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Schüsse und Fassungslosigkeit: Tötete ein Mann in Hägendorf und Egerkingen Teile seiner Familie?

Am Dienstag wurde in Hägendorf ein Rentnerpaar und in Egerkingen eine Frau getötet. Der mutmassliche Täter stellte sich selbst. Die Betroffenheit in beiden Dörfern ist gross.

Ein Absperrband, ein einsames Polizeiauto: Manches deutet am Mittwochmorgen darauf hin, dass wenige Stunden zuvor in einem Wohnquartier in Hägendorf etwas vorgefallen ist.

Der Tatort in Hägendorf. Die Polizei bewachte einen Tag später nach wie vor das Gebäude.Bild: Bruno KisslingWie die Kantonspolizei Solothurn schreibt, wurde am Dienstagnachmittag, gegen 14.30 Uhr, in einer Wohnung in Egerkingen eine Frau tot aufgefunden. Die Umstände deuteten auf ein Tötungsdelikt hin.

Zuvor waren am Tatort, und das berichten tags drauf verschiedene Anwohnerinnen und Anwohner, mehrere Schüsse gefallen. Die Polizei rückte umgehend mit einem Grossaufgebot aus. Der mutmassliche Täter stellte sich allerdings gleich selbst. Auf dem Polizeiposten im Dorf liess er sich widerstandslos festnehmen.

Aufgrund der Aussagen des 41-jährigen Schweizers rückte die Polizei anschliessend ins Nachbardorf aus, nach Hägendorf, ins besagte Wohnquartier. Doch für ein Rentnerehepaar dort kam jede Hilfe zu spät. Es wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Dass Schüsse gefallen sind, wurde von offizieller Seite bisher nicht bestätigt, nur so viel: Die Polizei habe im Einsatz keine Schüsse abgegeben.

Handelt es sich um ein Familiendelikt?
Was den Mann dazu bewogen haben könnte, mutmasslich drei Menschen zu töten, ist unklar. Das Motiv bleibt vorerst im Dunkeln, die Polizei schreibt einzig, dass sich die Beteiligten gekannt haben. Doch wie es in solchen Fällen nun mal ist, brodelt die Gerüchteküche relativ schnell. Gleich zwei Personen vor Ort wollen wissen, dass es sich bei den Opfern um die Ex-Frau des mutmasslichen Täters und deren Eltern gehandelt habe.

Dass es ein Familiendelikt war, wird allerdings nicht bestätigt. Aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen und den Persönlichkeitsschutz von Beteiligten und Angehörigen seien keine weiteren Angaben möglich, schreibt die Polizei.

Die Schule blieb am Mittwoch zu

Den Einsatz am Dienstag hautnah miterlebt hat Egerkingens Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi. Denn der Polizeiposten in Egerkingen befindet sich im selben Gebäude wie die Gemeindeverwaltung. So bekam sie es mit, als der Trubel losging und plötzlich Polizistinnen und Polizisten ausrückten. Wenig später wurde Bartholdi dann über die tragischen Umstände informiert.

Egerkingens Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi.Bild: Bruno KisslingIhre erste Reaktion: Ungläubigkeit – und Fassungslosigkeit. «Man hat das Gefühl, dass solche Dinge nur in Amerika passieren, aber nicht hier bei uns», erzählt die Gemeindepräsidentin am Mittwoch am Telefon. Seit 40 Jahren lebt sie in Egerkingen, an ein Tötungsdelikt kann sie sich nicht erinnern.

Und so fühle sie sich hilflos, habe zunächst nicht gewusst, wie sie reagieren soll. Die Polizei hat ein Care-Team aufgeboten. «Das hat geholfen», erzählt Bartholdi. Auf Anraten des Care-Teams habe man auch entschieden, die Schule im Dorf am Mittwoch ausfallen zu lassen. Gemäss eines Nachbarn hinterlässt die in Egerkingen getötete Frau ein Kind, welches zum Tatzeitpunkt in jener Schule war.

Bartholdis Mitgefühl gilt den Angehörigen. Und sie hofft, dass sich die Umstände möglichst rasch klären, weil sich der mutmassliche Täter selbst gestellt hat. «Auch wenn wir das Wieso wohl nie werden verstehen können.» Auch Hägendorfs Gemeindepräsident Andreas Heller drückt seine Betroffenheit aus. Er will sich aber nicht näher zum Vorfall äussern.

Erinnerungen an die Schenkkreismorde werden geweckt Die Ermittlungen zu den genauen Tathergängen sind nach wie vor im Gang. Nebst der Sicherung der Spuren gelte es insbesondere, die Umstände der Tat, den Hergang und das Motiv zu klären.

Im Einsatz standen zahlreiche Einsatzkräfte der Kantonspolizei Solothurn, die Staatsanwaltschaft, Mitarbeitende aus der Forensik und der Rechtsmedizin, ein Amtsarzt, der Rettungsdienst, Bestattungsunternehmen, die Feuerwehr Hägendorf, ein Care-Team sowie weitere Behörden.

Der Fall erinnert ein Stück weit an die grausamen Schenkkreismorde in Grenchen vor über 15 Jahren. Auch damals wurden drei Menschen getötet, Vater, Mutter und Tochter. Im Rahmen eines illegalen Schneeballsystems vermuteten die verschuldeten Täter, bei der Familie Geld und Wertgegenstände erbeuten zu können.

Doch in der Wohnung fanden sie nur wenig Wertvolles vor. Daraufhin töteten sie die gesamte Familie auf bestialische Weise.