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Pro Specie Rara will Hauptsitz von Basel nach Wildegg verlegen und braucht dafür 1,75 Millionen Franken

Hühnerstall, Teich und vor allem Büros. Die Stiftung Pro Specie Rara erklärt, was sie in Wildegg vorhat.

Pro Specie Rara ist in Wildegg schon gut vertreten. Auf dem Schloss befindet sich der Schaugarten, und es findet jährlich ein Setzlingsmarkt statt, der jeweils Hundertschaften anlockt. Im Gebiet Hellmatt ist die Samengärtnerei, in der seit 2019 besonders anspruchsvolle Gemüse- und Zierpflanzenarten vermehrt werden. In deren unmittelbarer Nähe, an der Hellgasse 1, will die «Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren» nun ihren Hauptsitz einrichten.

Das entsprechende Baugesuch liegt noch bis am 9. Oktober auf der Gemeindeverwaltung auf und kann online eingesehen werden. Allerdings: Das Gesuch besteht vor allem aus Plänen. Was, wie, und warum genau, das beantwortet auf Anfrage bei Pro Specie Rara der stellvertretende Geschäftsführer Philippe Ammann, der für den neuen Hauptsitz verantwortlich ist.

Von Basel nach Wildegg

Pro Specie Rara sass schon an einigen Orten. Nach der Gründung 1982 hatte sie ihren Sitz in St.Gallen, machte Halt in Kölliken, Aarau und ist seit 2012 in Büros in Basel beheimatet. Und nun, beziehungsweise per Anfang 2025, soll es eben Wildegg sein. «Alle Gebäude bleiben bestehen», so Ammann. Umgebaut wird in Absprache mit der Denkmalpflege.

Derzeit befinden sich noch zwei Wohnungen im Haus, diese werden 2024 zu Büros umfunktioniert, so der Plan. «Hinzu kommt in einem der Nebengebäude die ProSpecieRara-Samenbibliothek, in der Saatgut von über 1700 Gemüse- und Zierpflanzensorten abgesichert wird», so Ammann. Ausserdem «die nötige Infrastruktur für das Kurswesen, mit dem wir Fachwissen rund um die Erhaltung und Förderung der gefährdeten Vielfalt der Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten weitergeben».

Appenzeller Bart- und Spitzhaubenhühner

67 Aren gross ist das Grundstück, «rund 40 davon stehen für die Absicherung und Vermehrung von alten Nutzpflanzensorten zur Verfügung, und auch ein Hühnerstall mit Auslauf für gefährdete Hühnerrassen ist geplant». Der Stall soll Platz für die Aufzucht von 30 bis 35 Hühnern bieten. Und zwar für ganz Besondere: «Die Hühnerrassen Appenzeller Barthuhn, Appenzeller Spitzhaubenhuhn und Schweizerhuhn sind gefährdet und werden im ProSpecieRara-Erhaltungsnetzwerk gefördert», erklärt Ammann. Die Aufzucht sei aufwendig, und es sei für potenzielle Halterinnen und Halter nicht immer einfach, an die Tiere zu kommen. «Indem ProSpecieRara aktiv mithilft, Küken auszubrüten und Jungtiere aufzuziehen, soll die Verfügbarkeit von Zuchttieren verbessert werden», so Ammann.

Neu angelegt werden soll auch ein Teich. «Als Biodiversitätsstiftung liegt uns aber natürlich auch die Vielfalt der natürlichen Fauna und Flora am Herzen, wie zum Beispiel diejenige der Amphibien, Wildbienen und einheimischen Wiesenblumen», erklärt Ammann. «Darum möchten wir auf denjenigen Flächen, die sich nicht für die Anlagen von Beeten und Rabatten eignen, der Natur Lebensräume schaffen. Dazu gehören neben dem Naturweiher auch Magerwiesen und ein «Kiesbiotop, in dem viele einheimische Blumen Platz finden werden».

Im Baugesuch aufgeführt sind auch sogenannte «Unterflur-Tankanlagen». Ammann erklärt: «Alte Gemüse-, Beeren, Zierpflanzen- und Kräutersorten zu erhalten und zu vermehren, bedeutet auch, dass wir genügend Bewässerungswasser benötigen werden. Um wertvolles Trinkwasser zu sparen, möchten wir möglichst viel Regenwasser sammeln und verwenden.» Das eben in speziellen, flachen Tanks, die im Boden vergraben werden, also nicht sichtbar sind «und damit auch die Auflagen der Denkmalpflege erfüllen».

Auf Stiftungen und Private angewiesen

Dass die Stiftung das Haus kaufen konnte, hat auch mit der Nachbarschaft zu tun: Wegen der Samengärtnerei kannte man die Vorbesitzer, «denen es wichtig war, dass der Felsberg sinnvoll genutzt wird und die uns daher das Anwesen zu partnerschaftlichen Konditionen anboten». Ammann beziffert diese Konditionen nicht genauer. Gekauft hat die Stiftung das Gelände dann im Herbst 2022.

Die Gelder dafür stammten vorwiegend aus Legaten, welche die Stiftung in den letzten Jahren erhalten hat. Nur: Auch jetzt wird noch einiges an Geld benötigt. Gemäss Baugesuch ganze 1,75 Millionen Franken. «Den Umbau der beiden Wohnungen des Haupthauses für den Bürobetrieb können wir noch selber stemmen», sagt Ammann. Für den Umbau der Nebengebäude sei Pro Specie Rara aber auf finanzielle Unterstützung von Stiftungen und Privatpersonen angewiesen.