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Stromproduktion der Aargauer Wasserkraftwerke bricht ein – das ist der Grund

Der Kanton Aargau verfügt über einige sehr grosse Laufwasserkraftwerke. Doch zurzeit liegt die Stromproduktion deutlich unter dem Maximum.

Wasserkraftwerke sorgen in der Schweiz für knapp 60 Prozent der Stromproduktion. Und sie haben einen grossen Vorteil: Sie produzieren tagein, tagaus Strom – viel regelmässiger als Solaranlagen und Windkraftwerke. Allerdings bestehen bei der Strommenge, die an einem Tag produziert wird, grosse Unterschiede. Das hat mit dem Wasserstand zu tun – und der ist in diesen Tagen vergleichsweise tief.

Die grössten Wasserkraftwerke im Kanton Aargau stehen am Rhein. Das sind Rhyburg-Schwörstadt, Laufenburg und Rheinfelden. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Produktion von 760, 700 und 600 Gigawattstunden gehören sie gemäss Bundesamt für Energie zu den Top Ten an Schweizer Flüssen. Unter den Laufkraftwerken folgen sie gleich dem Spitzenreiter, dem Kraftwerk Kembs, das in Frankreich steht, dessen Rückstau aber bis nach Basel reicht.

Rund halb so viel Wasser wie sonst im Juli

Der Wasserdurchfluss bei den drei grössten Aargauer Wasserkraftwerken liegt zurzeit bei 700 Kubikmetern pro Sekunde. Das stellt einen Einbruch dar. Denn der durchschnittliche Abfluss im Juli liegt bei zirka 1350 Kubikmetern, sagt André Büssers von Naturenergie. Dem Unternehmen gehören die Kraftwerke Rheinfelden und Laufenburg. Beim Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt – das zur Hälfte Schweizer und deutschen Energieunternehmen gehört – hat es die Betriebs- und Geschäftsführung inne.

Der tiefere Wasserdurchfluss hat Folgen für die Stromproduktion. Auch sie liegt tiefer. «Wir haben rund 60 bis 70 Prozent der Produktion, die normalerweise im Juli zu erwarten wäre», sagt Büssers. Die Situation sei bei den drei Rheinkraftwerken etwa gleich.

Nebst der Menge des Wassers ist dessen Fallhöhe der zweite wichtige Faktor, der wesentlich über die Strommenge entscheidet. Wenn der Pegel unterhalb des Kraftwerks wegen wenig Wasser tiefer liegt, steigt die Fallhöhe. Deshalb sinke die Stromproduktion nicht linear mit dem Abfluss», erklärt Büssers. Die Fallhöhe ist der Unterschied zwischen den Pegeln ober- und unterhalb des Kraftwerks.

Mehrere Turbinen sind ausser Betrieb

Eine weitere Folge von Niedrigwasser: Kraftwerke nehmen Turbinen ausser Betrieb. Derzeit sei das bei zwei Drittel der Turbinen der drei Rheinkraftwerke der Fall, so Büssers.

Wie hoch der Ertragsausfall ist, dazu äussert sich Naturenergie nicht konkret. Büssers sagt aber, dass der überwiegende Teil des Stroms vorvermarktet werde. Er ist also bereits zu einem fixen Preis verkauft. «Ein Teil wird aber auch kurzfristig an der Strombörse verkauft», ergänzt der Naturenergie-Sprecher.

Stromproduktion auch an Aare deutlich geringer

Die zwei grössten Wasserkraftwerke an der Aare im Aargau sind Wildegg-Brugg und Klingnau mit 290 und 210 Gigawattstunden pro Jahr. Auch bei ihnen fliesst zurzeit deutlich weniger Wasser durch die Turbinen. «Der aktuelle Durchfluss liegt bei rund 400 Kubikmeter pro Sekunde. Dies ist zirka 57 Prozent des 10-jährigen Mittelwertes vom Monat Juli», sagt Axpo-Sprecher Martin Stutz.

Die aktuelle Leistung liege beim Kraftwerk Wildegg-Brugg bei 60 Prozent, beim Kraftwerk Klingnau bei 50 Prozent. In Klingnau sei eine Turbine ausser Betrieb. Der Grund dafür seien allerdings kleinere Revisionsarbeiten. «Es resultiert daraus kein Produktionsverlust und kann bei steigendem Wasser wieder in Betrieb genommen werden», so Stutz.

Schwankungen der Produktion bei der Wasserkraft seien im Jahresverlauf üblich, fügt der Axpo-Sprecher an. «Dank des grossen Kraftwerksportfolios können wir solche Schwankungen aus einzelnen Kraftwerken gut kompensieren.»