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Sie profitieren von der Krise: Diese Händler übernehmen die Flächen von Depot, Alnatura und Co.

Im Schweizer Detailhandel findet ein Wandel statt. Die Migros schliesst Fachformate, Ketten wie Depot gehen Konkurs. Doch des einen Leid ist des anderen Freud.

Die Läden von Melectronics sind Geschichte, jene von Depot auch, die Alnatura-Supermärkte schliessen demnächst: In der jüngeren Vergangenheit machte der Schweizer Detailhandel den Eindruck einer Krisenbranche. Mehrere Geschäftsaufgaben von bekannten Marken prägten die Schlagzeilen. Doch der Schein trügt. Viele der freigewordenen Ladenflächen wurden bereits wieder vermietet. Das Aus der Läden war für andere die Chance, an gut gelegene Flächen zu kommen.

Viele Standorte kamen mit dem Aus der Migros-Fachformate auf den Markt. Eine Mehrheit von 20 der 37 Melectronics-Filialen wurde vom deutschen Elektronikhändler Mediamarkt übernommen. Von 14 Bikeworld-Filialen verkaufte die Migros 12 an den Berner Velohändler Thömus. Bei 27 von 49 Standorten des Sporthändlers SportX schlug die deutsche Dosenbach-Ochsner-Gruppe zu, die Läden der gleichnamigen Schuh- und Sportläden eröffnete.

Kleinteiliger gestaltete die Migros den Verkauf ihrer Do-It-Baumärkte. Zwei Filialen in Pfungen ZH und Losone TI gingen an den Bauhändler Bauhaus, andere an Landi, Obi oder wie im Fall von Bern an Jumbo, das Bauhaus des Konkurrenten Coop.

Durch den Konkurs des deutschen Dekohändlers Depot kamen 34 Ladenflächen auf den Markt. Diese gingen ebenfalls an einzelne Händler. In den Städten Luzern und Bern etwa griff die deutsche Parfum-Kette Douglas zu. Diese befindet sich auf Expansionskurs: Wie CH Media erfahren hat, wird sie voraussichtlich nächstes Jahr auch im Nordtrakt des Zürcher Hauptbahnhofs eine Filiale eröffnen – an einer der meistfrequentierten und wohl auch teuersten Lagen der Schweiz.

Die Depot-Filiale an bester Lage in Bern geht an den Parfumhändler Douglas.
Bild: Keystone

Eine Depot-Filiale am Zürcher Rennweg ging an die amerikanische Modekette Brandy Melville, eine im Zürcher Hautpbahnhof an den dänischen Dekorationshändler Søstrene Grene. In drei Fällen schlug der deutsche Drogeriehändler Rossmann zu, der im Dezember 2024 seine erste Schweizer Filiale eröffnete. Er übernahm Flächen im Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen ZH, in Rapperswil-Jona SG und Chur GR.

Im vergangenen Jahr musste auch der Modehändler Esprit aus Hongkong seine 34 Filialen in der Schweiz aus wirtschaftlichen Gründen schliessen. Ein Teil davon wurde im Franchising-System betrieben und von den Lizenzpartnern durch Läden anderer Marken ersetzt. Für die 23 von Esprit geführten Läden wurden in vielen Fällen individuelle Lösungen gefunden.

Esprit ist aus der Schweiz verschwunden. Übernommen hat die Läden unter anderem Rossmann.
Bild: Keystone

In Basel übernahm der zur österreichischen XXL-Lutz-Gruppe gehörende Möbel Pfister eine Ladenfläche von Esprit. In Aarau, Chavannes-des-Bois VD und Uster ZH gingen die Mietverträge an die dänische Modemarke Only, im Einkaufszentrum Shoppi Tivoli in Spreitenbach AG und in Emmen LU an die spanische Kleiderkette Inditex (bekannt für Marken wie Zara und Bershka), in Vevey VD an die US-Jeans-Marke Levi’s.

An der Zürcher Bahnhofstrasse übernahm die niederländische Kosmetikkette Rituals den zweistöckigen Laden und eröffnet dort diesen Mittwoch nicht nur eine neue Filiale, sondern auch den ersten Schweizer Ableger des Wellness-Konzepts Mind Oasis. Ein paar Meter weiter soll es weiterhin Esprit-Kleider geben: In einem derzeit leerstehenden Laden an der Bahnhofstrasse sollen die noch vorhandenen Lagerbestände während drei Jahren verkauft werden, wie CH Media erfahren hat.

Hatte keine Zukunft in der Schweiz: Weltbild.
Bild: Keystone

Vor gut einem Jahr musste der Schweizer Ableger von Weltbild Konkurs anmelden und 24 Filialen schliessen. Für einige wurden Nachmieter gefunden: In Solothurn übernahm das Schweizer Modelabel Nile, in St.Gallen der Discounter Otto’s und in Basel die Modemarke Tally Weijl. Ein ähnliches Schicksal ereilte die 33 Läden von The Body Shop, die Lizenznehmerin Coop per Ende Mai schloss. Einige Flächen wurden von Coop selbst übernommen, andere gingen an externe Mieter, in Zürich etwa an den lokalen Parfumhersteller Gisada und den Telekomkonzern Salt, in Aarau an wechselnde Pop-Up-Anbieter. Wieder andere warten noch auf Nachmieter.

Werden in vielen Fällen zu Müller-Filialen: Die Supermärkte von Alnatura.
Bild: Keystone

Für fast alle der 25 Alnatura-Supermärkte, welche von der Zürcher Migros-Genossenschaft betrieben und per Ende Jahr geschlossen werden, gibt es ebenfalls Nachfolgelösungen. Zehn Läden gehen an die deutsche Drogeriekette Müller, die – ähnlich wie Rossmann – hierzulande einen forschen Wachstumskurs fährt. Vier Standorte wird die Migros weiterhin selbst nutzen, etwa für Supermärkte. Wie sie im September mitteilte, laufen für sieben Läden individuelle Verhandlungen, in vier Fällen läuft der Mietvertrag aus.

Noch keine Nachmieter bekannt sind für drei Filialen der Schweizer Kleiderkette Bayard in Winterthur, Basel und Zürich, die im Dezember und Januar geschlossen werden. In Zürich und Basel hätten die Mieten nach dem Ende des laufenden Vertrags erhöht werden sollen, sagt Geschäftsführerin Silvia Bayard zu CH Media. Wer diese erhöhten Mieten bezahlen kann, ist unklar – denkbar ist, dass sich Rossmann und Müller diese Flächen zumindest anschauen.

Wird im Januar geschlossen: Bayard-Filiale in Zürich.
Bild: Elizabeth Desintaputri

Ende Februar schloss auch das Jelmoli-Warenhaus in Zürich seine Türen für immer. Nach dem Umbau des Gebäudes wird am Haupt-Standort an der Bahnhofstrasse auf drei Stockwerken Manor einziehen. Aus dem ursprünglich für 2027 angekündigten Einzug wird aber nichts. Laut eines Sprechers der Swiss Prime Site, die das Gebäude besitzt, werde eine Eröffnung im Jahr 2028 angepeilt. Unter anderem muss im Gebäude eine umfangreiche Schadstoffsanierung durchgeführt werden.

Zwei Jelmoli-Flächen am «Circle» am Flughafen Zürich wurden ebenfalls neu vermietet: Eine an die Luzerner Confiserie Bachmann, eine andere als Zwischennutzung an den Autobauer Microlino und nun an einen neuen Mieter, den der Flughafen noch nicht nennen will.

Ist Geschichte: Das Warenhaus Jelmoli.
Bild: Michael Buholzer / Keystone (27.2.2025)