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Zahl der Beissvorfälle steigt, Hunde werden im Heim abgegeben: Helfen obligatorische Kurse im Aargau dagegen?

Grossratsmitglieder von SP, EVP, GLP, Mitte, SVP und EDU verlangen, dass die 2017 abgeschafften Pflichtkurse wieder eingeführt werden. Das bringe zwar einen gewissen Aufwand für alle, die sich einen Hund neu anschafften, sei aber immer noch günstiger, als nachträglich Probleme wegen mangelnder Ausbildung zu beheben.

Es ist ziemlich genau acht Jahre her, seitder Grosse Rat beschloss, die obligatorischen Hundekurse im Aargau zu streichen. Am 9. Mai 2017 entschied das Kantonsparlament, die Kurspflicht aufzuheben – zuvor war dies bereits auf nationaler Ebene geschehen. Doch im Aargau könnte sich dies wieder ändern: Grossratsmitglieder von SP, EVP, GLP, Mitte, SVP und EDU fordern, dass die Hundekurspflicht wieder eingeführt wird.

«Die Erfahrung zeigt, dass fehlende Schulung bei Ersthundehalterinnen und -haltern oft zu Problemen führt, die vermeidbar gewesen wären», heisst es in der Motion, die letzten Dienstag eingereicht wurde. Immer mehr Hunde würden in Tierheimen abgegeben, weil Herrchen oder Frauchen überfordert seien. Zudem häuften sich seit der Abschaffung der obligatorischen Hundekurse die «Meldungen von problematischem Zusammentreffen von Hunden und Menschen bis hin zu Beissunfällen».

Zahl der Beissvorfälle hat stark zugenommen

Auch das kantonale Veterinäramt weist im Jahresbericht darauf hin, dass die Zahl der Beissvorfälle unerwartet stark gestiegen sei. Bei den potenziell gefährlichen Hunden, den sogenannten Listenhunden, wurde demnach ein Plus von 118 Fällen verzeichnet. Als mögliche Ursachen nennt das Amt die mangelhafte Ausbildung der Tiere sowie ihrer Halterinnen und Halter. Wer einen Listenhund hält, muss indes schon jetzt eine Ausbildung absolvieren, die Theorie- und Praxisunterricht sowie eine Prüfung umfasst.

Kantone wie Zürich, Luzern, Thurgau oder Basel-Stadt hielten an den obligatorischen Hundekursen fest oder führten diese wieder ein. Das sogenannte Zürcher Modell könnte gemäss Vorstoss als Vorlage für den Aargau dienen. Wer einen Hund neu anschafft, muss in Zürich einen Theoriekurs für grundlegendes Wissen über Haltung, Verhalten und gesetzliche Bestimmungen absolvieren. Dazu kommt ein praktischer Kurs mit Trainingseinheiten zur Hundeerziehung, zum sicheren Umgang mit dem Tier und zur Prävention von Problemverhalten.

Hundekurse günstiger als Behebung von Problemen

Die Grossratsmitglieder, die hinter dem Vorstoss stehen, räumen ein: «Ein obligatorischer Hundekurs ist mit einem gewissen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden». Wer nicht gewillt sei, dies auf sich zu nehmen, werde «voraussichtlich auch keine Zeit und kein Geld für die Haltung des Hundes aufbringen». Zudem seien Hundekurse effektiver und günstiger als die nachträgliche Behebung von Problemen aufgrund fehlender Ausbildung.

In der hängigen Motion werden eine ganze Reihe weiterer Vorteile der obligatorischen Hundeschule aufgezählt. So helfe die fundierte Ausbildung, einen Hund artgerecht zu erziehen und mögliche Verhaltensprobleme frühzeitig zu erkennen. Gut geschulte Hundehalterinnen und Hundehalter könnten Beissvorfälle oder andere kritische Situationen reduzieren, was Menschen und Tieren zugutekomme. Und ein Kurs vermittle ein tieferes Verständnis der Körpersprache und der Signale von Hunden.

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