
Ihr Kind will einen Ferienjob? Hier gibt es sie noch – und das müssen Sie beachten
Ob bei Mami oder Papi im Büro, beim Supermarkt im Dorf oder als Zeitungsausträger: Viele haben in jungen Jahren während der Ferien für ein, zwei Wochen gearbeitet. Mit dem Geld liessen sich kleinere oder grössere Wünsche erfüllen. Und für einen Eintrag in den noch kurzen Lebenslauf reichte es auch.
Doch wie sieht es heute aus? Was dürfen Kinder und was nicht? Wo gibt es noch klassische Ferienjobs? Und was verdienen die Jugendlichen?
Die gesetzliche Regelung
Der Jugendarbeitsschutz unterscheidet zwischen Jugendlichen im Alter bis 16 Jahre und im Alter von 16 bis 18 Jahre. Der Grundsatz: Vor dem 15. Geburtstag ist eine Beschäftigung Jugendlicher verboten – genauso wie Nacht- und Sonntagsarbeit.
Wie überall gibt es auch hier Ausnahmen. Denn ab dem 13. Altersjahr dürfen Jugendliche leichte Arbeiten ausführen. Diese dürfen aber keinen negativen Einfluss auf die Gesundheit, die Sicherheit und die Entwicklung der Jugendlichen haben.
Wichtig für Ferienjobs: Während der Schulferien ist die Beschäftigung während der halben Dauer der Ferien und an höchstens acht Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche – jeweils zwischen 6 und 18 Uhr – zugelassen.
Für Jugendliche unter 16 Jahren gilt:
Sie dürfen in Hotels, Restaurants und Cafés keine Gäste bedienen, ausser im Rahmen der Lehre oder einer Schnupperlehre. Sie dürfen auch nicht beschäftigt werden in Kinos, Zirkussen und Schaustellerbetrieben. Dies betrifft die Tätigkeiten nicht künstlerischer Natur (Billettverkauf im Kino, Mitarbeit beim Aufbau eines Zirkuszeltes). Die tägliche Höchstarbeitszeit darf diejenige der anderen im Betrieb beschäftigten Arbeitnehmenden nicht überschreiten und höchstens 9 Stunden betragen. Spätestens um 20 Uhr ist Feierabend.

Bild: Severin Bigler
16- bis 18-Jährige dürfen höchstens bis 22 Uhr beschäftigt werden.
Jugendliche dürfen zudem keine «gefährlichen Arbeiten» ausführen. Diese können die Gesundheit, die Sicherheit und die persönliche Entwicklung der Jugendlichen beeinträchtigen. Beispiele dafür sind:
Arbeiten mit gesundheitsgefährdenden Chemikalien
Arbeiten bei gehörgefährdendem Lärm
Arbeiten mit Maschinen mit einem hohen Unfallrisiko
Es gibt hier natürlich auch Ausnahmen, beispielsweise wenn gefährliche Arbeiten für die berufliche Grundbildung unentbehrlich sind.
Wie viel Lohn ist üblich?
Grosse Erwartungen sollten Kinder und Jugendlich nicht haben. Üblich ist, dass der Stundenlohn und das Alter der Jugendlichen etwa übereinstimmen. So könnte eine 15-Jährige etwa 15 Franken pro Stunde verdienen, was pro Tag (acht Stunden Arbeit) 120 Franken macht.
Wo gibt es Ferienjobs im Aargau?
Inserate für Ferienjobs sind zwar keine Seltenheit, häufig anzutreffen sind sie allerdings auch nicht. Dies, weil viele Betriebe solche Stellen gar nicht ausschreiben. Die Kinder oder Jugendlichen können intern über Eltern, Verwandte oder Bekannte an solche Jobs kommen.
Ferienjobs finden sich aber in praktisch jedem Aargauer Dorf. «Auf demBauernhofgibt es immer Arbeit für diejenigen, die nicht zwei linke Hände haben», sagt Christoph Hagenbuch, SVP-Grossrat und Präsident des Bauernverbands Aargau. Die Kinder könnten bei der Ernte, beim Unkrautjäten oder beim Putzen helfen. Er empfiehlt, die Landwirte im Dorf direkt nach einer Beschäftigung zu fragen. So bilde sich auch ein Verständnis zwischen den Kindern und Landwirten, erklärt Hagenbuch, der selbst Landwirt in Oberlunkhofen ist.

Bild: Andrea Zahler
Auch bei grösseren Arbeitgebern sind Ferienjobs möglich. SeitensCoopheisst es: «Wir besetzen die Ferienjobs grundsätzlich mit Spontanbewerbungen von Jugendlichen sowie mit Angehörigen von Mitarbeitenden.» Bei den Ferienjobs handele es sich vor allem um Tätigkeiten in den Supermärkten oder in der Logistik. Angaben zum Lohn werden nicht gemacht.Dennersucht ebenfalls in der Ferienzeit an verschiedenen Orten Studentinnen oder Studenten als Aushilfe.

Bild: Gaetan Bally / Keystone
Ferienjobs in derGastronomiewerden sehr selten bis gar nicht ausgeschrieben. Urs Kohler, Direktor von GastroAargau, schreibt auf Anfrage, dass es ähnlich wie in anderen Branchen laufe – nämlich «intern via Eltern».
Das Wichtigste ist also: ungeniert fragen. So kommt man auch in exotischere Bereiche wie dieBadi.Wir haben vor drei Jahren einen 16-jährigen Hilfsbademeister in Villnachern begleitet. Zu seinen Aufgaben gehörten neben der Badeaufsicht unter anderem das Befüllen des Kinderbeckens, die Reinigung der WC-Anlagen und die Pflege der Pflanzen und des Rasens.

Archivbild: Sandra Ardizzone
Selten gibt es dann aber auch Inserate im Internet. Eines, das bei der Suche sofort ins Auge sticht: Ferienjob in der Tischbombenproduktion bei derConstri AGin Schinznach-Dorf. Dort können Jugendliche aus der Region seit vielen Jahren in den Sommerferien ein kleines Sackgeld verdienen. Ein Einstieg in die Berufswelt soll dies aber nicht sein, sagt Bernadette Vogler, Personalverantwortliche bei Constri. Es gehe einfach um einen Zustupf fürs Portemonnaie. «Die Kinder verdienen etwa so viel, wie sie alt sind», erklärt Vogler.
Urs Widmer, Geschäftsleiter des Aargauischen Gewerbeverbands, sagt: «Ferienjobs sind eine Win-win Situation.» Die Unternehmen können auf diese Weise spezielle Arbeiten, bei welchen ihnen die Ressourcen fehlen, auf die Ferien legen. Schülerinnen und Schüler können erste Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. Widmer: «Vielleicht ergibt sich ja daraus später einmal eine Zusammenarbeit.»

Bild: Severin Bigler