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«Die Chance für weisse Weihnacht liegt bei null Prozent» – Fricktaler Meteorologe erklärt das Phänomen vom verschneiten Heiligabend

Wer sich dieses Jahr vom Christkind Schnee gewünscht hat, wird – voraussichtlich – mit zweistelligen Temperaturen am 24. Dezember enttäuscht. Der Meteorologe Helmut Kohler erzählt von der letzten weissen Weihnacht in der Region und welchen Einfluss der Klimawandel hat.

Wer kennt es nicht: An Heiligabend mit der Familie um den Tannenbaum sitzen und Geschenke auspacken, während draussen die Flocken niederfallen. So zumindest hat man Weihnachten aus der Kindheit in Erinnerung. Erwachsene haben jedoch vermehrt den Eindruck, dass der märchenhafte Weihnachtszauber einfach nicht mehr gleich ist, wie damals als Kind.

In den letzten Jahrzehnten scheint die weisse Weihnacht ein immer selteneres Phänomen geworden zu sein. Ist es der Klimawandel oder hatten wir als Kind lediglich eine fantasievollere Wahrnehmung? Wann gab es überhaupt das letzte Mal weisse Weihnachten in der Region? Der Meteorologe Helmut Kohler, der in der Region zwei private Wetterstationen betreibt, gibt Antworten.

Weisse Weihnachten bleibt 2022 aus

Helmut Kohler aus Schwörstadt zeichnet seit 1997 das Wetter auf.
Zvg

Mittlerweile ist klar, dass auch dieses Jahr die weisse Weihnacht ein Wunschdenken bleibt. Kohler sagt:

«Das von vielen gewünschte Weihnachtswinterwetter kam eine Woche zu früh.»

Laut der Statistik wäre bereits vor fünf Jahren eine weisse Weihnacht angesagt gewesen. Für die Region Hochrhein kommt sie Aufzeichnungen zufolge nur alle fünf bis sieben Jahre vor – eine weisse Weihnacht bedeutet hier eine messbare Schneedecke an allen drei Tagen.

Laut Kohler gab es zuletzt 2010 eine weisse Weihnacht: «In diesem Jahr gab es einen Bilderbuch-Heiligabend mit Dauerfrost, blauem Himmel und einer Schneedecke von 16 Zentimetern.» Dementsprechend sind in den zwölf vergangenen Jahren also schon zwei Schneeweihnachten ausgeblieben – aber:

«Das Wetter hält sich eben nicht an die Statistik.»

Eigentlich hätten die Bedingungen gestimmt, erzählt Kohler: «Rückblickend hatte die Region Hochrhein die kälteste erste Dezemberhalbzeit der letzten 26 Jahre. Mit dem ganzen Winterwetter-Spektrum: Frost, Dauerfrost, Schneefall, gefrierender Regen und einer negativen Temperaturabweichung gegenüber der Norm von 1991 bis 2020 von 2 Grad Celsius.»

Frühlingshafte Temperaturen kehren ein

Doch die aktuelle Grosswetterlage macht der weissen Weihnacht einen Strich durch die Rechnung: Warme südwestliche Luftmassen werden zu rund 12 Grad Celsius führen. «Die Chance für eine weisse Weihnacht liegt derzeit bei 0 Prozent», sagt Kohler.

Hier werden Tannenbäume mit künstlichem Schnee besprüht. Wird das bald die Norm sein?
Jacques Brinon / AP

Tatsächlich gibt es immer weniger Schnee im Winter. Kohler erklärt: «Die Schneefalltage gehen zurück und das Gletschereis schmilzt. Der Klimawandel spielt sicher eine Rolle. Ich bin überzeugt, dass man im Schwarzwaldgebiet die Skilifte bald abbauen kann.»

Warum wollen wir weisse Weihnachten?

Dieser Fakt kann betrübend sein, denn graues, nebliges Winterwetter ist trostlos. Das kann Kohler nachvollziehen: «Man sagt, Weihnachten ist eine stille, besinnliche Zeit. Wenn es Schnee hat, wird der Schall gedämmt, alles ist ruhig, hell, schön und romantisch. Auch auf Weihnachtsbildern hat es immer Schnee – man verbindet das miteinander.»

Noch einige Fakten zur weissen Weihnacht in der Region: Drei Weihnachtstage mit Schnee gab es 2001 und 2010, zwei Weihnachtstage mit Schnee gab es 2007 und 2008, und einen Weihnachtstag mit Schnee gab es 2004.