
Macht ChatGPT unser Gehirn faul? Eine Studie hat das untersucht
Arbeit macht nicht unbedingt glücklich. Arbeit delegieren aber offenbar noch weniger. Das ist das Faziteiner Studievon Forschenden der Universität Cambridge. Sie untersuchten, wie es sich anfühlt, mit ChatGPT, mit Googeln oder ganz ohne Hilfe einen Essay zu schreiben. Sie teilten die Teilnehmenden in diese drei Gruppen auf und schauten mittels eines EEGs, was dabei im Gehirn passiert.
Dabei zeigte sich, dass die Gehirne in den drei Essay-Schreiber-Gruppen deutlich anders arbeiteten: Und zwar arbeitete das Gehirn umso geringer vernetzt, je stärker die externe Hilfe war. Die verschiedenen Netzwerke im Gehirn waren bei der Gehirn-only-Gruppe am stärksten aktiviert, bei jenen, die mit ChatGPT arbeiteten, am geringsten.
Die Forschenden sahen auch nach dem Schreiben der Aufsätze Unterschiede: Jene, die mit ChatGPT gearbeitet hatten, konnten viel schlechter aus ihren Texten zitieren, die sie wenige Minuten davor erstellt hatten.
Die Studie ist noch nicht von externen Experten begutachtet worden. Aber gegenüber dem «Time Magazine» sagt die Hauptautorin Nataliya Kosmyna: «Was mich wirklich dazu bewogen hat, den Bericht jetzt schon zu veröffentlichen, ist die Tatsache, dass ich befürchte, dass es in sechs bis acht Monaten irgendeinen politischen Entscheidungsträger geben wird, der beschliesst: ‹Lasst uns einen GPT-Kindergarten einrichten.›» Sie glaube, das wäre schädlich, weil die sich entwickelnden Gehirne am meisten gefährdet seien.
Doch offenbar unterfordern wir Gehirne mit Hilfsmitteln nicht nur, die Zufriedenheit nach der Arbeit sinkt auch, wie die Forschung ergeben hat. Denn weil diese Personen sich nicht als vollständige Schöpfer fühlten, war ihnen die Arbeit letztendlich weniger wert.
Letztlich machte die Nutzung der intelligenten Sprachmaschinen auch unkritischer: «Die Neigung der Nutzer, die Ergebnisse oder ‹Meinungen› der Sprachlernmodelle kritisch zu bewerten, nahm ab», schreiben die Autoren der Studie. Nur wenige Nutzer gaben danach an, sie hätten ihre eigenen Ideen und Denkweise weiterverfolgt. Dadurch würden die Prioritäten der Ersteller von ChatGPT und Co. verbreitet, fürchten die Forschenden.(kus)