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Städtische Energieunternehmen von Zofingen und Olten prüfen den Zusammenschluss

Die Zofinger StWZ Energie AG und die Städtischen Betriebe Olten wollen die Zukunft gemeinsam angehen. In den kommenden Monaten werden die Detailkonzepte erstellt.

Die Städtischen Betriebe Olten (sbo) und die Städtischen Werke Zofingen (StWZ Energie AG) prüfen einen Zusammenschluss. Das schreiben die beiden Unternehmen in einer Mitteilung vom Montagvormittag. «Beide Unternehmen funktionieren heute gut, es besteht kein unmittelbarer Bedarf, sich zusammenzuschliessen», sagt Daniel Probst, Verwaltungsratspräsident der sbo. «Wir haben aber festgestellt, dass verschiedene Themen, die auf uns zukommen, gemeinsam einfacher zu stemmen sein werden.»

«Es war eine gegenseitige Annäherung», führt Hans-Ruedi Hottiger, Verwaltungsratspräsident der StWZ Energie AG, aus. Die Zusammenarbeit der beiden Werke hat sich im Februar dieses Jahres konkretisiert. Dies, nachdem im Bezirk Zofingen der Zusammenschluss der Werke von Oftringen, Rothrist und Zofingen gescheitert ist. «Olten hat sich schon damals für unsere Pläne interessiert, war aber noch nicht bereit für konkretere Abklärungen», sagt Hottiger. Man sei aber schon zuvor regelmässig im Austausch gestanden. 

Es soll ein neues Unternehmen entstehen

«Das Prüfen und Eingehen von Kooperationen sind Bestandteil der Eigner- und Unternehmensstrategien der Städtischen Betriebe Olten, derzeit geführt via Betriebsgesellschaft Aare Energie AG (a.en), und der StWZ Energie AG aus Zofingen», heisst es in der Mitteilung. Erste Gespräche und Abklärungen in der ersten Projektphase hätten gezeigt, dass ein «vollständiger Zusammenschluss beider Unternehmen die geeignetste Form für eine zukünftige Zusammenarbeit bildet». Heisst: Es soll ein neues Unternehmen entstehen – bei einem Mitspracherecht von 50:50, wie Hottiger erklärt. In den nächsten Monaten werden beide Unternehmen bewertet. «Die Beteiligungsverhältnisse werden nicht ganz gleich sein. Mit einem Aktionärsbindungsvertrag kann man aber sicherstellen, dass beide Seiten das gleiche Mitspracherecht haben», so Hottiger.

Sowohl die Verwaltungsräte der beiden Energie- und Wasserversorger als auch die Stadträte von Olten und Zofingen, als deren Eigentümer- beziehungsweise Aktionärsvertretungen, sind gemäss Mitteilung überzeugt, die Herausforderungen der Energiemärkte sowie der Wasserversorgung mittel- und langfristig in einer grösseren gemeinsamen Unternehmenseinheit erfolgreicher meistern zu können. Zudem gebe es immer mehr regulatorische Vorgaben, welche zu erfüllen sind und gleichzeitig neue Geschäftsmöglichkeiten bieten. «Da gilt es, die richtigen Felder zu identifizieren, zu fokussieren und zu entwickeln», heisst es in der Mitteilung.

Die beiden Unternehmen halten fest, dass man sich «auf Augenhöhe» begegnet. Sie sind ähnlich strukturiert, ähnlich gross und in gleichen Geschäftsbereichen tätig – und auch die regionale Nähe helfe, Synergien zu nutzen, erklärt Hottiger. Mit dem Zusammenschluss wollen sie den aktuellen Entwicklungen in der Energiepolitik – Stichwort: neues Stromgesetz – begegnen und Synergien nutzen.

