
Dreibeinig und trächtig: Wie aus einem Igel-Drama ein wunderbares Happy End wurde
Eine Überraschung der etwas anderen Art fand Christine Eckrich kürzlich in ihrem Garten in Niederlenz: Da lag nämlich ein schwer verletzter Igel im Rasen. Das Tier schleppte sich wohl mit letzter Kraft in den Garten der Tierärztin. Für den Igel war das ein grosses Glück im Unglück. Denn Eckrich arbeitet bei Kleintierpraxis 4 Pfoten in Villmergen. Bereits auf den ersten Blick wurde klar, dass das Tier schwer verletzt ist an einem Hinterbein. Eckrich versorgte ihn vorerst und brachte ihn dann am nächsten Tag mit in die Villmerger Praxis. Mittlerweile hatte der Igel bereits einen Namen erhalten: Hugo.
Gemeinsam mit der Praxisinhaberin Franziska Hilfiker untersuchte Eckrich Hugo und machte ein Röntgenbild des verletzten Beines. Was die beiden Tierärztinnen darauf sahen, liess nichts gutes vermuten. Hilfiker erzählt: «Während der Operation stellten wir fest, dass das Bein nicht mehr gerettet werden kann, es war irreparabel beschädigt.» Weil sich aber Igel auch auf drei Beinen fortbewegen können, wurde das Bein amputiert.
Die Tierärztin vermutet, dass ein Rasenroboter verantwortlich ist für die schwere Verletzung. Sie stelle immer wieder fest, dass das motorisierte Gartenwerkzeug Ursache für Verletzungen bei Wildtieren, insbesondere bei Igeln sei, erzählt sie.
Mitte Mai überraschte Hugo alle mit Nachwuchs
Hugos Wunde nässte nach der Operation noch ein wenig und so musste er nochmals unters Messer. Ihm wurde eine Drainage gelegt. Erholen konnte er sich in einer Igelstation. Als dann das Tier zur Nachsorge wieder in die Villmerger Praxis gebracht wurde, staunte das Team nicht schlecht: Da lagen zwei weitere, munzig kleine Igel in der Transportbox.
Diese Überraschung war gelungen. Franziska Hilfiker erzählt: «Wir hatten weder bei der Operation noch auf dem Röntgenbild festgestellt, dass der Igel trächtig war.»

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Und so wurde aus Hugo Hermine. Mutter und Kinder sind wohlauf. Hermine erholt sich langsam, aber sicher von ihrer schweren Verletzung und die jungen Igel gedeihen prächtig. Sie sind mittlerweile bald einen Monat alt. Noch wuselt die Familie in der Igelstation umher. Sobald sich Hermine aber erholt hat, wird sie gemeinsam mit ihrem Nachwuchs in die Freiheit entlassen.
Tierärzte bleiben oft auf den Behandlungskosten sitzen
Hermine ist bereits der dritte Igel, dem Franziska Hilfiker und ihr Team eine Gliedmasse amputieren müssen. Verantwortlich für diese schweren Verletzungen sind nebst Rasenmähern und Mährobotern auch Fadenmäher. Igel ziehen sich zum Schlafen gerne unter Büsche zurück und werden so gerne übersehen. Deshalb empfiehlt die Tierärztin, dass man vor dem Rasenschnitt die Stellen kurz kontrolliert und Mähroboter nur tagsüber laufen lässt, dies weil Igel nachtaktive Tiere sind.

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«Für mich ist die Behandlung von verletzten Wildtieren ein Dienst am Tier», sagt Franziska Hilfiker. Die Kosten trägt sie selber. Hin und wieder erhält die Praxis einen Zustupf von Menschen, die ein verletztes Tier bringen. Denn die Behandlung kann schnell einmal einige Tausend Franken ausmachen. So auch bei Hermine, deren Krankheitskosten ebenfalls in die Tausende gehen werden.
Wer den bedrohten Wildtieren helfen möchte, kann dies einfach tun: Ein naturnah gestalteter Garten mit Laubhaufen, Sträuchern und einheimischen Pflanzen ist die ideale Umgebung für sie. Wer ein verletztes Tier findet, wendet sich an das nächste Wildtierzentrum oder einen Tierarzt.