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Kein «Wetten, dass …» am Eurovision Song Contest: Darum kann in der Schweiz nicht auf den ESC-Sieger gewettet werden

Auf alles und jeden kann gewettet werden? Falsch! Auf den Sieger des ESC zu wetten, ist in der Schweiz beispielsweise verboten.

Wer gewinnt im indischen Cricket-Duell zwischen den Lucknow Super Giants und dem RC Bangalore? Siegt in der polnischen Volleyball-Liga Zawiercie oder Lublin? Und setzen sich die favorisierten Yomiuri Giants in der japanischen Baseball-Meisterschaft gegen die Hanshin Tigers durch?

In der Schweiz dürften sich die wenigsten dafür interessieren. Obwohl sich das lohnen könnte: Auf all diese Matches kann man in der Schweiz wetten – bei Sporttip, der Wettanbieter von Swisslos. Nicht gewettet wird dagegen auf das Grossereignis der nächsten Woche: den Eurovision Song Contest.

Während im Ausland munter auf die Kandidaten und Kandidatinnen gesetzt werden kann, findet sich in der Schweiz kein offizielles Angebot. Nachgefragt bei der Medienstelle von Swisslos, heisst es kurz und schmerzlos: «Wir dürfen keine Wetten auf den ESC anbieten, weil dies gesetzlich verboten ist.»

Gewettet wird nur auf Sport

In der Schweiz darf nur auf Sportanlässe gewettet werden. Diese sind im Gesetz folgendermassen definiert: «Geldspiele, bei denen der Spielgewinn abhängig ist von der richtigen Vorhersage des Verlaufs oder des Ausgangs eines Sportereignisses.» Der Eurovision Song Contest wurde schon als vieles tituliert, aber ein Sportereignis ist er nicht.

Nun denn: Das Internet kennt keine Landesgrenzen. Sucht man online, finden sich zahlreiche Angebote, bei denen auf den Ausgang des Musikwettbewerbs eine Wette platziert werden kann. Nur: Ist das erlaubt?

Hier wird es komplizierter. Das Abgeben einer Wette ist grundsätzlich nicht verboten. Untersagt ist dagegen das Anbieten einer solchen Möglichkeit. Diese Spielerinnen und Spieler würden jedoch das Risiko eingehen, dass ihre Einsätze und allfälligen Gewinne im Rahmen eines Strafverfahrens gegen einen Anbieter von nicht bewilligten Spielangeboten «eingezogen werden»,schreibt das Bundesamt für Justiz auf seiner Homepage.

Zwar verpflichten die Behörden die Internetanbieter, die Zugänge zu Glücksspiel-Angeboten einzuschränken, wenn sie in der Schweiz nicht erlaubt sind. In der Praxis zeigt sich, dass diese Einschränkung von den Anbietern leicht umgangen werden kann. Und so kann mit wenigen Mausklicks auf den Eurovision Song Contest gewettet werden.

Reingewinn fliesst an die Kantone

Oder auch auf den Ausgang der Papstwahlen. Favorit der Buchmacher war bei einem Anbieter am Mittwochmittag Pietro Parolin. Wer zehn Franken auf ihn setzt, erhält im Erfolgsfall 32.50 Franken. Noch besser die Quote für einen Schweizer Sieg am ESC. Dort würde im Fall eines Sieges das 85-fache des Einsatzes zurückkommen.

Dicke Gewinne winken – wie bei den meisten Glücksspielen – aber vor allem den Anbietern der Wetten. Während die Anbieter aus dem Ausland (oft in Malta) rein privatwirtschaftlich organisiert sind, ist Swisslos eine Genossenschaft, die mehreren Kantonen gehört. Der Reingewinn fliesst an die Kantone zurück. 2023 wurden so über 500 Millionen Franken ausbezahlt. Das meiste davon geht an gemeinnützige Projekte aus den Bereichen Sport, Kultur und Soziales. 99 Millionen davon stammten alleine aus dem Sportwettengeschäft.

Wer jetzt auf die ESC-Siegerin wetten will, der tut das zur Freude von Glücksspielfirmen aus dem digitalen Graubereich. Könnte Swisslos auch eine Wette rund um den ESC anbieten, würde sich wohl auch der Ausschüttungstopf an die Kantone vergrössern. Gerade auf Grossereignisse wetten Schweizerinnen und Schweizer besonders gern.

In der Vernehmlassung zum Geldspielgesetz, das die Grundlage für die Glücksspiele bildet, fand übrigens der Kanton Basel-Stadt 2014, dass der Begriff der Wetten «deutlich grosszügiger» auszulegen sei – vielleicht in weiser Voraussicht.

So kann daheim legal gewettet werden

Wer komplett legal auf den Songwettbewerb wetten will, kann das durchaus machen. In Form eines «Geldspiels im privaten Kreis». Diese sind von den Verboten ausgenommen. Allerdings bedarf es ein paar Einschränkungen: Der Kreis der Spielenden muss «klein» sein, alle Einsätze müssen als Gewinn wieder ausbezahlt werden und es dürfen für die Spieler keine Kosten anfallen. Auch darf es nicht gewerbsmässig durchgeführt werden und auch nicht «öffentlich bekannt gemacht» werden.

Wem das alles zu kompliziert ist, der wettet doch lieber auf Cricketspiele in Indien. Oder darauf, wer in der Schweiz Fussballmeister wird. Kleiner Tipp: Der kommt aus jener Stadt, in der auch der ESC stattfindet.