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Wie holt man Bronze bei «Ninja Warrior»? –  «Man darf sich selbst nicht zu viel Druck machen», sagt Sandro Scheibler

Klettern, springen, hangeln – und auch mal stürzen: Der Oftringer «Ninja Warrior Germany»-Drittplatzierte Sandro Scheibler ist ein wahrer Parkour-Wirbelwind. Im zt Talk sagt der 23-Jährige, warum locker bleiben wichtig ist, wie er in der jüngsten Staffel die Bronze-Medaille holte, wo er seine mentale Stärke trainiert – und welche Ziele er 2024 hat.

«Ninja Warrior Germany» ist eine von RTL Studios GmbH produzierte Show, die seit 2016 läuft. Darin müssen die Kandidatinnen und Kandidaten verschiedene Parcours überwinden. Sandro Scheibler (23) aus Oftringen landete in der sechsten Staffel auf dem achten Platz, im am Freitagabend ausgestrahlten Final der achten Staffel schaffte er es sogar auf Rang drei.

«Ich habe vor zwei Jahren den achten Platz geholt – es war die beste Platzierung eines Schweizers in der deutschen Ausgabe von ‹Ninja Warrior›. Jetzt durfte ich mich selbst schlagen – ein schönes Gefühl!», freut sich Scheibler.

Der intensivste Teil begann bei den sogenannten Steckkästen: Die Teilnehmer müssen sich mit Stäben in den Händen von Loch zu Loch hangeln. «Ich wusste, dass alles stimmen muss. Wenn nicht, dann beginnt meine Unterarm-Muskulatur nachzulassen. Und so war es denn auch: Beim ersten Zug habe ich etwa fünf Versuche gebraucht.» Dabei sei der Kraftverschleiss enorm gewesen: «Das kann man nicht mehr aufholen. Ich bin am Ende an den Fingerleisten beim drittletzten Zug vor dem Buzzer gescheitert. Ich hätte noch zu einer Leiste hoch nach links müssen, ein Sprung hätte noch gefehlt – und dann das Rausschwingen auf die Plattform.»

«Geheimrezept ist die Freude am Ganzen»

Sandro Scheibler begann im Alter von zwölf Jahren mit Parkour – so nennt sich der Trendsport, bei dem es darum geht, nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers von einem Punkt zum anderen zu gelangen. «Das hat mich sehr fasziniert.» Im Alter von 13, 14 Jahren fing er an, intensiv zu trainieren – teilweise fünf- oder sechsmal die Woche. «Ich sagte mir immer: Wenn ‹Ninja Warrior› in die Schweiz kommt, mache ich mit. 2018 kam es dann genau so.» Er schaffte es damals in den Final. «Das Ninja-Fieber packte mich.» Als in der Schweiz keine weitere Staffel folgte, bewarb sich Scheibler bei der deutschen Ausgabe – mit Erfolg. 

Auf dem Bio-Hof seines Vaters in Oftringen hat Sandro Scheibler eine eigene Trainingshalle eingerichtet. «Es ist viel Geld und Herzblut in die Halle geflossen. Mittlerweile sind wir schöne Truppe von Leuten, die sie nutzt.»

Welche Tipps  hat er für den Nachwuchs, der zu ihm aufblickt? «Der Spass am Sport ist der wichtigste Faktor. Ich sage immer: Heutzutage machen viele Leute Dinge, die ihnen gar keine Freude machen – sie machen es wegen des Prestiges oder wegen des Geldes. Ich sage: ‹Macht den Sport für eure Freude. Schaut, wozu euer Körper fähig ist.› Es ist faszinierend, was man mit Training erreichen kann.»

Wichtig sie auch mentale Stärke. «Das Geheimrezept ist die Freude am Ganzen», so Scheibler. «Und man darf sich selbst nicht zu viel Druck machen.»

Von 83 auf 78 Kilogramm runter

Nach einem Wettkampf folgt jeweils eine Off-Season. «Dann darf man ein bisschen mehr geniessen.» Zwei Monate vor der Aufzeichnung wird die Ernährung strikter: «Ich trinke keinen Alkohol mehr und fahre den Zuckeranteil runter.» Scheibler muss sein Gewicht im Auge behalten; zurzeit wiegt er 83 Kilogramm. Ziel sei, beim nächsten Wettkampf mit fünf Kilo weniger anzutreten. «Wenn man nur an den Fingern hängt, merkt man jedes Kilo.»

Inzwischen wird er von der bio.inspecta AG finanziell unterstützt, der Schweizer Marktführerin im Bereich von Bio-Zertifizierungen. Das gebe ihm etwas mehr Freiraum, weil das Training zeitintensiv und aufwendig sei. Wenn er Aushängeschild für eine Firma sei, wolle er hinter dem Produkt stehen können.

Und welche Pläne hat er für  2024? Die Bewerbungen für die nächste Staffel von «Ninja Warrior Germany» laufen bereits. «Ich hoffe, dass ich wieder starten darf», sagt Scheibler. Die Aufzeichnung beginnt bereits Mitte April. «Für die neue Staffel werde ich noch härter trainieren.» Er selbst will im neuen Jahr einige kleinere Wettkämpfe organisieren. In der Schweiz stagniere das Interesse an seinem Sport allerdings – weil eine entsprechende Show hierzulande fehlt. Anders beispielsweise in den USA, wo die Show bereits in die 16. Staffel geht. «Soweit sind wir in der Schweiz noch nicht. Ich bin der Vorreiter, der versucht, mit anderen diesen Sport zu pushen.»

Sandro Scheibler trainiert in der Scheune des Bauernhofs seiner Eltern. 
Bild: Janine Müller