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«Schulen zählten immer zu den besten» – als der Bildungsplatz Aarburg über die Landesgrenzen hinaus bekannt war

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts baute Aarburg ein modernes Schulhaus, das zu den schönsten der Region gehört. Die Bildungsgeschichte des Städtlis geprägt haben auch zwei private Institutionen: ein Knaben- und ein Töchterinstitut. Letzteres schloss vor 120 Jahren.

Der Bildungsplatz Aarburg war im 19. Jahrhundert dank zweier privater Lehranstalten weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt: zum einen durch das 1827 von Nanette Schmitter gegründete Töchterinstitut auf der Hofmatt, zum andern durch das Knabeninstitut Zuberbühler im Städtli. Ersteres wurde 1861 von Pfarrer Heinrich Welti-Kettiger übernommen, der das Institut ab 1870 in der Villa des Fabrikanten Adolf Grossmann an der Bahnhofstrasse weiterführte. Bis 1874 durften Mädchen die Bezirksschule nicht besuchen, weshalb diese Privatschule eine willkommene Einrichtung war. Welti-Kettiger war zudem während einiger Zeit auch für die Lehrerinnenausbildung zuständig.

Damals im ZT

Einmal im Monat öffnet die ­Redaktion eines der Jahrgangs­bücher im Archiv und schaut, was zu jener Zeit im ZT aktuell war. Heute: Die Bildungslandschaft in Aarburg um 1904. Das Primarschulhaus Höhe wurde Ende der 1960er-Jahre erbaut und 2015 saniert sowie um den Anbau links erweitert.

Aus Altersgründen ­geschlossen

1904 endete die Geschichte des Töchterinstituts. In einer kurzen Notiz im Zofinger Tagblatt vom 8. November ist zu lesen: «Wie wir vernehmen, hat Hr. Pfr. H. Welti-Kettiger die Weiterführung seines rühmlichst bekannten Töchterinstituts aus Altersrücksichten aufgegeben. Dasselbe existierte nun 43 Jahre lange.» Bei seiner Arbeit unterstützt wurde Welti-­Kettiger von seiner Frau Emma und den beiden Töchtern. Im Laufe der Jahrzehnte besuchten über 1000 Schülerinnen das Institut. Sie kamen, ähnlich wie es beim Knabeninstitut Zuberbühler der Fall war, aus aller Welt und wohnten meist intern, während nur wenige als Externe die Schule besuchten. Gemäss ZT kam es nicht selten vor, dass Töchter und sogar Enkelinnen einstiger Zöglinge ebenfalls hier zur Schule gingen, «ein Beweis von deren Liebe zum Institut».

Doch nun war die Schule aus. «Das Eingehen des Instituts ist nur zu beklagen, bildete dasselbe für Aarburg doch einen Faktor materieller Prosperität», schreibt das ZT weiter. «Durch die Pensionärinnen selbst erlangte es auch im Auslande eine gewisse Notorietät (Bekanntheit, Anm. d. Red). Wir wünschen dem verdienten Veteranen der Pädagogik ein recht langes, gesegnetes otium cum dignitate (dt. Musse in Würde).» Mit diesen Worten schliesst das ZT die Berichterstattung zum Welti’schen Töchterinstitut.

Zur selben Zeit wie Welti-­Kettiger sein Töchterinstitut aufgab, begann die Winterschule für die Aarburger Primarschüler. Veränderungen gab es auch für sie: Das neue Schulhaus auf der Hofmatt konnte Anfang November 1904 bezogen werden. Dem Bau vorangegangen war ein langer Streit um den Standort des Gebäudes.

Quellen und Nachschlagewerke

– Aarburger Haushalt-Schreibmappe: Ausgabe 1963

– Aarburger Neujahrsblatt: Ausgaben 1982, 2005 und 2025

– Landesindex der Konsumentenpreise, Teuerungsrechner: online unter lik-app.bfs.admin.ch/de/lik/rechner

– Online-Inventar der Kantonalen Denkmalpflege Aargau: INV-AAB901 Schulhaus Hofmatt, 1903–1904

– Webseite der Stadt Aarburg: www.aarburg.ch/uebersichtbildung

– Zofinger Tagblatt: Ausgaben vom 30. März 1903, 4. Oktober 1904, 31. Oktober 1904 und 8. November 1904

Im Dezember 1900 einigte sich die Gemeindeversammlung auf den Kauf verschiedener Landparzellen beim Herrenspittel. Da jedoch Gemeindeammann Adolf Scheurmann mit einem der Verkäufer verwandt war und bei der Abstimmung nicht in den Ausstand getreten ist, wurde gegen den Beschluss erfolgreich rekurriert und ein Schulhausbau bei der heutigen Alten Turnhalle in Erwägung ­gezogen.

Da jedoch das Areal beim Herrenspittel, dem ehemaligen Spital für die Gemeinden Aarburg, Oftringen und Niederwyl (Rothrist), von den vier in Betracht gezogenen Örtlichkeiten die geeignetste war, beschloss die Gemeindeversammlung 1901, das neue Schulhaus auf der Hofmatt zu bauen.

Schulhaus sollte nicht mehr als 150’000 Franken kosten

Den ausgeschriebenen Wett­bewerb gewann das Architekturbüro Bracher & Widmer aus Bern und erhielt den Bauauftrag. Das neue Haus sollte 12 Schulzimmer für 580 Kinder sowie Lokale für unter anderem die Kochschule erhalten und nicht mehr als 150’000 Franken kosten (was heute gegen 2 Mio. Franken entspräche).

Im März 1903 stimmte die Gmeind dem Projekt schliesslich zu, im Juli erfolgte die Grundsteinlegung und im November 1904 war das Gebäude bezugsbereit. Bei der Schulhauseinweihung nahm der Präsident der Schulpflege, Josef Gloor-L’Orsa, die Schlüssel für das Schulhaus Hofmatt entgegen und pries in seiner Rede die Schulen Aarburgs, weil sie schon immer zu den besten im Aargau gezählt hätten.

Gekostet hat das Schulhaus übrigens deutlich mehr. In einer Zwischenbilanz an der Oktober-­Gmeind 1904 war die Rede von 196 000 Franken, in heutigem Wert um die 2,5 Mio. Franken.

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