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Saudis und Türken denken plötzlich massiv schlechter über die Schweiz – der Grund ist irre

Das Image der Schweiz im Ausland ist nach wie vor sehr gut. Das schreibt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten. In einzelnen Ländern ist der Ruf in den letzten zwei Jahren jedoch regelrecht abgesackt. Der Grund dafür ist eine Verwechslung.

Die Schweiz belegt in einem Vergleich mit 60 Ländern den starken siebten Rang. Grundlage dafür ist der Anholt-Ipsos Nation Brands Index 2023 (NBI). Insbesondere die Schweizer Regierungsführung und die Standort- und Lebensqualität geniessen global einen sehr guten Ruf.

In gewissen Ländern habe sich die Wahrnehmung der Schweiz jedoch verschlechtert, schreibt das EDA. Etwa in der Türkei und in Saudi-Arabien.

In der Türkei rangierte die Schweiz im Jahr 2021 noch auf Rang vier. 2023 resultierte nur noch Rang zehn. Noch augenfälliger ist der Image-Verlust in Saudi-Arabien. Vor zwei Jahren belegte die Schweiz ebenfalls den vierten Rang. Heuer nur noch Rang 14.

«Bei den Bewertungen aus diesen beiden islamisch geprägten Nationen handelt es sich um überaus deutliche und aussergewöhnliche Einbrüche beim Image der Schweiz», schreibt das EDA.


EDA

«Ein bekanntes Phänomen»

Wieso hat das Image der Schweiz in diesen Ländern derart starke Risse bekommen? Die Gründe dafür seien auf den ersten Blick nicht ersichtlich, so das EDA. Im relevanten Zeitraum habe es keine Ereignisse rund um die Schweiz gegeben, die im islamischen Raum auf massive Ablehnung stiessen.

Auf den zweiten Blick gibt es jedoch durchaus eine Erklärung. Und die ist reichlich absurd. Das EDA schreibt: «Die wahrscheinlichste Hypothese ist, dass die Verschlechterung der Wahrnehmung der Schweiz auf eine Verwechslung mit Schweden zurückzuführen ist.» In Schweden sei es im Frühsommer 2023 zu mehreren antiislamischen Demonstrationen gekommen, bei denen teilweise Korane verbrannt worden seien. Dies habe in islamischen Ländern grosse Entrüstung ausgelöst.

«Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Menschen aus aussereuropäischen Ländern oft Mühe haben, die Schweiz und Schweden auseinanderzuhalten», erklärt das EDA weiter.

Viel Berichterstattung über die Schweiz

Abgesehen von der Verwechslung weiss das EDA auch sonst Spannendes zu berichten. Die Schweiz sei im 2023 oft in den ausländischen Medien gewesen, heisst es aus Bern. Dies habe vor allem mit dem Zusammenbruch der Credit Suisse und deren Übernahme durch die UBS zu tun. Die Berichterstattung dazu sei vorwiegend kritisch gewesen.

Ebenfalls sei in den ausländischen Medien regelmässig über die Haltung der Schweiz im Ukrainekrieg geschrieben worden. Das EDA schreibt: «Im Zentrum standen dabei Aspekte wie die Verhinderung der Weitergabe von Rüstungsgütern, die Neutralität, die Sanktionen gegen Russland, sowie die Solidarität und Verlässlichkeit der Schweiz – oft mit einem eher kritischen Ton.»

So schrieb etwa das «Wall Street Journal» am 28. Februar 2023:

«Switzerland becomes stumbling block for Western military aid to Ukraine.»

«Die Schweiz wird zum Stolperstein für westliche Militärhilfe an die Ukraine».

Oder «The Sunday Times» am 3. September 2023:

«The role Switzerland has played for centuries: a black hole that is at the heart of Europe while also standing apart from it; not so much nobly neutral, as spectacularly selfish.»

«Die Rolle, die die Schweiz seit Jahrhunderten spielt: Ein schwarzes Loch, das im Herzen Europas liegt und gleichzeitig abseits davon steht; nicht so sehr edel neutral, eher spektakulär egoistisch.»

In einigen Ländern hat diese Berichterstattung einen Rückgang der Sympathie für die Schweiz zur Folge gehabt. Insgesamt bleibt die Gesamtwahrnehmung der Schweiz im Ausland jedoch sehr positiv. (cma/watson.ch)