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Mirage-Kampfjet für Selenski: Warum Macron gegen Putin den Turbo einlegt

Frankreichs Präsident Macron will noch in diesem Jahr Mirage-Kampfjets an die Ukraine überstellen. Militärausbildner könnten folgen, was Moskau nicht gefällt. Die russischen Drohgebärden werden aber langsam kontraproduktiv.

Macron machte die überraschende Ankündigung am Rande der D-Day-Feiern in der Normandie. Wie viele Kampfjets betroffen sind, liess er offen. Um operativ zu sein, ist gemäss Militärexperten eine Mindestzahl von 20 Maschinen nötig. Frankreich verfügt noch über 40 Mirage-Jets des Typs 2000-5. Seit 1999 in Betrieb, sind sie die ältesten Kampfflugzeuge der französischen Armee. Die Ausbildung der Piloten dauert fünf bis sechs Monate.

Überraschend ist die Ankündigung, weil der französische Generalstab die Lieferung von Mirage-2000 bisher als zu kompliziert bezeichnet hatte. Einige europäische Länder wie die Niederlande oder Dänemark haben der Ukraine bereits amerikanische F-16 geschenkt. Die Cockpits der beiden Typen gelten als sehr unterschiedlich.

Die USA haben unlängst grünes Licht für Angriffe mit amerikanischem Material auf Ziele in Russland gegeben, wenn diese ihrerseits die Ukraine und namentlich zivile Ziele wie die Stadt Charkiw beschiessen. Dieser Entscheid dürfte auch Macron bewogen haben, seine bisherige Haltung in der Kampfjet-Frage zu revidieren. Er betonte, die Militärflugzeuge hätten defensive Aufgaben: «Sie erlauben es der Ukraine, ihren Boden und ihren Luftraum zu schützen.»

Französische Militärs in der Ukraine?

Macrons Worten zufolge will Frankreich zudem 4500 ukrainische Soldaten ausbilden und mit Waffen und Munition versehen. Wo das geschehen wird, sagte der Franzose nicht. Die Entsendung von Militärinstruktoren in die Ukraine sei aber «nicht tabu», fügte er an.

Russland bezeichnet die mögliche Präsenz westlicher Militärberater auf ukrainischem Boden als «Eskalation» und droht damit, Nachbarländer der Westalliierten zu bewaffnen. Die wiederholten Drohgebärden scheinen bei Macron allerdings langsam einen gegenteiligen Effekt zu bewirken. Wenn Frankreich wie von Moskau verlangt aus der westlichen Front ausscheren würde, entstünde der Eindruck, Macron gebe seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin nach.

In Paris wächst im Gegenteil der Zorn über die Hackerangriffe russischer Provenienz. Diese Woche wurde in der Nähe des Pariser Flughafens Roissy ferner ein ehemaliger Soldat der russischen Armee festgenommen, als er eine Bombe bastelte und sich dabei verletzte. Ob sie am D-Day, den olympischen Spielen oder einem anderen Anlass hätte explodieren sollen, ist unbekannt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski, der an die D-Day-Zeremonien einen zweitägigen Besuch Frankreichs anhängt, dankte am Freitag in einer bewegenden Rede vor der Nationalversammlung in Paris für die Unterstützung.