
Theater als gemeinsame Leidenschaft: Die Fluris teilen sogar das Lampenfieber
«Das Theaterspielen zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben», sagt Cornelia Fluri. Als Kind war die 55-jährige Vordemwalderin bei jedem Krippenspiel, bei jedem Schultheater dabei, später spielte sie dann auch im Kantitheater bei Heinz Schmid mit. Nach der Schule erfolgten erste Auftritte auf Laientheater-Bühnen. Eine Woche üben, eine Aufführung – nach diesem Muster funktionierte wieder etwas später das «Theater auf der Rüti», welches Cornelia Fluri zusammen mit ihrem Mann Christian während den Sommerferien für Vordemwalder Kinder beim eigenen Bauernhaus anbot.
Aus diesen tollen Erfahrungen dürfte sich das «Theater Chlämmerlisack» entwickelt haben, das Cornelia Fluri 2018 zusammen mit Käthi Schmid gründete. Rund 50 Aufführungen zeigt das kleine Theater während der Saison – so viele, dass Cornelia Fluri aus zeitlichen Gründen ihren Job als Primarlehrerin aufgab. Denn sie spielt immer wieder bei Laientheatern in der Region mit und engagiert sich zudem beim Jugendtheaterclub Toi Toi Toi. Ab dem 28. Mai steht sie im Zofinger Rosengarten beim Freilichttheater «Wie im Himmel» wieder auf den Brettern, die ihr so viel bedeuten. Dort spielt die Mutter von drei erwachsenen Söhnen die Frau des Pfarrers, die sich von Normen, Dogmen und Ideologien befreit. «Eine herausfordernde Rolle», wie sie selber sagt.
Ebenfalls auf der Bühne im Rosengarten – in einer kleinen Rolle als Taxifahrer in der Eingangsszene und nachher als Mitglied des Chors – steht Christian Fluri. Der wie seine Frau in Aarburg aufgewachsene, selbständig tätige Landschaftsarchitekt hatte aber – wie er lachend sagt – «ursprünglich mit dem Theater rein gar nichts am Hut». Auf der Aarburger Festung, wo 1993 das Freilichttheater «Gounerbluet» aufgeführt wurde, hat der 57-Jährige einen ersten Einblick ins Theater erhalten. «Cornelia hat damals mitgespielt – und ich habe ihre Nervosität betreut», erinnert er sich schmunzelnd.
Das Theatervirus hat Fluri aber richtiggehend gepackt. «Mir hat sich damals eine ganz neue Welt eröffnet», sagt er und bereits bei der nächsten Aufführung des Aarburger Freilichttheaters auf der Festung 1995 stand auch er auf der Bühne. Er sei vor allem vom Freilichttheater fasziniert, sagt er. «Das hat einfach eine Dimension mehr: Wetter, Raum, Licht, Stimmung, in die Nacht hinein spielen können», betont er. Und auch die Elemente könne man intensiver ausleben, Tiere einbeziehen, mit Feuer, mit lauten Knallern arbeiten. Trotz zahlreicher Auftritte in Laientheatern in der Region: viel lieber als auf der Bühne wirkt Fluri im Hintergrund. «Mich interessiert vor allem der Bühnenbau sowie das Erfinden von Special Effects», betont er. Für den Bühnenbau ist Fluri zusammen mit dem Zimmermann Sämi Häuselmann (Brittnau) und dem Schreiner Peter Häusler (Hirschthal) auch im Rosengarten verantwortlich.
Plot nach einem Filmklassiker
Vorlage für die Aufführung des Freilichttheaters Region Zofingen ist das schwedische Musikfilm-Drama «Wie im Himmel» von Kay Pollak. Im Rosengarten wird eine Schweizer Mundartadaption aufgeführt, die Regisseur Nicolas Russi verfasst hat. Damit stehen nicht mehr ein schwedisches Dorf und seine Einwohnerschaft im Mittelpunkt, sondern eine sehr ländliche Gemeinde und deren Bevölkerung. Auch musikalisch sind Anpassungen vorgenommen werden. Neben den beiden, aus dem Film bekannten Originalsongs «Gabriellas Song» und «Fly with me» sind auch traditionelle, für einen Schweizer Chor typische Lieder zu hören.
