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Sie inspirierte einst die «James Bond»-Macher und Judi Dench: Erste britische Geheimdienstchefin ist mit 90 Jahren gestorben

Von der Teilzeitkraft zur Generaldirektorin - die frühere Geheimdienstchefin hat eine steile Karriere hingelegt – und danach fleissig Thriller geschrieben.

Sie war die erste Frau an der Spitze des britischen Geheimdienstes MI5 und Vorbild für eine James-Bond-Figur – jetzt ist die Thrillerautorin Stella Rimington im Alter von 90 Jahren gestorben. Rimington sei am Sonntag im Kreise ihrer Angehörigen und Hunde eingeschlafen, teilte die Familie am Montag mit.

Der aktuelle MI5-Chef Ken McCallum erklärte, die erste Frau weltweit an der Spitze eines Geheimdienstes habe Barrieren durchbrochen und gezeigt, wie wichtig Vielfalt in Führungspositionen sei.

Die 1935 in London geborene Rimington studierte Englisch an der Universität Edinburgh und arbeitete als Archivarin. Mitte der 1960er Jahre lebte sie mit ihrem Ehemann, einem Diplomaten, in Indien, wo sie der Inlandsgeheimdienst MI5 als Teilzeitschreibkraft in seinem Büro in Neu-Delhi einstellte. 1969 kehrte sie nach London zurück, wurde Vollzeitkraft und setzte bei ihrer Karriere durch alle operativen Abteilungen des MI5 die Regel ausser Kraft, dass die prestigeträchtigsten Aufgaben nur Männern vorbehalten seien – beispielsweise die Rekrutierung und Leitung von Agenten.

Während Rimingtons Aufstieg spürte der MI5 sowjetische Spione auf, infiltrierte militante Gruppen in Nordirland und spionierte Linke, Gewerkschaftsführer und andere mutmassliche Umstürzler aus – was durchaus umstritten war. 2001 räumte Rimington ein, dass die Organisation während des Kalten Krieges bei der Bespitzelung inländischer Ziele «vielleicht ein bisschen zu begeistert» gewesen sei.

1992 trat Rimington an die Spitze des MI5 und war damit das erste Oberhaupt des Geheimdienstes, das in der Öffentlichkeit genannt wurde. Drei Jahre später hatte auch James Bond im Thriller «GoldenEye» eine Frau als Vorgesetzte: M, gespielt von Judi Dench als MI6-Chefin. Die Rolle sei durch Rimington inspiriert worden, erklärten die Produzenten.

Judi Dench mimt in den «James Bond»-Filmen die M16-Chefin.
Bild: Neil Hall / EPA

Rimington trat 1996 zurück und veröffentlichte später zum Missfallen der Regierung ihre Memoiren sowie eine Reihe von Spionagethrillern mit der fiktiven MI5-Agentin Liz Carlyle. 2022 erschuf sie Thriller-Heldin Manon Tyler – eine CIA-Agentin.

Rimington und ihr Ehemann, John Rimington, trennten sich in den 1980er Jahren, zogen aber während des Corona-Lockdowns 2020 wieder zusammen. «Das ist ein gutes Rezept für eine Ehe», sagte sie. «Sich trennen, getrennt leben und später wieder zusammenkommen.» Rimington hinterlässt ihren Ehemann, zwei Töchter und fünf Enkelkinder.(dpa)