
Während Bauarbeiten Skelette entdeckt: Der verborgene Friedhof der Johanniterkommende
Hoch oben auf dem Kommendehügel in Reiden thront die Johanniterkommende. Sie gilt als Wahrzeichen der Gemeinde und wurde um 1280 vom Johanniterorden gegründet. Als Kaiser Napoleon im Jahr 1807 die Klöster und religiösen Orden in der Schweiz aufhob, ging die Kommende an den Kanton Luzern über. 1951 folgte schliesslich die vertragliche Ablösung vom Kanton an die katholische Kirchgemeinde Reiden. Die Kirchgemeinde erhielt 330’000 Franken und verpflichtete sich im Gegenzug für den Unterhalt zu sorgen. Dies tut die Kirchgemeinde bis heute.
Friedhof aus dem 13. Jahrhundert
Als die Kirchgemeinde 1987 die Renovation der Kommende plante, wurde das Areal im Vorfeld von der Kantonsarchäologie untersucht. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf die Untergeschosse der Kommende und den Innenhof gelegt. In diesem Hof stand bis ins 19. Jahrhundert eine Kirche. Während von dieser nur noch wenige Mauerreste erhalten waren, kamen zahlreiche Gräber des dicht belegten zugehörigen Friedhofs zum Vorschein. Sie stammten aus dem 13. bis 16. Jahrhundert.
Historische Gräber in der Region
Unsere Region hat historisch einiges zu bieten. Ob alte Gräber, Grabtafeln oder ein Friedhof aus dem 13. Jahrhundert. Wer waren die Menschen, an die die Grabsteine erinnern? Die Geschichten dieser Menschen erzählt die Serie «Historische Gräber in der Region». Bereits erschienen: Die drei Ringiers in der Zofinger Stadtkirche – und was das mit dem Heiternplatz zu tun hat; Ein Herz für die Schwachen: Jakob Dietschi – der Aarburger Volkspfarrer; Zeugnisse vergangener Zeit – diese Geschichten schlummern in der Uerkner Kirche
Die ausführlichen Grabungen der Kantonsarchäologie im Jahr 1987 förderten 137 Gräber zu Tage. Die Skelette wurden dichtgedrängt und in bis zu vier Schichten übereinander entdeckt. Zusätzlich fanden die Archäologen die umgelagerten Gebeine von 231 weiteren Menschen. Diese wurden beim Öffnen oder unbeabsichtigten Anschneiden der Gräber vom Totengräber beiseite geräumt und anschliessend wieder in die Auffüllungen gegeben. Die Skelette waren erstaunlich gut erhalten, was wohl der trockenen Lage des Friedhofs auf einer Hügelkuppe aus porösem Molassesandstein zuzuschreiben ist. Die Skelette wurden geborgen und in das Depot der Kantonsarchäologie überführt.
137 Gräber haben die Kantonsarchäologen 1987 freigelegt. – Bild: Kantonsarchäologie Luzern Bei den Grabungen im Jahr 1987 wurden auch die Mauerreste der ehemaligen Kirche im Innenhof freigelegt. – Bild: Kantonsarchäologie Luzern 2025 legten die Kantonsarchäologen vier weitere Skelette frei. – Bild: Kantonsarchäologie Luzern 2025 legten die Kantonsarchäologen vier weitere Skelette frei. – Bild: Kantonsarchäologie Luzern 2025 legten die Kantonsarchäologen vier weitere Skelette frei. – Bild: Kantonsarchäologie Luzern
Bei den Grabungen im Jahr 1987 wurde allerdings nur ein Teil des Friedhofs freigelegt. Der Fernwärmeausbau bei der Johanniterkommende im Jahr 2025 führte zu der Entdeckung vier weiterer Gräber. Was erneut zu einem Einsatz der Kantonsarchäologie führte. Die Skelette wurden ebenfalls genaustens vermessen und in das Depot der Kantonsarchäologie überführt.

Bild: Stephan Wicki
Für die Archäologen ist klar, dass im Boden bei der Kommende Reiden noch zahlreiche weitere Gräber aus dem Mittelalter vorhanden sind. Es bleibt also auch für die Zukunft spannend, was allfällige Untersuchungen hier an Überraschungen ans Licht bringen werden.