
Vom kleinen Start-up zum weltweit gefragten Hersteller – das ist die Geschichte von Pharmabotix
Unzählige, oft international bedeutsame Unternehmen sind im Aargau beheimatet. Vielfach weiss die Bevölkerung aber gar nicht, welche Schätze sich praktisch vor ihrer Haustüre verbergen, selbst in kleinen Ortschaften. Die Aargauische Industrie- und Handelskammer bemüht sich deshalb, der Bevölkerung die Firmen aus dem Kanton zu zeigen.
Im Fokus standen an der diesjährigen Nacht der Aargauer Wirtschaft elf Unternehmen, die Robotik und Automation einsetzen. Knapp 400 Interessierte aus der Bevölkerung meldeten sich an. Gut 30 fuhren nach Seengen zur Firma Pharmabotix.
Pharma ist hoch im Kurs. Es ist das Segment der Schweizer Wirtschaft, das am stärksten wächst und noch von den US-Zöllen verschont blieb. Pharmabotix produziert aber keine Medikamente, sondern Maschinen: Das Unternehmen stellt technologisch ausgeklügelte Sonderanfertigungen her für die Produktionsabläufe in der Pharmaindustrie. Dank Robotertechnologie und Automatisierung kann deren Effizienz gesteigert werden.
Pharmabotix übernimmt die Ingenieursarbeit, zeichnet die Maschine, lässt die Einzelteile aus Edelstahl extern anfertigen, kauft die Roboter ein. In Seengen wird dann alles zusammengebaut samt der nötigen Elektronik, die Software programmiert, die Bedienoberfläche erstellt.
Die meisten Lieferanten stammen aus der Region
Eines der Trümpfe des Unternehmens ist, dass im Aargau so viele qualitativ hochstehende Firmen zu finden sind. Die allermeisten Lieferanten seien innert 30 Minuten Autodistanz erreichbar, wie Geschäftsführer Fabian Stutz erklärte. Einige seien Familienbetriebe, die unkompliziert auch mal bereit seien, für einen Auftrag die Extrameile zu gehen und zum Beispiel ein Wochenende durchzuarbeiten.
Dazu gehören etwa die Firmen Smartmech im benachbarten Egliswil oder eben Alesa, die einige Einzelteile für die Pharmabotix-Maschinen fräst und zu der Pharmabotix eine sehr enge Verbindung hat: Als quasi Start-up begann die Firma vor fünf Jahren in den Fabrikhallen von Alesa.
«Wir haben das Unternehmen zu dritt gegründet, in einem kleinen Büro mit Platz für knapp vier Tische», erinnerte sich Fabian Stutz vor den Gästen an der Nacht der Aargauer Wirtschaft, die interessiert viele Fragen stellten. Heute ist sein Unternehmen auf über 400 Quadratmetern eingemietet in der historischen, heute modernisierten Werkzeugfabrik von Alesa, mitten in Seengen gegenüber der Mehrzweckhalle.

Bild: Daniel Vizentini
Keine Angst vor den US-Zöllen
Inzwischen ist Pharmabotix ein gefragter Maschinenhersteller, der Unternehmen im In- und Ausland beliefert, darunter etwa Roche. Jeremias Bürgin, Leiter Softwareentwicklung der Firma, zeigte vor Ort eine Maschine, die Autoinjektionsspritzen zusammenbaut, ähnlich wie die, die für das bekannte Diabetes-Medikament Ozempic verwendet werden.

Bild: Daniel Vizentini
«Wir werden mittlerweile von den grössten Pharmaunternehmen der Welt angefragt für Sonderprojekte», sagte Fabian Stutz. Das Rezept: «Wir gehen auf das Kundenbedürfnis ein, setzen Anfragen schnell und zuverlässig um.» Pharma habe höchste Qualitätsanforderungen, was die Maschinen betrifft. Und da könne Pharmabotix auftrumpfen. «Wir gewinnen nicht über den Preis, sondern über gute Konzepte.»
Dies auch im Vergleich zur Konkurrenz aus den Nachbarländern. «In der Nische, in der es um Präzision geht – da ist die Schweiz stark.» Deshalb habe er auch keine Angst vor den US-Zöllen, die Maschinenbauunternehmen wie Pharmabotix eben doch treffen. «Die Schweiz musste schon Euroschocks und andere Krisen überstehen, dadurch stechen wir auch heraus. Wir werden auch das überstehen.»
In fünf Jahren die Anzahl Angestellter verfünffacht
Dieses Jahr habe Pharmabotix viel in die Firmeninfrastruktur investiert. Aus den ehemals drei Gründungsmitgliedern ist ein gefragtes Unternehmen mit heute 14, demnächst 15 Angestellten geworden. «Alles hier ist eigenfinanziert und basiert auf dem Vertrauen, das wir in den letzten Jahren aufbauen konnten», sagte Fabian Stutz, der selbst den Sprung vom früheren Spenglerlehrling zum Geschäftsführer einer Maschinenbaufirma geschafft hat.

Bild: Daniel Vizentini