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Sie haben Finanzprobleme und Fachkräftemangel: Diese vier Kirchgemeinden prüfen eine Fusion

Die Reformierten Kirchgemeinden Kölliken, Muhen, Schöftland und Rued wollen in Zukunft mehr zusammenspannen. Ende Oktober beginnen die Infoveranstaltungen für den dreijährigen Prozess.

Schon während der Sommermonate war von der Reformierten Kirchgemeinde Schöftland zu vernehmen, dass die finanzielle Situation angespannt ist. Heidi Hunziker erklärte damals als stellvertretende Kirchenpflegepräsidentin und Zuständige für das Ressort Finanzen gegenüber der AZ, dass die Zahl der Mitglieder während der vergangenen acht Jahre um etwa 1000 Personen gesunken sei. Aktuell zählt die Kirchgemeinde rund 3300 Mitglieder. Das wirkt sich auch auf die Steuereinnahmen aus, die Rechnung 2024 wies zum ersten Mal ein grösseres Minus aus. «Wir hatten einen Einnahmenrückgang von 160’000 Franken gegenüber dem Vorjahr», so Hunziker.

Die reformierte Kirche Kölliken scheint das Problem zu teilen, schon im Mai informierte die Kirchenpflege über finanzielle Herausforderungen. Im September wandte sie sich wieder mit einem offenen Brief an die Kirchgemeinde und informierte darin unter anderem über die Eröffnung eines Spendenkontos. Damit will man den Mitgliedern der Kirchgemeinde die finanzielle Unterstützung der Organisation ausserhalb der Kirchensteuer ermöglichen.

Alle kämpfen mit Herausforderungen

Nun ist klar, dass auch andere Kirchgemeinden in der Region mit Herausforderungen zu kämpfen haben und deshalb zusammenspannen wollen. In einer Medienmitteilung informieren die Reformierten Kirchgemeinden Kölliken, Muhen, Rued und Schöftland über eine geplante Annäherung. Die Reformierten Kirchgemeinde Rued zählt Mitglieder aus Schlossrued und Schmiedrued, die Reformierte Kirche Schöftland ist für die Kirchgemeindemitglieder aus Bottenwil, Hirschthal, Holziken, Schöftland und Staffelbach da. Kölliken und Muhen sind jeweils eigenständige Kirchgemeinden.

Gemeinsam wollen die vier Kirchgemeinden einen Prozess starten, «bei dem ergebnisoffen eine engere Kooperation bis hin zu einem Zusammenschluss geprüft werden soll». Als Gründe werden in der Mitteilung explizit Herausforderungen im finanziellen Bereich mit stetig sinkenden Steuereinnahmen infolge Kirchenaustritten, die steigenden Immobilienkosten sowie der zunehmende Fachkräftemangel genannt.

Mit der verstärkten Kooperation – oder sogar der allfälligen Fusion – will man das kirchliche Leben vor Ort und in der Gemeinde erhalten und steigern. Im administrativen Bereich sollen Synergien genutzt und eine Professionalisierung angestrebt werden. Zudem sollen die Kosten stabilisiert und reduziert werden.

Die vier Kirchgemeinden haben also ihre Erwartungen für die engere Zusammenarbeit gesetzt und dazu einen genauen Zeitplan entworfen. Der ganze Prozess könnte bis zu drei Jahren dauern, die Mitglieder der Kirchgemeinden können sich in drei Abstimmungen dazu äussern.

Anstehende Veranstaltungen

 Reformierte Kirche Kölliken:
– Infoveranstaltung am 24. November um 19 Uhr, Kirchgemeindeversammlung direkt im Anschluss.

Reformierte Kirche Muhen:
– Infoveranstaltung am 19. November um 19.30 Uhr
– Kirchgemeindeversammlung am 30. November

Reformierte Kirche Rued:
– Infoveranstaltung am 22. November um 9.30 Uhr
– Kirchgemeindeversammlung am 7. Dezember

Reformierte Kirche Schöftland:
– Infoveranstaltung am 29. Oktober um 19 Uhr
– Kirchgemeindeversammlung am 9. November

Ende 2028 soll alles in trockenen Tüchern sein

Der Startpunkt wird mit Infoveranstaltungen und den Kirchengemeindeversammlungen im Winter gesetzt. Die Stimmberechtigten sollen dann die Abklärungsarbeiten für die Kooperation, beziehungsweise den Zusammenschluss genehmigen. Daraufhin würden mehrere Projektgruppen, angeleitet von einer Projektsteuerung, die Arbeiten aufnehmen.

Wenn die Abklärungsergebnisse vorliegen, ist der Ball wieder bei den Kirchengemeindeversammlungen. Das Stimmvolk soll dann, voraussichtlich im Frühling 2028, die Ausarbeitung der Verträge für die Kooperation oder den Zusammenschluss in die Wege leiten. In einem dritten Schritt müssen die Verträge bewilligt werden, dies könnte Ende 2028 der Fall sein. Anschliessend werde die Umsetzung vorbereitet, heisst es in der Medienmitteilung.

Die vier Kirchgemeinden stehen bei diesem Prozess nicht alleine da, sie werden von der Reformierten Landeskirche Aargau unterstützt. Auch in finanziellen Belangen leistet die Landeskirche dabei Unterstützung, die Synode hat im Juni 2025 dafür die nötigen Grundlagen geschaffen.

Die vier Kirchgemeinden aus dem Suhren-, dem Rueder- und dem Uerkental sind nicht die Einzigen, die mit einer Fusion flirten. Anfang Jahr sprachen die Präsidenten der Reformierten Kirchenpflegen von Ober- und Unterentfelden über die dort laufenden Fusionsabklärungen. Auch dort wurden finanzielle Gründe und Fachkräftemangel als ausschlaggebende Punkte genannt. Die Entfelder Kirchgemeinden nahmen die Abklärungen bereits 2024 auf, im kommenden Jahr sollen die beiden Kirchgemeindeversammlungen das letzte Wort haben.