolizei Aargau gegen den brutalen Vater gestellt, welcher im Video zu sehen war.» Doch das kommt bei der Polizei weniger gut an, denn anonyme Anzeigen könne man nicht einfach so entgegennehmen.
«Klar, es war unschön und ich habe mich auch aufgeregt, als ich das Video gesehen habe», sagt Mediensprecher Bernhard Graser auf Anfrage. «Aber wir können erst aktiv werden, wenn der Schiedsrichter selbst Anzeige erstattet.» Der Faustschlag sei als einfache Körperverletzung ein sogenanntes Antragsdelikt. Das bedeutet, dass nur das Opfer selbst rechtlich gegen den Täter vorgehen kann. Dazu hat der Schiedsrichter laut Schweizer Recht nun drei Monate Zeit.
Fussballverband und Fussball Club werden aktiv
Bereits untersucht wird der Vorfall vom Aargauischen Fussballverband (AFV), der ihn an den Schweizerischen Fussballverband weiterleitet. AFV-Präsident Luigi Ponte zeigte sich gegenüber Tele M1 fassungslos: «Ich war wirklich schockiert, dass man bei so einem Spiel so ausflippen kann.»
Der FC Villmergen distanzierte sich inzwischen von dem Vorfall. Auf Instagram postete der Club ein Statement für Fairplay und gegen Gewalt: «Der FC Villmergen verurteilt jegliche Form von Gewalt auf und neben dem Platz. Der Vorfall nach dem Spiel vom 31. Mai 2025 widerspricht unseren Grundwerten zutiefst.»
Der Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein: Gewalt gegen Schiedsrichter nimmt in der Schweiz zu. Laut Statistik kommt es bei etwa jedem hundertsten Spiel zu verbalen oder physischen Angriffen auf Unparteiische. Im Kanton Solothurn dürfen Schiris deshalb künftig Bodycams tragen. AFV-Präsident Ponte sieht diese Entwicklung allerdingskritisch: Kameras könnten eher provozieren als schützen, meint er.