
Glarner wurde mit grossem Applaus wiedergewählt – wo waren die Kritiker Gallati und Stutz?
Es gab weder kritische Voten noch Gegenstimmen: Per Akklamation wurde Andreas Glarner am Parteitag in Brittnauals Präsident der SVP Aargau bestätigt. Noch vor wenigen Monaten herrschte in der Partei eine Führungskrise, Glarner sah sich interner Kritik ausgesetzt, ein Wechsel an der Spitze schien wahrscheinlich. Recherchen zeigten, dassRegierungsrat Jean-Pierre Gallati dem Hardliner schon 2022 zum Rücktritt geraten hatte– sonst drohe der SVP bei den Wahlen eine Katastrophe.
Nach dem Eklat um Glarners Aktion gegen Mitte-Grossrätin Rita Brem-Ingold im Herbst 2024 glätteten sich die Wogen innerhalb der SVP allerdings. Der 62-Jährige trat erneut als Präsident an, eine Gegenkandidatur gab es nicht – und Glarners Kritiker fehlten in Brittnau. Regierungsrat Gallati nahm an einem anderen Anlass teil und liess sich deshalb entschuldigen.

Bild: Alex Spichale
Auch die frühere Fraktionspräsidentin Désirée Stutz, die verabschiedet werden sollte, war nicht in der Mehrzweckhalle. «Sie ist nicht unter uns», so Glarner. Stutz war vor einem Jahr als interne Gegenkandidatin von Martina Bircher zur SVP-Ausmarchung um die Regierungsratskandidatur angetreten und unterlegen. Danach hattesie das Verfahren kritisiert und von einer Kampagne gegen sie gesprochen,was ihr auch negative Reaktionen und Rücktrittsforderungen einbrachte.
Verwirrung um die Amtsdauer von Glarner
Nach dem offiziellen Teil in Brittnau lässt sich die Parteileitung der Jungen SVP mit dem wiedergewählten Andreas Glarner fotografieren. Im Gespräch mit der AZ schwärmt der SVP-Präsident von der guten und motivierenden Stimmung in der Geschäftsleitung seit der neuen Zusammensetzung. Neuer Fraktionspräsident ist Pascal Furer, der auch Mitglied der Geschäftsleitung ist. Nationalrat Christoph Riner löste in diesem Gremium Nationalrat Thomas Burgherr ab.
Auf die Amtsdauer angesprochen, sagte Andreas Glarner vor der Wiederwahl, es gehe um zwei Jahre. Doch in den Statuten der SVP Aargau steht, die Organe der Partei würden für eine Amtsdauer von vier Jahren gewählt. Was gilt jetzt? Er habe sich geirrt, sagt Glarner am Tag danach. Er sei für vier Jahre gewählt und werde auch vier Jahre bleiben. Dass er sein Amt schon nach zwei Jahren abgeben möchte und einen Nachfolger suche, sei schlicht falsch. Doch wie in der Wirtschaft sei es auch in der Partei so, dass die Nachfolgesuche Chefsache sei.