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Einblick in die Strukturen der Hamas, Schweizer Politiker fordern Hisbollah-Verbot und die Schweiz als Vermittlerin bei der Geiselbefreiung im Nahen Osten

Ahmad Mansour war Mitglied der Hamas und gewährt als Experte für Deradikalisierung Einblicke in die Strukturen von Terrorgruppen. Das Hamas-Verbot ist noch nicht genug. Nun soll auch die Hisbollah verboten werden, fordern Politiker. Und Israels Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert spricht über die Rolle der Schweiz im Nahostkonflikt.

Ahmad Mansour war Mitglied der Hamas-nahen «Islamischen Bewegung» in seinem Heimatort Tira in Zentral-Israel. Als es zur Rekrutierung und Radikalisierung kam, war er zwischen dreizehn und zwanzig Jahren.

Im Interview mit der «NZZ am Sonntag» gibt der heute 49-jährige Deutsch-Israeli mit palästinensischen Wurzeln einen exklusiven Einblick in den Alltag der Terroristen und zeigt, wie es diesen gelingt, junge Menschen so zu radikalisieren, dass sie zu Gräueltaten wie jüngst in Israel fähig werden.

Schweizer Politiker wollen auch Hisbollah verbieten

Der Bundesrat hat diese Woche das Hamas-Verbot beschlossen – dies geht aber manchen Parlamentariern zu wenig weit, schreibt die «Sonntagszeitung». Auch die palästinensischen Organisationen und die libanesische Hisbollah müssten ihrer Meinung nach, als Terrororganisationen eingestuft werden. «Alle Gruppierungen, die Gewalt und Judenhass verbreiten, sind eine Gefahr und gehören auf eine schwarze Liste», sagt Mitte-Nationalrätin Marianne Binder.

Hisbollah-Kämpfer im südlichen Libanon.
Bild: Hussein Malla / AP

Politiker der SVP bis zur Mitte wollen auch den Kurs gegenüber dem Iran verschärfen und die Schutzmachtmandate prüfen. «Wir bieten dem Regime schon lange unsere Guten Dienste an, trotzdem unterstützt es weiterhin den Terrorismus», sagt FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann. Da müsse man sich schon fragen, was das noch bringe. Die Schweiz nimmt im Iran einerseits die Interessen der USA wahr. Andererseits vertritt sie den Iran gegenüber Saudi-Arabien und Kanada.

Israels Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert: «Die Schweiz könnte bei der Geiselbefreiung helfen.»

Im Interview mit dem «Sonntagsblick» spricht der israelische Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert über die prekäre Lage im Nahen Osten. Er wirft den Geheimdiensten Überheblichkeit und Arroganz vor: «Die Hamas-Leute sind primitive Mörder. Aber sie sind raffiniert, entschlossen und auf ihre Ziele fokussiert. Zudem haben sie uns offenbar auf sehr kluge Weise manipuliert und getäuscht.»

Der ehemalige israelische Premierminister Ehud Olmert am 13. Mai 2014 im Bezirksgericht in Tel Aviv, Israel. 
Bild: Finbarr O’reilly / EPA

Olmert sagt rückblickend, dass er bereits zu seiner Zeit als Ministerpräsident mehr hätte tun müssen, um die Hamas im Gazastreifen zu zerschlagen, doch aufgrund der damaligen politischen Umstände sei er damals dagegen gewesen. Der ehemalige Ministerpräsident betont zudem, dass die Strukturen der Hamas nach dem Terrorangriff vom vergangenen Samstag zerstört werden müssen.

Ehud Olmert äussert sich im «Sonntagsblick»-Interview auch zur Rolle der Schweiz im Nahostkonflikt. Er glaube nicht daran, dass die Schweiz als Vermittlerin eine Entspannung zwischen Israel und Hamas erreichen kann. Aber: «Die Schweiz könnte lediglich bei der Freilassung der gegenwärtig von der Hamas festgehaltenen Geiseln behilflich sein.» (cam)