
Sozialausgaben im Aargau knacken 3-Milliarden-Marke – deutlich mehr Menschen beziehen Ergänzungsleistungen
Die SVA Aargau hat im Geschäftsjahr 2024 zum ersten Mal mehr als 3 Milliarden Franken ausgezahlt – rund 3 Prozent mehr als im Vorjahr. «Der demografische Wandel sowie der Ausbau der Sozialversicherungsleistungen von Bund und Kanton führten dazu», sagt CEO Christoph Häberli.
Die Zahl der Fälle stieg auf rund 370’000, was einem Plus von 11 Prozent entspricht. Den Löwenanteil von über 320’000 Fällen machten die Prämienverbilligung und die Ergänzungsleistungen aus. Dem Unternehmen, das dem Kanton gehört, sind zehn Sozialversicherungen der ersten Säule angeschlossen.
Prämienverbilligung enorm gestiegen
Über 185’000 Personen (+9.5%) haben eine Prämienverbilligung erhalten. Das entspricht jeder vierten Person, die im Aargau wohnt. Die Summe der Beträge stieg um 32 auf 389 Millionen Franken (+8,2%). Dies vor allem, weil der Grosse Rat einen höherenKantonsbeitrag (146 Millionen Franken) für 2024 gesprochen hatte. Laut Rechnung hat der Kanton nur 119 Millionen Franken davon gebraucht. Die Bundesbeiträge machen knapp 270 Millionen Franken aus.
Nach automatisierten Kontrollen der SVA Aargau kam es in 5322 Fällen zu einer Rückforderung für die Jahre ab 2020. In der Summe belaufen sie sich auf 18,1 Millionen Franken.
Schwarze Liste wächst um 300 Personen an
Wer seine Krankenkassenprämien nicht bezahlt und betrieben wird, landet im Aargau auf der sogenannten schwarzen Liste. Ende 2024 standen 5577 Personen (+299) auf ihr.
Die Krankenkassen haben der SVA Aargau knapp 49’000 neue Betreibungen gemeldet (+11 Prozent). Diese Verfahren können bis zu zwei Jahre dauern. Wer die Schulden auch nach einer Pfändung nicht zahlen kann, wird von der Liste gestrichen.
Die Krankenversicherer haben dem Kanton via SVA Aargau 12’000 Verlustscheine für nicht bezahlte Krankenkassenschulden in Rechnung gestellt. Kosten für Verlustscheine inklusive Rückerstattungen sanken von 14,7 auf 13,5 Millionen Franken. Der Aargau liegt unter dem Schweizer Durchschnitt. Die Verlustschein-Forderungen müssen die Gemeinden zu 95 Prozent und der Kanton zu 5 Prozent zahlen.

Bild: zvg
Plus bei Ergänzungsleistungen
Über 21’000 Personen haben von der SVA Aargau Ergänzungsleistungen (EL) bezogen. Sie belaufen sich auf 312’000 Franken (+2,4%). «Steigende Strom- und Wohnkosten führen dazu, dass mehr Menschen im Aargau sich für Ergänzungsleistungen anmelden», sagt Christoph Häberli. Bereits 30 Prozent haben dies digital getan. Die Bearbeitungsdauer der Anmeldungen sank um 6 auf 39 Tage. Per Gesetz dürfen es maximal 90 Tage sein.
Über 74’000 Personen erhalten eine AHV-Rente. Im Durchschnitt beträgt sie 1912 Franken. Das Maximum liegt bei 2450 und das Minimum bei 1225 Franken. Die AHV-Zahlungen im Aargau summierten sich auf 1,8 Milliarden Franken.
Nur wenig mehr IV-Beziehende
Die Invalidenversicherung (IV) registrierte 7778 Anmeldungen (+1 Prozent). Der langjährige Trend setze sich fort, wenn auch moderater, so Häberli. 2189 verunfallte oder erkrankte Personen sind zurück in der Arbeitswelt, 106 in einem geschützten Rahmen. Die Quote der Wiedereingliederung liegt bei 59 Prozent, laut dem CEO ein im schweizweiten Vergleich hoher Wert.
Mehrere Missbrauchsfälle bei der IV
Die IV-Stelle der SVA Aargau hat 95 Verdachtsfälle von Versicherungsmissbrauch überprüft – in einem Fall mit einer Observation als letztem Mittel. Je acht Renten wurden aufgehoben und verweigert. Die möglichen Einsparungen betragen rund 5,8 Millionen Franken. Eine weitere Observation von 2023 führte dazu, dass IV-Leistungen eingestellt wurden.
Bei den Ergänzungsleistungen prüfte der SVA Aargau zehn Verdachtsfälle. Leistungen wurden in fünf aufgehoben oder verweigert, in einem Fall reduziert. In vier Fällen waren die Leistungen berechtigt.
Vermögen wächst auf 170 Millionen Franken
Die SVA Aargau hat einen Ertragsüberschuss von 16,1 Millionen Franken erzielt. Er fliesst in die Reserven. Diese haben sich auf 170 Millionen Franken erhöht. Der Vermögensertrag belief sich auf 11,5 Millionen Franken. «Die robuste Finanzsituation ermöglicht es uns einerseits, Investitionen und Vorhaben aus eigener Kraft zu finanzieren», sagt Anita Koch, CFO und Stellvertreterin von CEO Häberli. «Andererseits konnten wir dank der Reserven auf eine Erhöhung der Verwaltungskostenbeiträge verzichten, obwohl der Bundesrat die Familienzulagen per 2025 erhöhte.»
Deutlich mehr Personal als im Vorjahr
Die SVA Aargau hat 27 Stellen geschaffen und zählt neu 444. Diese verteilen sich auf 530 Mitarbeitende. Vor allem wurde IV-Personal eingestellt, um Personen wieder ins Arbeitsleben einzugliedern. «Das ist ein sehr personenbezogenes Business», sagte Häberli. Der Personalaufwand des Unternehmens hat sich um 5 auf 56 Millionen Franken erhöht und ist hauptsächlich für den höheren Verwaltungsaufwand von 79,5 Millionen Franken (+8,3 Mio.) verantwortlich.