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Prinzessin im Pilotensitz: Spaniens Thronfolgerin Leonor beginnt die letzte Etappe ihrer Militärausbildung

Nach Heer und Marine steigt die 19-Jährige nun ins Cockpit – in San Javier lernt Leonor Militärjets zu steuern, darunter ein Trainingsflugzeug aus der Schweiz.

Auch für Prinzessin Leonor sind die Sommerferien nun zu Ende. Nach ein paar Urlaubswochen mit ihrer Familie auf Mallorca und in Griechenland geht es für Spaniens Thronfolgerin im September zurück in den Alltag. Allerdings nicht in einen gewöhnlichen Studentenalltag: Die 19-Jährige tritt in die traditionsreiche Luftwaffenschule Academia General del Aire im südspanischen Ort San Javier in der Region Murcia ein. Dort beginnt die dritte und letzte Etappe ihrer militärischen Ausbildung.

Nach ihrem Jahr beim Heer und einem weiteren bei der Marine soll die Kronerbin Spaniens nun lernen, Militärjets und Hubschrauber zu steuern. Das königliche Staatsoberhaupt ist in Spanien nicht nur oberster Repräsentant des Landes, sondern formell auch Befehlshaber der Armee. Derzeit hat diese Rolle noch Leonors 57 Jahre alter Vater Felipe VI. inne. Nach Felipes Tod oder einem freiwilligen Rückzug würde Leonor dann zur Königin. Dafür wird sie jetzt schon vorbereitet.

«Der Beitrag der Prinzessin zu den Streitkräften ist sehr wichtig – für ihre Zukunft, aber auch, weil er junge Menschen motiviert, die Institution zu schätzen», sagte Verteidigungsministerin Margarita Robles bei einem Besuch der Akademie vor einigen Tagen. Man könne, so Robles weiter, mit grossem Stolz sagen, «dass Leonor sich in allen Phasen ihrer Ausbildung als eine von vielen integriert hat – mit Professionalität, Interesse und einer grossartigen Kameradschaft».

Die Luftwaffenschule im Küstenort San Javier muss man sich wie eine kleine Garnisonsstadt vorstellen – mit über 1000 Kadetten, Lehrkräften und anderem Personal. Es gibt zahlreiche Wohngebäude, Sporthallen, ein Schwimmbad, eine eigene Bankfiliale, Cafeterias, eine Bibliothek – und natürlich einen grossen Flugplatz, der über zwei Start- und Landepisten verfügt. Schon Leonors Vater König Felipe VI. absolvierte hier 1989 seine Flugausbildung, ebenso zuvor Grossvater Juan Carlos. Mit Leonor tritt hier nun bereits die dritte Generation an.

Das Schulflugzeug kommt aus der Schweiz

Leonors Stundenplan werde derselbe sein wie der ihrer Kameradinnen und Kameraden, versicherte Oberst Luis Felipe González Asenjo, der Akademiechef. Das heisst konkret: Aufstehen um 6.30 Uhr, Unterricht von 8.00 bis 18.00 Uhr, dann Freizeit oder Studium, Nachtruhe ist um 22.00 Uhr. Leonor wird das Zimmer mit drei anderen Kadettinnen teilen. Es gibt auch für Ihre Majestät keine eigene Toilette und Dusche, sondern nur gemeinschaftliche Sanitäranlagen. Für Leonor bedeutet das wie schon in den bisherigen zwei Militärjahren: keine Privilegien.

Zum Ausbildungsprogramm gehört zunächst ein Training im Flugsimulator. Erst wenn sie dort alle Handgriffe kennt, darf die Thronfolgerin im Cockpit einer Flugmaschine Platz nehmen. Normalerweise findet die praktische Unterweisung in einem Trainingsjet vom Typ Pilatus PC-21 statt – ein hochmodernes Schulflugzeug, das vom Schweizer Flugzeugbauer Pilatus stammt. Neben Flugtheorie und Praxis gehört inzwischen auch der Umgang mit Drohnen zum Lehrplan.

Verteidigungsministerin Robles sieht Leonor als Vorbild für andere Frauen. Ihre Militärausbildung sei derzeit ein wichtiger Werbefaktor für die spanische Berufsarmee, die dringend neue Rekruten sucht. «Für mich als Frau, die fest an die Stärke von Frauen glaubt, ist es sehr wichtig, dass es viele Soldatinnen gibt», sagte sie. Laut Gleichstellungsbericht sind mittlerweile mehr als 16’000 Soldatinnen in Spaniens Streitkräften aktiv – das entspricht 13,2 Prozent. Der Frauenanteil ist damit höher als im europäischen Durchschnitt. In der spanischen Luftwaffe liegt er sogar bei knapp 15 Prozent.

Leonors Ausbildung als PR-Coup

König Felipe, Prinzessin Sofia, Königin Letiza und Prinzessin Leonor (von links).
Bild: Patrick Van Katwijk / WireImage

Und wie geht es 2026 mit Leonor weiter? Mit dem Jahr bei der Luftwaffe endet die militärische Grundausbildung der Prinzessin. Danach steht die Entscheidung über ein Universitätsstudium an. Noch ist offen, ob sie dann ihrer Schwester Sofía folgt, die ab September Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen in Lissabon, Paris und Berlin studiert. Im Königshaus heisst es lediglich, Leonor werde ihre akademische Laufbahn «den Anforderungen ihrer künftigen Rolle entsprechend» wählen.

Die Ausbildung Leonors gilt nicht nur als Pflichtprogramm, sondern auch als PR-Coup. Denn die junge Prinzessin geniesst im Land eine erstaunlich hohe Popularität. Umfragen zufolge hat ihr die Entscheidung, dem Vaterland auch als Soldatin zu dienen, viel Achtung und Sympathie eingebracht. Ihr Bild als fleissige, pflichtbewusste Armeekameradin in der Kaserne stärkt die Akzeptanz der Krone.

Im Beliebtheitsranking liegt Leonor bereits gleichauf mit ihrem Vater Felipe, der das Königshaus in den elf Jahren seiner Amtszeit bisher ohne Skandale in die Zukunft steuerte. Am unrühmlichen Ende der Popularitätsskala liegt, wie nicht anders zu erwarten ist, Leonors königlicher Grossvater. Der inzwischen 87-jährige Juan Carlos musste 2014, nach einer langen Serie von Skandalen, abdanken und das Land anschliessend verlassen. Seit fünf Jahren lebt er im Luxus-Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten und kommt nur noch gelegentlich per Privatjet zu kurzen Besuchen in sein Heimatland.