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Bundesrat empfängt Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani – beim Bankett am Abend ist auch Xherdan Shaqiri eingeladen

Staatsbesuche richtet die Schweiz nur selten aus. Die Einladung von Kosovos Staatschefin ist auch ein Zeichen der Wertschätzung an die grosse kosovarische Diaspora in der Schweiz. Die beiden Länder verbindet eine bewegte Geschichte.

Heute Mittwoch empfängt der Bundesrat die kosovarische Staatspräsidentin Vjosa Osmani und ihren Gatten Prindon Sadriu zu einem offiziellen Staatsbesuch. Damit sollen «die engen und vielfältigen Beziehungen» zwischen der Schweiz und Kosovo gewürdigt und weiter vertieft werden, wie die Landesregierung in einer Medienmitteilung schreibt.

Um 12.30 Uhr trifft sich Staatspräsidentin Osmani zum Auftakt der zweitägigen Visite im bundesrätlichen Landsitz Lohn in Kehrsatz bei Bern mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter zum Mittagessen. Um 15 Uhr wird Osmani vom Gesamtbundesrat auf dem Bundesplatz mit militärischen Ehren begrüsst.

Es folgen Ansprache in der Wandelhalle des Bundeshauses und danach offizielle Gespräche im Bernerhof, dem Sitz des Finanzdepartements. Daran nehmen neben Bundespräsidentin Keller-Sutter die Bundesratsmitglieder Ignazio Cassis, (FDP, Äusseres), Beat Jans (SP, Justiz) und Martin Pfister (Mitte, Verteidigung) teil. Um 17.10 Uhr gibt es eine Medienkonferenz.

Prominente Gäste am Staatsbankett

Bei den Gesprächen kommen der wirtschaftliche Austausch, die Schweizer Präsenz im Kosovo sowie Fragen der Sicherheit und der Migration zur Sprache. Auch die Stabilität und der Wohlstand Europas und namentlich des Westbalkans, die Schweizer Europapolitik, der Krieg gegen die Ukraine und die transatlantischen Beziehungen stehen auf dem Programm.

Am Abend steht ein Staatsbankett auf dem Programm. Dabei sind gemäss«Tages-Anzeiger»zahlreiche Vertreter der kosovarischen Diaspora in der Schweiz zugegen. Dazu gehört auch der FCB-Spieler und langjährige Nati-Star Xherdan Shaqiri. Auch Wissenschaftlerinnen, Unternehmer oder Politiker wie SP-Nationalrat Islam Alijaj, die Wurzeln im Kosovo haben, sind eingeladen worden.

Am Donnerstag besuchen Keller-Sutter und Osmani gemeinsam den Produktionsstandort des Zugbauers Stadler Rail in Bussnang TG. Die kosovarische Regierung plant laut «Tages-Anzeiger» millionenschwere Investitionen in das marode Eisenbahnnetz. Unter anderem hat sie den Bau einer Zugverbindung zwischen der Hauptstadt Pristina und der Hafenstadt Durrës in Albanien angekündigt. Auch ein Besuch an der Universität St. Gallen steht am Donnerstag auf dem Programm.

Ein Zeichen enger Verbundenheit

Zu offiziellen Staatsbesuchen in der Schweiz lädt der Bundesrat pro Jahr in der Regel nur eines oder zwei ausländische Staatsoberhäupter ein. Dass diese besondere Ehre der kosovarischen Staatspräsidentin zuteil wird, ist kein Zufall: Die Schweiz und Kosovo sind eng miteinander verbunden, nicht zuletzt wegen der zahlenmässig grossen kosovarischen Diaspora in der Schweiz. Diese umfasst gemäss Bundesrat 160’000 Personen und ist nach Deutschland die zweitgrösste kosovarische Diaspora. Die Einwohnerzahl Kosovos liegt bei 1,8 Millionen.

Die ersten Kosovo-Albaner kamen in den 1960er Jahren in die Schweiz, als der Bauernverband im damaligen Jugoslawien Arbeitskräfte für die Landwirtschaft rekrutierte. In den folgenden Jahrzehnten, während denen die Schweizer Wirtschaft über weite Strecken florierte, kamen viele weitere Menschen aus dem Kosovo zur Arbeit auf dem Bau oder in der Gastronomie in die Schweiz. Aber auch zahlreiche politische Flüchtlinge fanden in der Schweiz Asyl.

Im Zuge des Kosovo-Kriegs zwischen März 1998 und Sommer 1999 flohen rund 50’000 Menschen in die Schweiz. Die Schweiz leistete humanitäre Hilfe und engagiert sich seither im Wiederaufbau. Mit der Swisscoy beteiligt sie sich seit 1999 an der KFOR-Mission. Es ist der bislang grösste friedensfördernde Auslandeinsatz der Schweizer Armee. 2008 erkannte die Schweiz die Unabhängigkeit des Kosovo als eines der ersten Staaten an.

Von der Ablehnung zur Erfolgsgeschichte

In den 1990er und 2000er Jahren erlebte die kosovarische Bevölkerung in der Schweiz verschiedentlich grosse Ablehnung. Kriminelle Handlungen von Einzelpersonen wurden teilweise politisch ausgeschlachtet, etwa durch das «Kosovaren schlitzen Schweizer auf»-Inserat der SVP. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Integration der kosovarischen Gemeinschaft in der Schweiz zunehmend zu einer Erfolgsgeschichte gemausert.

Heute sind Menschen mit Wurzeln im Kosovo in der Forschung, im Sport, in der Wirtschaft und in der Politik erfolgreich. Allein in der Deutschschweiz gibt es laut «Tages-Anzeiger» schätzungsweise über 6000 Firmen von albanischstämmigen Personen. Die Schweiz wiederum ist die zweitgrösste Direktinvestorin im Kosovo.