Das Stück dreht sich um den international erfolgreichen Dirigenten Daniel Daréus, der während eines Konzertes einen Herzinfarkt erleidet und seine Arbeit niederlegt. Er zieht sich in den Ort seiner Kindheit zurück, wo er die ehemalige Dorfschule kauft und dort einzieht. Da Daréus nur sein Künstlername ist, erkennt ihn in dem Dorf zunächst niemand wieder. Daréus träumt von einer Musik, die die Herzen der Menschen öffnet und verbindet. Und so lässt er sich dazu überreden, die Leitung des örtlichen Kirchenchors zu übernehmen. Der anfangs kleine und schlechte Chor wächst, Daréus´ zum Teil eigenwillige Methoden stossen im Chor auf grossen Zuspruch. Im Chor lernt der Dirigent auch die Verkäuferin Lena kennen und lieben. Weitere Handlungsstränge drehen sich um die begabte Sängerin Gabriella und ihren gewalttätigen Mann Koni sowie um die Konflikte beim Pfarrerehepaar. Eine Reise zu einem Gesangswettbewerb in Wien beendet die Geschichte auf emotionale Weise.
Eine in jeder Hinsicht aufwendige Inszenierung
Die Produktion im Rosengarten ist eine in allen Belangen grössere Produktion als üblich, da auch ein Chor Teil des Schauspiels ist. Ein Chor übrigens, der unter der Leitung von Regula Zimmerli bereits seit November letzten Jahres am Proben ist. «Zudem ist das Schauspielensemble mit rund 30 Mitwirkenden doppelt so gross wie beim Freilichttheater im Sennhof», führt Cornelia Fluri aus. Entsprechend ist auch der Aufwand für die Kostüme grösser als üblich. «Weil die Kleider in diesem Stück Ausdruck der Entwicklung der einzelnen Personen sind, braucht es für jede Rolle durchschnittlich drei Kostüme», weiss Cornelia Fluri. Sie sei froh, dass sie zusammen mit Edith Russi die Kleider bereitstellen könne und das Stück in der Neuzeit spiele. «Bei historischen Kostümen wäre der Aufwand um ein Vielfaches grösser», betont sie. Ordnung in die Kostümflut bringt ein separates Kostümblatt für jede Rolle, in dem genau definiert ist, wo welche Kostüme deponiert und wann sie gewechselt werden müssen.

Bild: Nicolas Russi
Auch beim Bühnenbau sei der Aufwand grösser, führt Christian Fluri aus, alleine vom Material her sei das Bühnenbild viel aufwendiger als noch im Sennhof. «Zusammengezählt dürften es mehrere Wochen Arbeitszeit sein, die ich für Auf- und Abbau von Bühne und Bühnenbild investiere», sagt er, was in der intensivsten Zeit eine durchgehende 7-Tage-Woche zur Folge habe. «Mich fasziniert, dass meine Kulisse den Spielenden hilft, in Stimmung zu kommen», führt er weiter aus, das sei ja bei den Kostümen ebenso.
Proben laufen gut
«Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen sich auf die Aufführung freuen, denn wir zeigen ein tolles Stück», ist sich Cornelia Fluri sicher. Ganz allgemein habe er auch den Eindruck, ergänzt Christian Fluri, dass sich die Leute auf ein Freilichttheater in Zofingen freuen. Ein Freilichttheater, welches zur Belebung des Rosengartens beitrage – umso mehr als man in der Thutstadt ein weiteres Jahr auf das Open-Air-Kino verzichten müsse. Die Proben jedenfalls laufen gut, so der Eindruck der beiden Vordemwalder. In rund zwei Wochen steht die Premiere an. «Nervös bin ich noch nicht, aber das kommt auf jeden Fall noch», sagt Cornelia Fluri. Fragen, ob alle Abläufe funktionieren, ob der Text auch wirklich sitze, würden dann automatisch auftauchen. «Darf ich unterbrechen?», fällt Christian Fluri seiner Frau ins Wort. «Also, Du bist dabei, leicht tiefzustapeln. Wir wissen, dass das Stück funktionieren wird», meint er entschlossen. Um dann anzufügen: «Aber Nervosität wird es trotzdem brauchen». Lampenfieber, das sich die beiden auch dann wieder teilen werden.
Freilichttheater im Rosengarten Zofingen
Spieldaten
Mittwoch, 28. Mai (Premiere) – Samstag, 28. Juni (Derniere)
Vorstellungsbeginn jeweils 20.30 Uhr
Tickets
Tickets kosten 38 Franken (gedeckte Tribüne, nummerierte Plätze)
Keine besonderen Ermässigungen
Rollstuhlplätze in der ersten Reihe
Vorverkauf
Unter www.wie-im-himmel.ch