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Forensiker Josef Sachs zum Amoklauf in Zofingen: «Die Tat hätte genauso von einem Schweizer verübt werden können»

Benjamin Giezendanner (SVP) kritisierte im «TalkTäglich» die laut ihm lasche Asylpolitik. Der 43-jährige Spanier, der in Zofingen mehrere Menschen wahllos verletzte, hatte einen Asylantrag gestellt. Daniel Hölzle (Grüne) konterte. Gerichtspsychiater Josef Sachs versuchte derweil, den Fall aus wissenschaftlicher Sicht einzuordnen.

Der Amoklauf in Zofingen, bei dem ein 43-jähriger Spanier letzte Woche mehrere Menschen wahllos angriff und teilweise schwer verletzte, wühlt weiterhin auf. In der Sendung «TalkTäglich» bei Tele M1 diskutierten am Dienstag SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner mit dem Zofinger Grossrat Daniel Hölzle (Grüne) und Gerichtspsychiater Josef Sachs zu diesem Thema.

Josef Sachs, Gerichtspsychiater und Forensiker.
Screenshot: TeleM1

Ein Amoklauf ausgerechnet im kleinen Zofingen? Dies habe ihn als erstes überrascht, sagte Sachs. Es sei kein klassischer Amoklauf gewesen: Diese seien üblicherweise vorbereitet. Hier aber begann der Mann beim Bahnhof Zofingen willkürlich Passanten mit Gegenständen anzugreifen und begab sich danach in ein Wohnquartier.

Ein 0815-Fall sei das nicht. Es könne mit grosser Wahrscheinlichkeit von einer psychischen Störung ausgegangen werden. Auch dass der mutmassliche Täter verlangt haben soll,dass man ihm die Kehle aufschneide, zeige, dass er nicht nur nach aussen gewaltbereit war, sondern auch nach innen. Dies komme vor bei schweren Depressionen oder Psychosen, so Josef Sachs.

Giezendanner: «Ein dunkelhäutiger, eingebürgerter Spanier»

Könnten solche Szenen, wie man sie aus internationalen Schlagzeilen kennt, bei uns zur Normalität werden, wollte Moderator Adrian Remund wissen. Um dies zu verhindern, müsse die Schweiz laut Benjamin Giezendanner «die Grenzen bewachen und gewisse Dinge im Asylwesen schleunigst verändern», denn es seien «grossmehrheitlich Ausländer, die solche Taten verüben». Der SVP-Nationalrat zielte dabei insbesondere auf die 25’000 Personen, die laut ihm jährlich ein Asylgesuch in der Schweiz stellen.

Benjamin Giezendanner, SVP-Nationalrat.
Screenshot: TeleM1

Er seheeine gesteigerte Häufigkeit an Kriminalfällenin diesem Zusammenhang. Der Vorfall in Zofingen sei mehr als nur ein trauriger Einzelfall. «Der Täter ging in viele Häuser hinein. Das zeigt: Wir Schweizer schliessen unsere Türen nicht ab. Dasselbe geschieht mit unseren Landesgrenzen», so Benjamin Giezendanner. Menschen, die in die Schweiz kommen, solle man «doppelt und dreifach prüfen» dürfen. Er übte zudem Kritik an die Medien: Man habe berichtet, dass es sich beim Amokläufer um einen spanischen Staatsbürger handelte, aber «ausgelassen, dass es ein dunkelhäutiger Spanier war, der sich dort einbürgern liess».

Hölzle: «SVP versucht, den Fall politisch auszuschlachten»

Daniel Hölzle konterte: Genauso wie Spanier in der Schweiz Amokläufe verüben, können auch Schweizer Kinderschänder in Thailand ihre Ferien verbringen. «Die SVP versucht, den Fall politisch auszuschlachten», sagte er. Immer, wenn Ausländer involviert seien, werde die SVP laut.

Daniel Hölzle, Präsident der Aargauer Grünen und Grossrat.
Screenshot: Tele M1

Die gleichen, die gegen Migration wetterten, kritisierten aber auch den Fachkräftemangel. «Ihr seid genauso auf Migration angewiesen», sagte Daniel Hölzle zu Benjamin Giezendanner. Worauf dieser antwortete: «Von den 25’000 Asylsuchenden landen nicht viele auf dem Arbeitsmarkt. Die einzige Integration, die diese machen, ist in den Sozialwerken.»

Untersuchungshaft wurde verlängert

Laut Daniel Hölzle stehe man in der Schweiz vergleichsmässig gut da, «weil wir hier gute Integrationsarbeit leisten». Dies sei aber eine ganz andere Debatte, sagte Josef Sachs. In diesem Fall spiele es überhaupt keine Rolle, von wo der Mann stamme, der erst wenige Tage vor der Tat in der Schweiz eingereist war. «Sie hätte genauso von einem Schweizer verübt werden können.» Bei solchen psychotischen Fällen handle es sich um ein Unglück, das man nicht wirklich verhindern könne.

Wird der Mann als schuldunfähig eingestuft, dann könne er zeitlich unbeschränkt verwahrt werden – was für ihn wohl die viel strengere Strafe wäre, so Sachs. Dabei werde er so lange in der Schweiz bleiben, bis die Therapie abgeschlossen sei. Das Zwangsmassnahmengericht hat am Dienstag entscheiden, dass der mutmassliche Täter vorläufig für drei Monate in Untersuchungshaft bleiben wird.