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Unwetter: Die Aargauer Feuerwehren haben eine neue Waffe gegen überflutete Tiefgaragen

In den letzten Jahrzehnten nahm die Zahl der Überschwemmungen zu, besonders wegen Starkregen. Eine neue Pumpe ermöglicht es den Aargauer Feuerwehren, im Notfall schnell zu reagieren.

Eine «Löpu», wie die Löschwasserpumpe von Feuerwehrfrauen und -männern genannt wird, befördert um die 4500 Liter Wasser pro Minute. Sie wird nicht nur in der Brandbekämpfung eingesetzt, sondern auch, um bei einer Überschwemmung das Wasser aus Kellern und Tiefgaragen zu bekommen. Im Kampf gegen die Wassermassen steht den Aargauer Feuerwehren jedoch seit Kurzem eine sehr viel mächtigere Waffe zur Verfügung: Eine Schmutzwasserpumpe, die 12’000 Liter pro Minute fördert.

Sie ist nicht nur kraftvoll, sondern im Verhältnis zur Power ein regelrechtes Leichtgewicht: 3450 Kilo. Somit kann sie auf einem Anhänger rasch dahin transportiert werden, wo sie gebraucht wird. Nicht zu einem gewöhnlichen Wasserrohrbruch – das wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Aber bei Überschwemmungen wie im 2017, als in Zofingen das Bahnhofsparking und die Unterführung komplett unter Wasser standen, wäre eine solche Schmutzwasserpumpe willkommen gewesen.

Die 35’000 Liter Wasser wurden innerhalb weniger Minuten in ein anderes Becken gepumpt.
Bild: Dominic Kobelt

Die Pumpe, die in dieser Art und Stärke in der Schweiz wohl bisher einzigartig sein dürfte, hat die Aargauische Gebäudeversicherung angeschafft. Die Pumpe wird zentral im Zeughaus Aarau stationiert und durch das Kantonale Katastrophen Einsatzelement (KKE) betrieben.

Fabian Niederberger, Kommandant KKE.
Sandra Ardizzone

Deren Kommandant Fabian Niederberger sagt, der Aargau nehme damit eine Vorreiterrolle ein. «In Deutschland, beim Technischen Hilfswerk, sind sie schon länger im Einsatz», so Niederberger. Das Gerät wurde mit dem deutschen Hersteller Börger spezifisch auf die Aargauer Bedürfnisse angepasst.

35’000 Liter in unter drei Minuten

Am Mittwoch wurde die Schmutzwasserpumpe durch die AGV übergeben und vorgeführt, am Anlass des KKE tauschten sich Zivilschutzorganisationen, Angehörige verschiedener Feuerwehren, der Kantonspolizei Aargau und weiterer Partner aus und informierten sich.

Auch eine Delegation der Sicherheitskommission des Grossen Rats, inklusive Kommissionspräsidentin Nicole Heggli-Boder (SVP), sahen sich die Demonstration an: Dazu wurden 35’000 Liter Wasser von einem mobilen Becken in ein anderes gepumpt. In unter drei Minuten war das Ziel erreicht und das vorher prall gefüllte, orange Behältnis leer.

Geröll und kleine Steine sind kein Problem

Das Gerät hat gegenüber den Löschwasserpumpen einen weiteren Vorteil: Schlamm, Kies, ja selbst bis zu faustgrosse Steine kann es problemlos bewältigen und zusammen mit dem Wasser wegbefördern. Ein Aufsatz sorgt dafür, dass grössere Gegenstände nicht in den Schlauch gelangen. «Bei den ‹Löpu› kann es beim Befördern von Schmutzwasser zu Beschädigungen kommen», sagt AGV-Fachspezialist Matthias Müller. «Wenn eine Feuerwehr eine andere mit ihren Löschwasserpumpen unterstützte, stellte sich die Frage, wer für die Schäden aufkommt.» Dann sprang jeweils die AGV ein – deshalb hat sie auch ein Interesse, diese künftig so gut wie möglich zu vermeiden.

Das Kantonales Katastrophen Einsatzelement (KKE) demonstrierte den Einsatz der neuen Schmutzwasserpumpe.
Bild: Dominic Kobelt

Zum Anhänger mit der Pumpe kommt ein zweiter mit Schläuchen hinzu. «Das Wasser muss ja wegtransportiert werden – es würde nichts bringen, wenn wir es zu einem Keller hinaus und direkt in den nächsten hineinpumpen», sagt Müller. 400 Meter weit reichen die Schläuche, die mit denen der Feuerwehr kompatibel sind und so falls nötig noch weiter verlängert werden könnten. Das Wasser wird beispielsweise in einen Fluss oder eine Kläranlage geleitet. Das mobile System ist innerhalb von rund 20 Minuten einsatzbereit. Die Pumpe selbst kostet rund 190’000 Franken, Schläuche und Anhänger um die 50’000 Franken.