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Patti Basler: «Wenn ich für alle meine Dummheiten Geld genommen hätte, wäre ich heute eine reiche Frau»

Der nächste Teil der Sommerserie: Kabarettistin und Autorin Patti Basler ist die bekannteste Satirikerin der Schweiz. Die 47-Jährige aus Baden stellt sich den Fragen der AZ auf eine gewohnt humorvolle Art. 

Welche Person hat Sie jemals richtig wütend gemacht und warum?

Wahrscheinlich meine Schwester Colette, da ist die emotionale Nähe gross genug, um Gefühle evozieren zu können und die Bindung stark genug, Gefühle zuzulassen. Gründe gibt es immer.

Welche heimliche Gewohnheit haben Sie, von der niemand weiss?

Rechtsklicken auf dem Touchpad. Das weiss ich selbst erst, seit ich vor einigen Tagen mein Gerät gewechselt habe. (Apropos Gerät: Ich mochte Äpfel als Kind schon nicht besonders, da ich sie immer von den Bäumen pflücken musste. No Jobs for me with Apple.)

Wenn Sie etwas aus Ihrer Vergangenheit ungeschehen machen könnten, was wäre das?

Nichts.

Was ist das Dümmste, das Sie je für Geld gemacht haben?

Wenn ich für alle meine Dummheiten Geld genommen hätte, wäre ich heute eine reiche Frau. Das Dümmste daran ist tatsächlich, dass ich es meist gratis tat. Oder gar bezahlte.

Was ist das beste Kompliment, das Sie jemals erhalten haben?

«Boah, Digga, die hat dich zerstört, Alter!» von einer Jugendlichen, mit deren Buddy ich mir ein verbales Diss-Battle lieferte, weil er mir mein Fahrrad klauen wollte.

Wann haben Sie das letzte Mal richtig geweint und weshalb?

Heute. Ich versuche nach Möglichkeit, mich einmal täglich zum Weinen zu bringen. Es ist dem Urinieren nicht unähnlich. Es reinigt, man verliert Flüssigkeit und meist ist es nötig, wenn man sich ins Elend gesoffen hat.

Was ist das Verrückteste, was Sie jemals getan haben?

Das vermag ich nicht zu beurteilen. Barfuss aufs Punkkonzert? Per Anhalter durch Europa (für die Jüngeren: Das ist wie Uber auf Wish bestellt. Gratis, aber unberechenbar). Heiratsantrag an Viola Amherd?

Was war das beste Geschenk, das Sie jemals bekommen haben, und warum?

Die Einladung zu meinem ersten Poetry-Slam. Eine Art Trojanisches Steckenpferd: ein Hobby, in welchem sich eine Berufung versteckt.

Gibt es eine Person, die Sie in Ihrem Leben massgeblich beeinflusst hat? Wenn ja, wie und warum?

Da gibt es garantiert viele. Oft gar ungewollt. Vorbilder hatte ich jedoch keine. Mit einer Ausnahme: meine Cousine Sonja, drei Jahre älter und schon als Kind gewitzt, schlagfertig und unerschrocken auch gegenüber Autoritäten. So wollte ich auch sein.

Was ist das Gemeinste, das Sie jemandem angetan haben?

Das müssten die Betroffenen sagen. Ich habe einmal jemandem zu Recht die Nase gebrochen, aber leider auch das eine oder andere Herz. Der Rest ist Satire. Da braucht es etwas Boshaftigkeit.

Kabarettistin Patti Basler und Pianist Philippe Kuhn bei einem Auftritt in der Alten Kirche Würenlos 2022.
Bild: Sibylle Egloff Francisco

Wenn Sie einen Tag in einem anderen Beruf verbringen könnten, welchen würden Sie wählen und warum?

Ich wäre fast versucht, zu sagen: Prostituierte. Da ja oft argumentiert wird, dies sei ein Beruf wie jeder andere. Nur würden wohl die wenigsten ihre Tochter, Schwester, Mutter, Ehefrau oder sich selbst ins Praktikum schicken. Daher doch lieber Software-Entwicklerin bei Apple.

Für was geben Sie unnötig viel Geld aus?

Für 3G: Gastronomie, Getränke und Groupies … Und das ist nicht weit von der Wahrheit entfernt. Tatsächlich schlagen die Hotels zu Buche.

Haben Sie jemals etwas gestohlen? Was war es?

Socken und Kondome. Was ja im Grunde fast dasselbe ist. An dieser Stelle bitte ich um Entschuldigung beim Manor in Aarau. Aber ich habe es erst zu Hause gemerkt. Und die Socken waren nicht mal weiss.

Welchen Spitznamen haben Sie, den Sie aber nicht leiden können?

Ich werde den Teufel tun und hier die Leute auf Ideen bringen.

Was ist das Peinlichste, das Ihre Eltern jemals über Sie erfahren mussten?

Die lesen es gerade hier: Wofür ich unnötig viel Geld ausgebe. Liebe Eltern, ihr seid ja auch katholisch aufgewachsen. «Fressen, Saufen, Herumhuren» ist okay, wenn man danach beichten geht. Und für Socken bezahle ich mittlerweile. Amen.