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Von Jubiläen, Geburtshilfe und Schnaps

Die 63. Ausgabe des Aarburger Neujahrsblattes ist erschienen. Es widmet sich unter anderem auch der 900-Jahr-Feier – aber nicht nur.

Die aktuelle Ausgabe des Aarburger Neujahrsblattes lässt auf insgesamt zwölf Seiten ausführlich die 900-Jahr-­Feier der Ersterwähnung Aarburgs und das dazugehörige Freilichttheater «Füür im Dach» Revue passieren. Daneben berichtet die 63. Ausgabe von einem weiteren Jubiläum: Das Perry Center Aarburg-Oftringen konnte im April seinen 50. Geburtstag feiern. Auf sechs Seiten zeichnet der Autor die Geschichte dieses grössten Einkaufszentrums der Region Zofingen nach.

Zudem erfahren mehrere verstorbene Persönlichkeiten des Städtlis in dieser Ausgabe eine Würdigung. Da wären zum Beispiel die Ende 2022 verstorbene Gemeindehebamme Erna Lafleur, die vielen und nicht nur Aarburger Kindern auf die Welt geholfen hat, oder der ebenfalls 2022 verstorbene Ueli Heiniger, der selbst während Jahrzehnten Texte für die Jahresschrift verfasst hatte.

Eine dritte vorgestellte Persönlichkeit ist Werner Widmer, auf den hier näher eingegangen werden soll. Die Widmer’schen Oldtimer-Postautos sind vermutlich vielen Leserinnen und Lesern in der Region ein Begriff. Vielleicht weniger bekannt dürfte die Tatsache sein, dass er ein sogenannter Störbrenner war, der mit seiner mobilen Brennerei von Hof zu Hof fuhr und Schnaps herstellte.

Der Ende 2021 verstorbene Widmer kam fünf Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkrieges im süddeutschen Bad Säckingen zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er jedoch bereits in der Schweiz, nämlich im aargauischen Wölflinswil.

Nach der Hochzeit mit Elisabeth Aeberhard bezog Widmer ein Bauernhaus mit drei Wohnungen in Aarburg. Zusammen mit seinen Eltern bewirtschaftete er den Hof, auf dem bis 1975 Kühe, Mastmunis und Schweine gehalten wurden. Dem jungen Paar wurden fünf Töchter geschenkt. Widmer war ein Familienmensch und stolz auf sein «Sechs-Mädel-Haus».

Werner Widmer und seine Oldtimer-Postautos

Wie bereits erwähnt, war Widmer in der Region bekannt für seine Oldtimer-Cars. Die Leidenschaft für alles, was auf der Strasse herumfuhr, entdeckte er schon früh: kleine und grosse Motorräder, Autos, Last­wagen, Cars – alles kein Problem für ihn. Zum Beispiel war er als Kipperfahrer im Einsatz, als in den 60er-Jahren die Autobahn – damals noch Nationalstrasse N1 genannt – gebaut wurde. Aber auch mit wenigen PS kannte er sich aus. So hatte er in den Wintermonaten in Davos Gäste mit Pferdeschlitten durch die Landschaft geführt.

Die Leidenschaft für die Oldtimer-Cars begann 1982, als Widmer ein altes Postauto zu restaurieren begann und danach Fahrten mit diesem Fahrzeug anbot. Das Hobby entwickelte sich zu einem zweiten beruflichen Standbein, als ein zweiter und dritter Oldtimer dazukamen. 2007 durfte Widmer mit seinem «Schnauzer-Postauto» und geladenen Gästen an Bord als erstes offizielles Fahrzeug die beiden Tunnels der Ortskernumfahrung Aarburg befahren.

Doch zurück in die 60er-Jahre: 1960 erwarb Widmer eine fahrbare Brennerei. Gelernt hatte er das Handwerk des Brennens von Paradiesli-Bauer Otto Heiniger. Für den Betrieb seiner Brennerei benötigte Widmer eine Konzession der Eidgenössischen Alkoholverwaltung. Denn in der Schweiz ist es Privaten strikt untersagt, Schnaps oder anderen Alkohol zu brennen.

Als 86-Jähriger verkaufte er seine Brennerei, nach 58 Jahren. In den besten Jahren hatte er innerhalb eines Jahres bis zu 20 000 Liter Schnaps hergestellt.

Das «Aarburger Lied» aus der Versenkung geholt

Zu guter Letzt kommt eine weitere Aarburger Persönlichkeit im Neujahrsblatt zu Ehren, wenn auch indirekt: Hans Brunner, Lehrer für Deutsch, Geschichte und Latein sowie Französisch an der Bezirksschule. Er hat für die Einweihung des Schulhauses Paradiesli das «Aarburger Lied» getextet. Noch in den 90er-Jahren mussten Schülerinnen und Schüler dieses Lied an Jugendfesten zum Besten geben – ein Zeitdokument, von dem nach Scannen des QR-Codes im Neujahrsblatt die 1. und 3. Strophe gehört werden kann, gesungen von Christina Mettler, begleitet von Stefan Berger am Klavier.

Zudem warten in der aktuellen Ausgabe noch viele weitere interessante Texte darauf, entdeckt zu werden. Den Abschluss des Neujahrsblattes bilden wie jedes Jahr eine umfangreiche Chronik sowie die Tafel mit den hohen Geburtstagen und das aktuelle Behördenverzeichnis.

Das Aarburger Neujahrsblatt wird in diesen Tagen durch die Schweizerische Post in alle Aarburger Haushaltungen verteilt. Auswärtige Interessenten können sich bei Heinz Hug melden: Tel. 062 791 60 69 oder per E-Mail: chronik@fganet.ch.