
18-Jährige muss selbst gemachten Grabstein ihres Vaters entfernen – Gemeinde setzt sich durch
Paris Theiler versteht die Welt nicht mehr. Die 18-Jährige sparte Geld, um sich einen Grabstein für ihren vor vier Jahren verstorbenen Vater zu leisten. Nun musste der Stein aber wieder weg vom Friedhof, weil er laut der Gemeinde Villmergen die Norm nicht erfüllt. Sprich: Er ist zu klein.
Nun steht ein Holzkreuz an der Stelle, an der vorher der selbst gestaltete, zweiteilige Grabstein an Paris Theilers Vater Oliver erinnert hatte. Er bestand aus einer schwarzen Steinplatte mit einem Bild, dem Namen sowie Geburts- und Todestag von Oliver Theiler.
Auf einem Turm aus demselben Stein daneben war ein Zitat abgebildet: «Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig. Erzählt lieber von mir und traut euch ruhig, zu lachen. Lasst mir einen Platz zwischen euch, so wie ich ihn im Leben hatte.»
Gegenüber dem TV-Sender Tele M1 sagt Paris Theiler, sie habe nicht erwartet, dass es ein Problem mit dem Grabstein geben könnte, solange man sich Mühe gebe, das Grab schön zu gestalten. «Ich würde es verstehen, wenn wir über die Grabgrenze hinausgegraben hätten», sagt sie, «aber wir haben einfach unsere Fläche ausgenutzt.» Das hölzerne Kreuz, das nun alternativ auf dem Grab steht, ragt nun sogar höher als der Stein.

Bild: Jeffrey Gnehm
Tatsächlich gibt es für Grabsteine auf dem Friedhof Villmergen nicht nur eine Maximal-, sondern auch ein Mindestmass. Ein Stein muss mindestens 90 Zentimeter hoch sein.
Der Gemeindeschreiber von Villmergen, Josef Würsch, nimmt gegenüber Tele M1 schriftlich Stellung: Dem Gemeinderat sei es wichtig, dass das Friedhofsreglement konsequent umgesetzt würde. Einerseits, damit das Erscheinungsbild des Friedhofs einheitlich ist, und andererseits, damit alle Angehörigen gleich behandelt werden.
Nun spart sie auf einen neuen Stein
Paris Theiler habe, wie sie sagt, nichts vom Reglement gewusst und darum den alten, überwucherten Grabschmuck mit dem eigenen Grabstein ersetzt. Über 600 Franken habe alles zusammen gekostet. Weil der Stein aber nur rund 50 Zentimeter hoch war, bleibt ihr nun nichts anderes, als die Regel zu akzeptieren.
Für Theiler ist der Fall nun abgeschlossen. Aber sie sagt: «Ich will sicher wieder einen schönen Grabstein setzen, sobald ich genügend Geld habe, um einen zu kaufen.» Sie wolle ihren Vater würdigen. Das sei das Mindeste, das sie tun könne. Nun spart sie auf einen Grabstein, der den Anforderungen der Gemeinde entspricht.
Grosse Hilfsbereitschaft wegen Grabstein
Der Beitrag von Tele M1 löste viele Reaktionen bei den Zuschauerinnen und Zuschauern aus. Zahlreiche Personen meldeten sich per E-Mail, weil sie der 18-Jährige helfen wollen.(cam/lil)