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Zwei Tote bei Attentat in Brüssel: Täter schrie «Allahu akbar!» und ist flüchtig – ein Opfer möglicherweise Schweizer Doppelbürger

Bei einem terroristisch motivierten Angriff am Montagabend wurden in Brüssel zwei Menschen erschossen. Es handelt sich um Fans der schwedischen Fussballmannschaft. Bei einem Opfer wurde laut Staatsanwalt eine Schweizer Identitätskarte gefunden. Das Fussballspiel Belgien-Schweden wurde abgebrochen.

In der belgischen Hauptstadt Brüssel ist es am Montagabend zu einer Schiesserei mit zwei Toten und mehreren Verletzten gekommen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich um eine Tat mit terroristischem Hintergrund handelt.

Gegen 19 Uhr hat ein Mann auf einem Scooter in der Nähe des Stadtzentrums mit einer Langwaffe, wahrscheinlich einem Kalaschnikow-Maschinengewehr, das Feuer auf mehrere Personen eröffnet. Laut Angaben des Justizministers Vincent Van Quickenborne handelt es sich beim Täter um Abdesalem L., einen 45-jährigen abgelehnten Asylbewerber tunesischer Herkunft, der sich illegal in Belgien aufgehalten habe. Gemäss Zeugenaussagen soll er «Allahu akbar!» (arabisch für «Gott ist gross!») gerufen haben. Auch nach einer Nacht intensiver Fahndung durch die Sicherheitsbehörden und einer Hausdurchsuchung in der Stadtgemeinde Schaerbeek ist der Mann noch immer auf der Flucht.

Vermutete Schweizer Doppelbürgerschaft: Opfer hatte Schweizer ID auf sich

Auf einem Video ist zu sehen, wie der in eine orangefarbene Leuchtjacke gekleidete Abdesalem L. mit einem Roller angefahren kommt und mehrere Schüsse auf verschiedene, sich in einem Taxi befindlichen Personen abgibt. Zwei dieser Personen verfolgt er auch in einen Hauseingang, wo er weiter mehrmals auf das schon am Boden liegende Opfer schiesst. Bei den beiden verstorbenen Personen handelt es sich um Fans der schwedischen Nationalmannschaft. Diese spielte am Montagabend in Brüssel gegen Belgien um die EM-Qualifikation. Ein dritter Schweden-Fan wurde ebenfalls verletzt, befindet sich gemäss Angaben der Staatsanwaltschaft ausser Lebensgefahr.

Bei einem der Opfer wurde gemäss dem zuständigen Staatsanwalt auch ein Schweizer Ausweis gefunden. Derzeit würden die Abklärungen zu einer möglichen Doppelbürgerschaft laufen, sagte Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw.

Die Polizei riegelt die Strasse nach dem Anschlag ab.
Bild: Sylvain Plazy / AP

Im Internet zirkuliert ein Video des Täters, worin dieser angibt, sich zum Islamischen Staat (IS) zu bekennen. Im Video sagt er er wolle «Muslime rächen» und habe «drei Schweden getötet». Laut Angaben der belgischen Behörden ist Abdesalem L. vorbestraft unter anderem wegen Menschenhandel und Gefährdung der Staatssicherheit. 2016 habe ein ausländischer Nachrichtendienst vor der Radikalisierung des Tunesiers gewarnt. Auch in Tunesien soll Abdesalem L. schon vorbestraft sein. Nach einem negativen Asylentscheid hätte der Mann das Land eigentlich 2021 verlassen müssen.

Die Polizei untersucht den Tatort nach dem Anschlag.
Bild: Olivier Hoslet / EPA

Fussballfans mussten im Stadion ausharren

Die Sicherheit rund um das König Baudouin Stadium, wo der Fussballmatch Belgien-Schweden stattfand, wurde nach dem Attentat umgehend verstärkt. Das Spiel wurde bei einem Spielstand von 1:1 abgebrochen. Etwa 35’000 Fans mussten zwei Stunden in der Arena ausharren, bevor sie kurz vor Mitternacht evakuiert wurden. Zunächst wurden die belgischen Fans evakuiert, dann die Gäste-Anhänger, um Menschenansammlungen zu vermeiden. «Alle blieben sehr ruhig, die Fans fingen an zu singen», berichtete ein Fan.

Beamte sorgten für zusätzlichen Schutz der schwedischen Staatsangehörigen und begleiteten die schwedischen Nationalspieler direkt zum Flughafen, damit sie sicher abreisen konnten. Dies erklärte der Geschäftsführer des belgischen Fussballverbands gegenüber dem belgischen Sender RTBF.

Weshalb Abdesalem L. offenbar gezielt schwedische Staatsangehörige ins Visier nahm, darüber kann nur spekuliert werden. Klar ist: Nach mehreren Koranverbrennungen in Schweden in den vergangenen Monaten hatte das Land die Terrorwarnstufe erhöht. Der belgische Premierminister Alexander De Croo kondolierte seinem schwedischen Amtskollegen öffentlich. «Der Terrorismus wird niemals siegen», so De Croo.

Schon kurz nach der Tat wurde der belgische Krisenstab einberufen. Die Regierung ruft die Bevölkerung auf, wachsam zu bleiben. Die Terrorwarnstufe für Brüssel wurde auf das Maximum angehoben.

Im März 2016 erlebte Brüssel bereits zwei islamistische Terroranschläge. Bei Bombenattentaten auf den Brüsseler Flughafen Zaventem und die Metrostation Maelbeek starben 32 Menschen und über 300 wurden verletzt. Verantwortlich war dieselbe Terrorzelle des Islamischen Staates, die schon die Pariser Terroranschläge vom November 2015 durchführte. Aktuell stehen in Belgien rund 600 Personen auf der Überwachungsliste für radikalisierte Islamisten.