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Was für ein K(r)ampf!

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Was kann man gegen die Krampfadern tun? Matthias Knittel, Leitender Arzt für interventionelle Phlebologie am Kantonsspital Aarau, ist Experte auf dem Gebiet. Er weiss: Damit ist nicht zu spassen.

Die 90-jährige Patientin hat Respekt vor medizinischen Eingriffen, doch die Schmerzen lassen ihr einfach keine Ruhe. Seit sechs Monaten quält sie eine offene Stelle am Innenknöchel – verursacht durch eine Krampfader. «Die klassische Kompressionstherapie hat bei ihr leider keine anhaltende Besserung gebracht», erinnert sich Matthias Knittel. Deshalb hat sie sich dann für eine Lasertherapie entschieden. «Zwei Monate später war die offene Stelle vollständig verheilt – und die Patientin glücklich.»

Bei Krampfadern liegt in den meisten Fällen eine genetische Veranlagung vor. Auch das Alter, hormonelle Veränderungen und der Lebenswandel spielen eine Rolle. Die Hauptursachen für eine Krampfadererkrankung sind Bewegungsmangel, Übergewicht und vorwiegend stehende Tätigkeiten. «Die beste Prävention ist Ausdauersport wie Nordic Walking, Schwimmen oder Velofahren», verrät der Arzt. Das Überschlagen der Beine gehört hingegen nicht zu den Risikofaktoren. «Das Gerücht rührt wahrscheinlich daher, dass Krampfadern häufig in der Kniekehle ihren Ausgangspunkt haben.»

Möglich sind verschiedene Therapien

Nicht immer verursachen Krampfadern Schmerzen. Auch Juckreiz und diverse Hautveränderungen – von bräunlichen Verfärbungen im Innenknöchelbereich bis hin zu Schwellungen der Beine – sind typische Symptome. «Wir unterscheiden sechs Stadien», erklärt Matthias Knittel. Eine offene Stelle sei das höchste Stadium. Ziel ist eine frühzeitige Behandlung, um dies zu vermeiden. Krampfadern während einer Schwangerschaft sollten indes immer abgeklärt werden.

Meist startet die Behandlung mit einer Kompressionstherapie. Tritt keine langfristige Besserung ein, gibt es zwei Möglichkeiten: einen chirurgischen Eingriff, bei dem die Stammvene operativ entfernt wird, oder eine Behandlung mittels Laser oder Radiofrequenz, bei der die Stammvene durch Wärme verschlossen wird, sodass der Körper sie selbst abbauen kann. Das KSA bietet beide Methoden an. «Der minimalinvasive Eingriff verdrängt die Operation allerdings zunehmend», erklärt der Mediziner. Vorteil: Es ist weder eine Narkose noch ein Schnitt in der Leiste erforderlich.

Venus Venen – Wie Frauenbeine gesund und stark werden

Haben Sie mit müden, geschwollenen oder schmerzhaften Beinen zu kämpfen? Das KSA Aarau informiert am 24. April 2024 (ab 18 Uhr) über die häufigsten Beinbeschwerden und deren Therapiemöglichkeiten. Nutzen Sie die Gelegenheit, mehr über die Prävention und Behandlung von Venenerkrankungen zu erfahren. Neben Fachvorträgen zu den Themen Lipödem und Krampfadern gibt es eine Lesung von Dr. med. Kerstin Schick aus ihrem Buch «Venus Venen: So werden Frauenbeine gesund, stark und schön».Die Veranstaltung findet im Hörsaal des Kantonsspitals Aarau statt und ist kostenlos. Nach den Vorträgen laden wir Sie herzlich zu einem Apéro ein, bei dem Sie die Gelegenheit haben, direkt mit den Referentinnen und Referenten ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Weitere Informationen unter ksa.ch/venusvenen

Frauen sind häufiger betroffen als Männer

Wer unter Krampfadern leidet, neigt meist auch zu Besenreisern. Letztere stellen indes ein rein ästhetisches Problem dar, das nicht in der Bildung von Krampfadern mündet. Gemeinsame Ursache ist häufig eine angeborene Venenschwäche. Betroffen von einer sogenannten chronischen Veneninsuffizienz sind 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung – Frauen häufiger als Männer. Sichtbare Krampfadern weisen 12 bis 16 Prozent auf.

Krampfadern betreffen übrigens nicht nur die Beine. Bei Frauen können sie auch im kleinen Becken auftreten, wo sie zu diffusen Unterbauchbeschwerden und schmerzhaften Krampfadern im Genitalbereich führen können. «Deshalb sollte man den Arztbesuch nicht auf die lange Bank schieben», warnt der Experte.

So harmlos eine Krampfader anmuten mag, so gefährlich kann sie sein. Eine tiefe Beinvenenthrombose kann im schlimmsten Fall eine tödliche Lungenembolie auslösen. Die Behandlung von Krampfadern ist relativ einfach und risikoarm. «Nach drei Monaten sieht man in der Regel nichts mehr von den verdickten Venen», so der Spezialist. Selbst wenn aufgrund der genetischen Veranlagung neue Krampfadern entstehen, ist eine Therapie sinnvoll. «Ziel einer Behandlung ist, die erkrankten Venen komplett auszuschalten.» Und so das Risiko für neue Krampfadern und Komplikationen zu minimieren.

«Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind gar nicht so gross»

Dr. med. Matthias Knittel, Leitender Arzt interventionelle Phlebologie .
Bild: zvg

Herr Knittel, weshalb sind Frauen häufiger von Krampfadern betroffen als Männer?

Die Ursache, dass Krampfadern häufiger bei Frauen auftreten, hängt mit dem Hormonhaushalt der Frau zusammen. Insbesondere auch vorangegangene Schwangerschaften begünstigen das Auftreten von Krampfadern. Durch eine gesteigerte Östrogenausschüttung kommt es zu einer Auflockerung des Bindegewebes und zu einer Erweiterung der Venen, so dass diese dann teils oberflächlich als Besenreiser oder knotige Krampfadern sichtbar werden. Jedoch sind die Unterschiede in der Häufigkeit von Krampfadern zwischen Frauen und Männern gar nicht so gross. Dies zeigen auch die Daten der Bonner Venenstudie mit einem Auftreten von sichtbaren Krampfadern bei 12 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen.

Ist bei einem chirurgischen Eingriff ein stationärer Aufenthalt nötig? Und wie sieht es diesbezüglich bei der Lasermethode aus?

Mittlerweile ist bei einem «klassischen» chirurgischen Krampfadereingriff nur noch in einzelnen Fällen eine stationäre Behandlung erforderlich. Die  sogenannte endovenöse Lasertherapie wird in den allermeisten Fällen ambulant durchgeführt. Nur bei schweren Begleiterkrankungen ist in Einzelfällen ein kurzer stationärer Aufenthalt notwendig.

Bewegungsmangel, Übergewicht und vorwiegend stehende Tätigkeiten fördern Krampfadern. Gibt es einen Risikofaktor, der besonders heraussticht?

Ein wichtiger Risikofaktor für das Auftreten von Krampfadern ist sicherlich eine erbliche Veranlagung. Die oben genannten Risikofaktoren und zusätzlich auch Schwangerschaften begünstigen bei entsprechender genetischer Disposition das raschere Fortschreiten der Krampfader-Erkrankung.

Heisst das im Umkehrschluss, dass entsprechendes Verhalten neue Krampfadern verhindern kann?

Durch Massnahmen wie Gewichtsreduktion und ausreichend körperliche Bewegung können neue Krampfadern nicht komplett verhindert werden, jedoch wird das Fortschreiten der Erkrankung dadurch deutlich gebremst.