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Tausend Klicks ins Glück: Warum Puzzles gut für uns sind – in vielerlei Hinsicht

Die beste Alternative zu Serienstreaming oder Social Media: Puzzles. Was wir als Kinder schon gern gemacht haben, fasziniert uns auch als Erwachsene. Eine Liebeserklärung an das schönste Slow-Hobby.

Es sind die hundert oder sogar tausend Klicks, die berauschen. Klicks für einmal nicht als Benchmarks auf Social Media gemeint, sondern die Unplugged-Variante auf dem Holztisch zuhause. Dieses «Klick» beim Puzzeln, wenn zwei Kartonteilchen ineinandergreifen. Es ist mehr Gefühl als Geräusch. Wohltuend wandert die Minibefriedigung von den Fingerspitzen Richtung Herz, immer dann, wenn man ein passendes Teil setzen konnte.

Mit der flachen Hand sanft über das neue Stückchen Puzzleland gestrichen, die Gedanken an- und gleichzeitig abwesend. Denn der Weg ist das Ziel: Den Rand geschafft, eine Ecke des Himmels beisammen oder den gestreiften Bauch des Tigers vollständig. Ach, wie viel weniger schön und kontemplativ wäre das Leben ohne Puzzles!

Während der Pandemie ist die Nachfrage danach stark gestiegen, und auch die Wissenschaft hat sich schon mit den positiven Einflüssen auf unsere Gesundheit auseinandergesetzt. Derlei Geduldspiele bringen nicht nur Entspannung, sondern es ist belegt, dass sie den Puls reduzieren, den Blutdruck senken und Gehirn und Konzentration trainieren.

Frauen puzzlen mehr als Männer

Ein Forscherteam der Universität Ulm untersuchte in einer Studie mit 100 über 50-jährigen Personen, welche Wirkung das fokussierte Aneinanderlegen von Puzzleteilen auf das Gehirn hat. Die Probanden lösten während fünf Wochen eine Stunde pro Tag Puzzles. Studienleitern Iris-Tatjana Kolassa sagt dazu: «Puzzles helfen, das Stresssystem in eine gesunde Balance zu bringen».

Weiter kommt die Studie zum Schluss, dass dank regelmässigem Puzzlelegen «nicht nur das Kurz- und Langzeitgedächtnis, sondern auch das schlussfolgernde Denken, die kognitive Flexibilität, die mentale Rotation und die visuell-räumliche Wahrnehmung gefördert werden», so die Studie der Uni Ulm. Einige puzzeln heute auch online respektive via Apps. Eine der wichtigsten hat Ravensburger entwickelt, der grösste Hersteller von Puzzles in Europa.

Beim Schweizer Onlinehändler Digitec Galaxus erfährt man die kommerziellen Fakten zum Thema. Seit April gibt es dort über 2000 neue Puzzle-Produkte im Sortiment. Man gehe davon aus, hiess es auf Anfrage, dass die Verkäufe in den kommenden Wochen wieder deutlich ansteigen würden.

Der Grund liegt an der beginnenden kühleren Jahreszeit. Mediensprecherin Seraina Cadonau sagt: «Frauen sind die grösseren Puzzle-Fans als Männer. Im September 2023 sind etwas mehr als doppelt so viele Puzzles bei unseren Kundinnen im virtuellen Warenkorb gelandet als bei Kunden.»

Mitunter am beliebtesten seien Tier- oder Landschaftssujets. Bei den Erwachsenen fänden grossteilige Puzzles Anklang und solche in 3D-Optik; Pokémon und Natursujets machen hierbei das Rennen. Auch Zubehör für die Aufbewahrung gelöster Puzzles gehören zu Bestsellern in diesem Genre.

Eine leidenschaftliche Puzzlerin ist auch die 3+-Bachelorette Yara Buol. Schon auf der thailändischen Insel hat sie Anfangs Jahr bei der Suche nach ihrem Traummann über ihre Passion für grossteilige Puzzles geschwärmt. Heute hat sie ihren Herzbuben Suajib gefunden, ist ihrem Hobby aber treu geblieben.

Das ideale Setting für ein Puzzle sei, so Buol, «abends zur Entspannung nach einem Arbeitstag und dazu Podcasts hören», sagt sie. «Besonders gemütlich ist es, wenn es draussen regnet», so die Bündnerin. «Seit etwa drei Jahren puzzle ich regelmässig. Darauf gestossen bin ich in einer Phase, in der ich viel Zeit hatte und mich fragte, was ich als Kind denn schon gerne gemacht habe». Sie kam schnell aufs Puzzeln. «Ich starte mit Puzzles ab 1000 Teilen. Das Motiv spielt für mich nicht so eine grosse Rolle. Viel wichtiger ist mir, dass es mich herausfordert.»

Erfunden hat das Puzzle, das englisch «Rätsel» oder «Geduldspiel» heisst, übrigens der britische Kartograf John Spilsbury im Jahr 1766. Um den Geografieunterricht für seine Studentinnen und Studenten spannender zu gestalten, klebte er eine Landkarte von Grossbritannien auf ein millimeterdünnes Holzbrett und sägte einzelne Bereiche entlang der Grafschaftsgrenzen aus. Die Studierenden mussten die zersägte Landkarte dann wieder zusammensetzen. Und, kein Wunder: Sie liebten es.