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Rivella gründet Verein für effizientes Kunststoff-Recycling – Greenpeace kritisiert «extrem geringen Nutzen für Umwelt»

Der Aargauer Getränkehersteller Rivella hat mit weiteren Firmen den Verein RecyPac gegründet. Damit sollen Recyclingquoten für Kunststoffe und Getränkekartons erhöht werden. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert diesen Ausbau des Plastikrecyclings – und erklärt, was wirklich sinnvolle Massnahmen wären.

Gemeinsam mit anderen Akteuren hat der Getränkeriese Rivella die Branchenorganisation RecyPac gegründet. Das schreibt das Aargauer Unternehmen in seiner Mitteilung vom Freitag. Zweck des Vereins sei die Schaffung von «weitsichtigen und nachhaltigen Lösungen zur Schliessung der Kreisläufe von Verpackungen aus Kunststoff und Getränkekartons».

Konkret hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, bis 2030 ein effizientes Recycling-System aufzubauen und Quoten von 55% für Kunststoffe und 70% für Getränkekartons zu erreichen. Dies mit der Etablierung einer schweizweit harmonisierten und nachhaltigen Struktur.

Viele Plastikfolien landen im Hausmüll – das will RecyPac ändern

Um die Ziele zu erreichen, sollen sämtliche Akteure – von Verpackungshersteller über Markeninhaber, Detailhandel, Gemeinden bis zu Recyclingebetrieben – in den Prozess eingebunden werden. Laut Rivella werde die Branchenlösung bereits von einer breiten Allianz getragen und mitfinanziert.

Bei Rivella sollen in erster Linie die Schrumpfverpackungen von Multipacks in den Kreislauf einfliessen, heisst es im Schreiben. «Im Gegensatz zu PET-Flaschen, für die es in der Schweiz seit vielen Jahren ein gut funktionierendes Sammelsystem gibt, landen Plastikfolien bisher noch oft im Hausmüll. Für uns war deshalb klar, dass wir diese Initiative von Beginn weg unterstützen», wird Erland Brügger, Co-Geschäftsleiter von Rivella zitiert.

Arbeitet Rivella mit «grössten Plastikverschmutzer der Welt» zusammen?

Wenig Freude am Verein hat die Umweltorganisation Greenpeace. In einer Mitteilung kritisiert sie, RecyPac bestehe vor allem aus Mitgliedern aus der Plastikindustrie, darunter Grosskonzerne wie Nestlé und Unilever. Diese bezeichnet Greenpeace als die «grössten Plastikverschmutzer der Welt».

Die Sammlung und das Recycling von Plastikabfällen zu stärken, fördere die Verwendung von Plastik bei Lebensmittelverpackungen und Konsumgütern, hält Greenpeace fest. Dies schädige die Umwelt und bedrohe unsere Gesundheit während des gesamten Lebenszyklus.

Um die globalen Ressourcen zu schonen, müsse dieses Wegwerfsystem grundlegend überdacht werden. Es müsse stattdessen eine Kreislaufwirtschaft etabliert werden, die Mehrweg und Wiederverwendung gegenüber dem Recycling priorisiert.

«Neue Ankündigungen zu Plastiksammlungen ändern nichts am grundlegenden Problem: Das separate Sammeln und Recyceln von Plastik ist aufwendig, bringt aber extrem wenig Umweltnutzen», erklärt Florian Kasser, Konsumexperte bei Greenpeace. Viel mehr erfordere das RecyPac-System enorme Investitionen in die Sammel-, Sortier- und Recyclinginfrastruktur.

Das sagt Rivella zum Rüffel von Greenpeace

Diese Kritik will Rivella nicht gelten lassen. Auf Anfrage schreibt das Unternehmen, dass Kunststoff- und Getränkekarton-Recycling einen ökologischen Mehrwert im Vergleich zur Verbrennung habe. Ausserdem würden Ressourcen im Kreislauf behalten statt vernichtet.

Ein schweizweites System stelle zudem sicher, dass die Produzenten in die Verantwortung für ihre Verpackungen gezogen werden. Um das Funktionieren dieses Kreislaufes sicherzustellen, brauche es eine Organisation wie RecyPac. Natürlich seien die von Greenpeace angesprochenen Aspekte wie Abfallreduktion und Mehrwegsystem wichtig. Es gehe hier nicht um ein «entweder oder», sondern um ein «sowohl als auch».

Dass die Entwicklung eines solchen Kreislaufsystems viel Geld kostet, das bestreitet Rivella nicht. Das Unternehmen hält aber fest: Durch die nationale Aufgleisung würden Skalenerträge erzielt, die Logistik optimiert, Synergien genutzt und somit auch Ineffizienzen von regionalen Lösungen überwunden.