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Erster Standort im Aargau: «Schweizer Tafel» gesellt sich in Staufen zu «Tischlein deck dich»

Die beiden Organisationen spannen örtlich noch enger zusammen. Die «Schweizer Tafel» kann dank ihrem neuen Standort im Aargau mehr Institutionen im Kanton beliefern.

Sie haben beide dasselbe Ziel: Dafür sorgen, dass noch gut geniessbare Lebensmittel nicht weggeworfen werden, sondern auf den Tellern von Menschen landen, die es finanziell nicht einfach haben. Gegen Foodwaste und für Armutsbetroffene setzen sich sowohl der Verein «Tischlein deck dich» als auch die Stiftung «Schweizer Tafel» ein.

Die beiden Organisationen arbeiten auch schon seit vielen Jahren zusammen, sagt Reto Schlegel, einer der Kommunikationsverantwortlichen von «Tischlein deck dich». Auf nationaler, regionaler und auch organisatorischer Ebene. Physisch rücken die beiden in Staufen nun eng zusammen: Im ehemaligen Billard-Center Kiss-Shot, in dem sich «Tischlein deck dich» vor wenigen Monaten eingemietet hat, wird künftig auch ein Standort der «Schweizer Tafel» zu finden sein.

Im früheren Billard- und Snooker-Center «Kiss-Shot» siedelt sich nun auch die «Schweizer Tafel» an.
Bild: Michael Hunziker

Eine Situation, von der alle profitieren. Der Verein «Tischlein deck dich» hat eine Untermieterin für einen Teil der Räumlichkeiten gesucht. Denn er braucht nicht die gesamten 1100 Quadratmeter, um die Lebensmittel, welche beim nahe gelegenen Coop-Verteilzentrum in Schafisheim abgeholt werden, aufzubereiten.

Das ist das Konzept des Standorts Staufen von «Tischlein deck dich»: 2000 Tonnen Früchte und Gemüse sollen jedes Jahr gerettet werden. Dies, indem täglich bis zu acht Tonnen dieser Waren, die in den Coop-Filialen nicht mehr verkauft werden können und an das Verteilzentrum zurückgeliefert werden, nicht weggeworfen, sondern gerüstet werden. Was nicht zum Verzehr weitergegeben wird, landet in der Biogasanlage von Coop.

Nun können mehr Stellen beliefert werden

Für die «Schweizer Tafel» ist die Untermiete in Staufen ein Gewinn, weil der Aargau bislang hauptsächlich von Dietikon aus beliefert wurde. Teilweise auch von anderen Regionen – aber eben noch nicht aus dem Aargau. Der eigene Standort im Kanton ermögliche nun auch, auch Institutionen zu beliefern, die bislang aus Kapazitätsgründen nicht berücksichtigt werden konnten, sagt Sabrina Munz, Leiterin Fundraising und Kommunikation der «Schweizer Tafel».

Das Konzept ist ähnlich, aber nicht gleich wie jenes von «Tischlein deck dich»: Lebensmittel werden direkt in den Filialen der Detailhändler abgeholt und an soziale Institutionen geliefert, welche sich um armutsbetroffene Menschen kümmern.

«Wir sind jetzt dabei, alles vorzubereiten und einzurichten», sagt Munz. Die erste Sammel-Tour soll am 11. März stattfinden. Anfangs würden 17 Institutionen beliefert, bis im Frühling sollen es 29 sein. Darunter eben auch einige neue, die bislang nicht berücksichtigt werden konnten.

Organisationen profitieren voneinander

Die beiden Organisationen sind sich einig, dass sie sich gegenseitig gut ergänzen können. Reto Schlegel von «Tischlein deck dich» spricht von «einer grossen Foodsave-Familie, die am selben Strick zieht», das gelte auch für weitere Organisationen wie etwa «Cartons du cœur» oder «Essen für alle», mit denen man zusammenarbeite.

Auch Sabrina Munz von der «Schweizer Tafel» spricht von Synergien, die man nun noch besser nutzen könne. Wenn beispielsweise grosse Warenspenden ankämen, die eine einzelne Organisation gar nicht innert nützlicher Frist an die eigenen Abnehmer verteilen könne, würde die andere diese sicher gerne annehmen.

Von einer Krise in die nächste

Dass nun mehr Institutionen im Aargau beliefert werden können, entspreche definitiv einem Bedürfnis, sagt Munz. Zwar habe die «Schweizer Tafel» keinen direkten Kontakt zu den Abnehmerinnen und Abnehmern der Lebensmittel. Aber zu den Abgabestellen.

Man erhalte von dort viele Feedbacks, dass Menschen, die bislang an der Armutsgrenze waren, nun darunter gerutscht seien. «In den vergangenen Jahren gab es verschiedene aufeinanderfolgende Krisen, es ging von der Pandemie in den Ukraine-Krieg und zur Teuerung», sagt Munz. Das alles habe die Leute gebeutelt. Die «Schweizer Tafel» habe im vergangenen Jahr 7 Prozent mehr Waren abgeholt und entsprechend auch abgegeben, im vorletzten Jahr sogar 23 Prozent mehr als noch in jenem zuvor.