Die Unternehmen fit machen für die Zukunft

Man werde die Netze erweitern und verstärken müssen, auch seien intelligentere Netze notwendig, erklärt Daniel Probst. Beim Stromeinkauf könne man zwar durch ein grösseres Unternehmen keine Vorteile generieren. Aber: «Die höheren Netzgebühren, die durch den Ausbau anfallen werden, sollen dank des Zusammenschlusses abgefedert werden können», sagt Probst. Dies wäre einer der Vorteile für die Kundschaft. Weiter könnte man durch einen Zusammenschluss auch bei den Produkten und Dienstleistungen zulegen. Hottiger betont, dass es beim Zusammenschluss darum geht, die Unternehmen fit zu machen für «die nächste Phase der Energiepolitik». Es handle sich nicht um eine Sparmassnahme. 

Für die Mitarbeitenden bedeutet das: Es wird neue Jobprofile geben. «Es braucht mehr Spezialistinnen und Spezialisten, die wollen wir inhouse haben», sagt Hottiger. Ein Vorteil sei auch, dass man sich Piketteinsätze künftig teilen kann. Er betont: «Wir gehen davon aus, dass wir eher wachsen statt kleiner werden.»

Das Projekt verfolgt auch das Ziel, die regionale Energie- und Wasserversorgung zu stärken, die dienstleistungsorientierte Kundennähe und die regionale Wertschöpfung zu erhalten sowie die bestehenden Arbeitsplätze zu sichern, was die Attraktivität des zukünftigen Unternehmens als Arbeitgeberin stärkt. Dass die beiden Unternehmen heute in zwei Kantonen tätig sind, sei keine Hürde, meint Hottiger.

Einen Einsatzstandort soll es in Olten wie auch in Zofingen geben: «Wir wollen in der Region stark bleiben. Wir müssen auch den Netzbetrieb sicherstellen und bei Störungen schnell vor Ort sein», sagt Daniel Probst. Zwei Hauptsitze sind aber nicht angedacht. Alles, was mit Administration, Marketing oder Buchhaltung zu tun hat, soll an einem Ort zusammengeführt werden. Dieser steht jedoch noch nicht fest und soll im Laufe der Detailkonzeption bestimmt werden. «Nicht nach politischen, sondern nach operativen und wirtschaftlichen Kriterien», betont Probst.

Beide Exekutiven sind im Steuerungsausschuss vertreten

Apropos Politik: Nach der seit Anfang Jahr erfolgten Initialisierungsphase werden in den nächsten Monaten die Detailkonzepte erstellt. Während dieser Phase sind die Exekutiven beider Städte aktiv im Steuerungsausschuss vertreten. Es ist zudem eine Begleitgruppe aus Vertretungen der Legislativen (Gemeindeparlament in Olten und Einwohnerrat in Zofingen) vorgesehen, um regelmässig Rückmeldungen aus dieser Perspektive einzuholen. 

Die Entscheidung ist Ende 2026 geplant. In Olten und in Zofingen sind die Zustimmungen des Gemeindeparlaments respektive des Einwohnerrats erforderlich. Während in Olten zudem auch das Ja der Stimmbevölkerung nötig ist, untersteht der Entscheid des Zofinger Einwohnerrats dem fakultativen Referendum.

Hottiger hofft, dass es dieses Mal mit dem Zusammenschluss klappt. Ein Vorteil sei, dass es sich um zwei Zentrumsgemeinden handle und beide Unternehmen etwa gleich gross sind. Dies im Unterschied zum gescheiterten Zusammenschluss im Bezirk Zofingen, wo die Unternehmen verschieden gross waren und das Anliegen zusätzlich von den Gemeindeversammlungen behandelt werden musste. 

Für weitere Unternehmen besteht Anschlussmöglichkeit

Der Einfachheit halber sind aktuell keine weiteren Energieunternehmen oder Gemeinden mit an Bord. «Die Türen sind aber nicht zu», betont Hans-Ruedi Hottiger. Für weitere interessierte Gemeinden und Energieversorger soll ein späterer Anschluss möglich sein.

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