
«Wir kämpfen weiter eigenständig für Unterstützung»: Die Oltner Notschlafstelle ist vorerst gerettet
Die Oltner Notschlafstelle des Vereins Schlafguet sorgte seit der ersten Vorstellung der Idee für Diskussionen. Erst regte sich viel Widerstand, aus der Nachbarschaft gingen 18 Einsprachen gegen das Projekt ein. Die Hauptargumente der Anwohnenden waren Sicherheitsbedenken und die Nähe zum Frohheimschulhaus. Dennoch durfte der Trägerverein in einer Pilotphase von zwei Jahren ab 2023 ein Übernachtungsangebot an der Bleichenmattstrasse anbieten. Seither kam es zu rund 4000 Übernachtungen, wie der Verein auf seiner Website schreibt.
Die Erfolgssträhne des Vereins hielt allerdings nicht ewig. Ende August gab die Notschlafstelle überraschend ihre Schliessung bekannt, nur wenige Wochen, nachdem sie ein definitives Umnutzungsgesuch für einen Weiterbetrieb nach der Pilotphase eingereicht hatte. Sie konnte sich nicht mehr durch Spenden von Privaten, Stiftungen und Kirchen finanzieren. Eine ausreichende Unterstützung durch die öffentliche Hand habe gefehlt, und die sei laut Verein für eine langfristige Erhaltung nötig.
Zürcher Stiftung unterstützt Notschlafstelle
Nun schreibt der Trägerverein Schlafguet allerdings in einer Medienmitteilung, dass die Oltner Notschlafstelle weiter bestehen kann. Sie erhalte von der Stiftung Sozialwerk Pfarrer Sieber, die ihren Sitz in Zürich hat, finanzielle Nothilfe. Dies schaffe dem Verein Zeit, «sein Projekt konzeptionell weiterzuentwickeln und dessen Finanzierung sicherzustellen», wie in der Mitteilung zu lesen ist. Dort wird ebenfalls Friederike Rass, Gesamtleiterin des Sozialwerks Pfarrer Sieber, zitiert: «Ein unvermitteltes Ende, noch dazu direkt vor dem Winter, wäre fatal, da können wir nicht nichts tun.»
Auch seitens des Vereins war die Schliessung kurz vor dem Wintereinbruch kritisch betrachtet worden, es fehlten allerdings die Mittel zur Weiterführung. Durch die Unterstützung der Stiftung ändert sich dies. Timo Probst, Co-Präsident von «Schlafguet», erklärt, die Finanzierung halte voraussichtlich sechs Monate, mit Aussicht auf Verlängerung auf anderthalb Jahre, an. «Wir geben nicht unsere IBAN in Zürich an und bekommen Geld aufs Konto. Wir kämpfen weiter eigenständig für Unterstützung. Die Differenz wird durch die Stiftung aufgefangen, damit wir nicht Konkurs gehen.»
Bereits am Morgen der Bekanntgabe der Weiterführung trat der Verein mit dem Stadtrat von Olten in Kontakt und bat um ein möglichst baldiges Treffen, so Probst. Auch der Verband Solothurner Einwohnergemeinden VSEG wurde informiert und um Verhandlungen gebeten. «Ich bin zuversichtlich, dass wir bald eine Absichtserklärung unterzeichnen, auch wenn der Zeitraum von sechs Monaten dafür kurz ist», sagt der Co-Präsident.
Auch das Oltner Gemeindeparlament befasste sich schon mit der Notschlafstelle. So wurde Ende September eine dringliche Interpellation zum Thema beantwortet. Eine Finanzierung durch die Stadt schloss der Stadtrat dabei nicht aus. Allerdings könne der Sitz einer Notschlafstelle für die Zuständigkeit der Stadt nicht ausschlaggebend sein. Die Finanzierung solle durch eine grössere Trägerschaft sichergestellt werden, wie beispielsweise durch die Solothurner Einwohnergemeinden und verantwortliche Stellen von benachbarten Kantonen.
Anpassungen betreffen das Leistungsangebot nicht
Laut Probst bleibt der Betrieb sowohl für den Verein als auch für die Übernachtenden gleich. «Das Angebot an sich ist in den betriebskonzeptionellen Anpassungen nicht mitgemeint.» Das Übernachtungsangebot mit Essensausgabe, Hygienekonzept, Internetzugang und Wäscheservice bleibe damit erhalten. Auch die Öffnungszeiten dürften «mit grosser Wahrscheinlichkeit» gleich bleiben.
Mit der Stiftung Sozialwerk Pfarrer Sieber untersucht die Notschlafstelle, welche Anpassungsmöglichkeiten sie für den Betrieb habe. So werden beispielsweise Tarife unter die Lupe genommen. «Wir überprüfen unsere Kostenstruktur mithilfe des Sieberwerks. Das sind professionell ausgebildete Sozialarbeitende mit langjähriger Erfahrung in diesem Bereich», erklärt Probst.
Das Leistungsangebot der Notschlafstelle bleibe erhalten. Die Kostenstruktur wird überprüft.Bild: Patrick Lüthy«Die letzten paar Wochen waren natürlich sehr schwer für uns», schildert der Co-Präsident. Die Schliessung vorzubereiten und gleichzeitig mit Sozialinstitutionen zu verhandeln, sei «relativ viel» gewesen. «Was ich gemerkt habe, ist, dass extrem viel Wertschätzung und Unterstützung aus dem Verein, aber auch von Personen rundherum da ist. Dass Leute gesagt haben: ‹Es kann nicht sein, dass die Notschlafstelle jetzt einfach zugeht›, hat uns motiviert, nochmals zu kämpfen.» Deshalb sucht der Verein weiterhin nach Lösungen für den Erhalt der Notschlafstelle und will dabei «all in» gehen.