
6:0, 6:0 im Wimbledon-Final: Swiatek lässt Anisimova keine Chance
Die Weltnummer 4 brauchte nur gerade 57 Minuten, um sich gegen die Weltranglisten-Zwölfte durchzusetzen. Für Swiatek, die im Halbfinal auch Belinda Bencic nur zwei Games überlassen hatte, ist es der sechste Grand-Slam-Titel, nach deren vier in Paris und einem am US Open.
Die 23-jährige Grand-Slam-Finaldebütantin Anisimova konnte ihre Nervosität nie ablegen und wurde von Swiatek regelrecht überrollt. Die genau drei Monate ältere Osteuropäerin hatte die Partie jederzeit unter Kontrolle. Einzig im dritten Game – beim Stand von 0:2 – hatte die Amerikanerin vier Spielbälle, danach hatte sie nie mehr die Chance auf ein Game.
Erstmals seit 1911
Erst einmal gab es in der Geschichte von Wimbledon ein 6:0, 6:0 im Final – vor 114 Jahren. Seit Zulassung der Profis 1968 gab es zuvor nur einen Major-Final, der mit einer «Brille» endete. 1988 gewann Steffi Graf gegen Natalia Swerewa am French Open ebenfalls ohne einen Spielverlust – in sogar nur 34 Minuten.
Die ehemalige Weltnummer 1 Swiatek hat schwierige Monate hinter sich. Seit ihrem vierten Triumph am French Open vor dreizehn Monaten hatte sie kein Turnier mehr gewonnen. In der Woche vor Wimbledon zeigte sie aber ihre gute Form und erreichte in Bad Homburg den Final – und gewann nun ihren ersten Rasentitel.
Mehr als ein Traum
Obwohl sie einst Juniorensiegerin war in Wimbledon, kam sie im Südwesten Londons bis zu diesem Jahr auf keinen grünen Zweig und schaffte es nie über die Viertelfinals hinaus. «Das ist super surreal», meinte sie nun, nachdem sie – trotz der klaren Führung – nach dem letzten Rückhand-Gewinnschlag rücklings auf den Rücken gefallen war.

Bild: Kirsty Wigglesworth / AP
Ob sie von diesem Triumph als Jugendliche geträumt habe? «Nein», versicherte Swiatek. «Davon hätte ich nicht einmal zu träumen gewagt.»
Völlig gegensätzlich war die Gefühlslage natürlich bei Amanda Anisimova. Die Spielerin aus New Jersey mit russischen Wurzeln schwebte auf Wolke 7, nachdem sie im Halbfinal die Weltnummer 1 Aryna Sabalenka mit einer brillanten Leistung ausgeschaltet hatte. Der Tag, der zum grössten ihrer Karriere hätte werden sollen, entwickelte sich dann aber zum eigentlichen Albtraum.
Sie fing bei der Siegerehrung an zu weinen und wurde mit langem Applaus vom Publikum aufgebaut. «Du bist so eine unglaubliche Spielerin, du bist so eine grosse Inspiration für mich», sagte Anisimova unter Tränen zu Swiatek. Sie hatte erst vor zwei Jahren wegen eines Burnouts eine monatelange Pause genommen und war stärker zurückgekehrt. Kurios: In der 1. Runde gewann Anisimova 6:0, 6:0 gegen Julia Putinzewa.

Bild: Adam Vaughan / EPA
Dieses Jahr war Swiatek, die im gesamten Turnier nur einen Satz abgab, aber unantastbar. Sie ist erst die dritte Spielerin nach Margaret Court und Monica Seles, die ihre ersten sechs Grand-Slam-Finals allesamt gewann. Sie verlängerte auch eine eindrückliche Serie: Seit Serena Williams’ Erfolg 2016 gab es zum achten Mal in Folge eine Premierensiegerin in Wimbledon.