Sie sind hier: Home > Digital > «Ihr Erwachsenen seid einfach sehr auf das Thema Handy fixiert»: Das sagt ein Schüler zum Handyverbot in Nidwalden

«Ihr Erwachsenen seid einfach sehr auf das Thema Handy fixiert»: Das sagt ein Schüler zum Handyverbot in Nidwalden

Um den Handykonsum in und um Schulhäuser tobt eine wilde Debatte. Ein betroffener Schüler findet, dass das alles halb so wild sei. Und er verrät, wie viel Bildschirmzeit er sich selbst geben würde.

Der Kanton Nidwalden verbietet Handys an den Schulen. Davon betroffen ist auch Gian, der Neffe des Autors. Erst seit wenigen Monaten hat er ein Mobiltelefon. Sein Whatsapp-Profilbild zeigt Spielfiguren aus einem bekannten Game. Nach dem Fussballtraining am Abend hat der 12-Jährige Zeit zum Telefonieren.

Was hast du gedacht, als du gehört hast, dass an allen Nidwaldner Schulen die Handys verboten werden?

Bei uns sind Handys heute schon verboten. Seit ich denken kann, durften wir sie in der Schule nicht brauchen – sei es im Unterricht oder auf dem Pausenplatz.

Und daran haltet ihr euch?

Ja. Alle. Wir hatten wirklich nie Probleme deswegen. Unser Pausenplatz ist aber auch so gestaltet, dass es kaum Platz zum Verstecken gibt. Hätte es da und dort eine abgelegene Ecke, gäbe es wohl schon Schüler, die es versuchen würden.

Du auch?

Nein, ich denke nicht. Ich tschutte lieber.

Wirklich? Wir waren auch schon auf einem gemeinsamen Ausflug und ich habe den Eindruck bekommen, dass du schon sehr gerne am Handy hängst.

Aber das ist doch etwas ganz anderes. Es ist ja nicht so, dass ich daheim nicht game oder am Handy bin. Aber das kann ich nach der Schule machen. In der Pause nicht.

Ab dem Sommer gehst du ans Gymnasium in einer anderen Gemeinde. Mein Sohn geniesst die Kanti in einem anderen Kanton unter anderem darum, da er da ungestört auf seinem Handy herumdrücken kann. Für dich gilt aber auch da: Handyverbot.

Auch da ist das Verbot nicht neu. Schon am Schnuppertag wurde uns gesagt, dass Mobiltelefone im Unterricht und auf dem Schulgelände tabu sind. Ich fahre ja mit dem Zug hin und zurück zur Schule. Da komme ich sicher genügend dazu.

Findest du, wir Erwachsenen übertreiben es mit der ganzen Handythematik?

Voll.

Warum?

Ihr seid ja auch viel am Handy. Und manchmal sagt mir mein Papa am Wochenende, ich solle nach draussen gehen und tschutten anstatt drinnen am Handy herumzuhängen. Er selbst bleibt aber drin.

Aber wohl nicht, um einfach pausenlos am Handy zu sein.

Nein, das glaube ich schon auch nicht. Aber es ist ja nicht so, dass ich das ständig wäre. Ich finde, ihr Erwachsenen seid einfach sehr auf das Thema Handy fixiert.

Wenn man dir zuhört, könnte man meinen, es sei ja wirklich gar kein Problem. Glaubst du das ernsthaft?

Eigentlich schon. Natürlich: Es gibt schon immer wieder Situationen, wo es mich selbst nervt.

Zum Beispiel?

Wenn wir am Fussballspielen sind und jemand nimmt plötzlich sein Handy raus. Dann dauert es zirka dreissig Sekunden und alle stehen um den rum und schauen, was er macht.

Du auch?

Ja. Aber ich kann ja auch nicht alleine weiter Fussball spielen. Das wäre ja langweilig.

Wofür brauchst du das Handy hauptsächlich?

Am meisten für Spiele. «Brawl Stars» zum Beispiel.

Spielst du das alleine oder mit Freunden?

Also ich spiele es alleine an meinem Handy, aber oft sind Freunde von mir im gleichen Spiel. Wir laden uns gegenseitig ein und spielen es dann gemeinsam.

Ist das für dich vergleichbar mit draussen Fussballspielen?

Wie kommst du auf so komische Fragen? Sicher nicht. Das eine ist Gamen und das andere ist Spielen.

Was machst du lieber?

Ich würde sagen: Fussballspielen.

Hast du auch Snapchat und so auf dem Handy?

Ja, aber ich brauche es nicht so viel. Da habe ich andere in der Klasse, die das viel mehr brauchen.

Wenn du mit deinen Freunden abmachst, um nach draussen zu gehen, wie verabredetet ihr euch?

Per Whatsapp oder Teams. Also via Handy. Oder manchmal machen wir auch noch direkt in der Schule ab.

Du hast ja eine Bildschirmzeitbegrenzung drin. Wie viel Stunden Bildschirmzeit würdest du dir selbst geben?

Das kommt sehr drauf an.

Worauf?

Was es für ein Tag ist, wie das Wetter ist, was ich sonst noch für Pläne habe.

Nehmen wir einen Samstag, kein Programm, Regen.

Dann wären es wohl fünf Stunden. Oder mehr: sechs Stunden.

Und wenn die Sonne scheint?

Dann wären es weniger.