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Weiterer Zinshammer: Die Nationalbank erhöht den Leitzins auf 1,75 Prozent

Die Schweizerische Nationalbank hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent erhöht. Sie dreht damit weiter an der Zinsschraube – bereits zum fünften Mal seit dem letzten Sommer.

Im vergangenen Sommer kam die Zeitenwende: Damals erhöhte die Schweizerische Nationalbank (SNB) zum ersten Mal seit 15 Jahren den Leitzins – beliess ihn aber mit –0,25 Prozent im negativen Bereich. Das ist längst Geschichte: Seither gab es drei weitere Zinsschritte, und am Donnerstag folgte bereits der nächste.

WERBUNGDie SNB hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent erhöht. Das teilte die SNB anlässlich der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung mit. Die Zinsänderung gilt ab Freitag. Damit strafft die Nationalbank die Geldpolitik weiter.

Kampf gegen Teuerung noch nicht vorbeiMit der Erhöhung will die SNB dem mittelfristig abermals gestiegenen Inflationsdruck entgegenwirken, wie sie mitteilte. Zwar sank die Teuerung im Mai in der Schweiz auf 2,2 Prozent. Sie ist damit auf dem tiefsten Stand seit Februar 2022.

Allerdings war eine weitere Erhöhung des Leitzinses erwartet worden, da der Kampf gegen die Inflation nicht vorbei ist – die Teuerung ist der SNB noch immer zu hoch. Preisstabilität ist für die Nationalbank gegeben, so lange die Inflation unter 2 Prozent liegt. Sie schliesst daher weitere Zinserhöhungen nicht aus, wie sie mitteilt.

Die SNB rechnet in ihrer neuen Prognose damit, dass die Inflation im laufenden Jahr im Jahresdurchschnitt 2,2 Prozent beträgt – etwas tiefer als noch im März prognostiziert. Kurzfristig wirken laut SNB die tieferen Erdöl- und Gaspreise und der stärkere Franken dämpfend. Im Jahr 2024 sollen es ebenfalls 2,2 Prozent und im Jahr 2025 etwa 2,1 Prozent sein – trotz erhöhtem Leitzins. Ohne die jetzige Zinserhöhung wäre die Inflationsprognose in der mittleren Frist noch höher, betont die SNB.

Tiefer Zins im weltweiten VergleichDie Nationalbank folgte damit der Europäischen Zentralbank (EZB) – ist im Vergleich aber noch immer tief. Die EZB hat vor einer Woche die Leitzinsen im Euroraum auf weitere 0,25 Prozent angehoben – es war die achte Zinserhöhung in Folge. Der Leitzins steigt damit auf 4 Prozent. Einen höheren Stand gab es zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008 mit damals 4,25 Prozent.

WERBUNGIm Gegensatz zur EZB legte die US-Notenbank (Fed) nach zehn Zinserhöhungen in Folge eine Pause ein. Sie beliess ihren Leitzins vergangene Woche in der Spanne von 5 bis 5,25 Prozent. Die Notenbank der weltgrössten Volkswirtschaft machte aber deutlich, dass das noch lange nicht das Ende der strengeren Geldpolitik bedeute. Die Fed signalisierte noch mindestens zwei weitere Anhebungen in diesem Jahr.

Des einen Freud, des anderen LeidMit Zinserhöhungen versuchen die Zentralbanken, die Inflation abzubremsen. Gleichzeitig können die höheren Leitzinse aber selbst wirtschaftliche Probleme verursachen – so werden etwa Kredite für Unternehmen teurer. Dies könnte dazu führen, dass sie weniger investieren.

Sparerinnen und Sparer profitieren dagegen von erhöhten Leitzinsen: Die Banken passen oftmals ihre Zinssätze auf Spar- und Vorsorgekonten ebenfalls nach oben an.