Sie sind hier: Home > Rothrist > Wo Menschen Grosses leisten: Borna lädt zum Tag der offenen Tür in die neuen Gebäude ein

Wo Menschen Grosses leisten: Borna lädt zum Tag der offenen Tür in die neuen Gebäude ein

Während die Abbrucharbeiten an den alten Gebäuden laufen, wird im neuen Bornapark bereits gewohnt und gearbeitet. Am Wochenende ist die Bevölkerung eingeladen, sich erstmals ein Bild von den neuen Räumlichkeiten zu machen.

Da rollt sie heran, platziert ihren Rollstuhl präzise am Tisch und blickt mit wachen Augen erwartungsvoll in die Runde. Claudia Bürgisser heisst die aufgestellte 52-jährige Frau, die seit einem Autounfall, den sie im Kindesalter erlitt, auf den Rollstuhl angewiesen ist. «Ihren starken Willen hat sie nie verloren, Claudia will möglichst viel selber machen», betont ihre Bezugsperson Janine Kaufmann, Fachfrau Betreuung in Ausbildung, «manchmal sogar etwas mehr, als sie sollte». Entsprechend selbstständig ist Bürgisser auch unterwegs. Ohne Begleitung fährt sie an ihre beiden Arbeitsplätze im Borna-­Atelier und im BornArt-Laden, wo sie am liebsten mit Filz arbeitet. Ab und zu sogar ins Perry-Center, wo sie gerne etwas «tünterlet» und einen Kaffee trinkt. Und bald wird die Reise noch viel weiter gehen. Im kommenden Jahr darf die unternehmungslustige Frau nämlich mit Procap, der grössten Schweizer Selbsthilfe- und Mitgliederorganisation für Menschen mit einer Beeinträchtigung, in die Ferien reisen. «Nach Teneriffa», wie sie mit leuchtenden Augen verrät.

Seit zwei Jahren wohnt Bür­gisser wieder in der Borna. Weil sie «einmal etwas anderes sehen wollte», wie sie selber sagt, zog sie nach 14 Jahren in der Borna für 15 Jahre in die VEBO nach Breitenbach. «Ich bin zurückgekommen, weil ich mich in Breitenbach nicht mehr wohlfühlte», erklärt Bürgisser die Beweggründe für ihre Rückkehr nach Rothrist. Vor kurzem ist sie ins neue Wohnheim umgezogen.

Die Abbrucharbeiten in der alten Werkstatt sind schon weit vorangeschritten, links im Bild die neue Werkstatt.
Bild: Thomas Fürst

In der Werkstatt herrscht Hochbetrieb

Den Umzug hat sie ohne Bedauern mitgemacht. «Das neue Zimmer in der Wohngruppe Rom gefällt mir», sagt sie, weil es dort dank den grossen Fensterfronten viel heller als im Altbau ist. Zudem sei auch das grössere Badezimmer für sie viel praktischer. Und bald wird es ihr im neuen Zuhause noch viel besser gefallen. «Wenn der Altbau einmal weg ist, habe ich endlich mehr Aussicht», sagt sie freudig.

Auch Monika Müller, die seit September letzten Jahres in der Borna-­Werkstatt arbeitet, hat den Umzug an ihren neuen Arbeitsort als Aufwertung empfunden. Das Montageteam, in dem die 55-Jährige vorwiegend arbeitet, war nämlich in einem tiefergelegten Geschoss des Altbaus untergebracht. «Im Werkstatt-­Neubau arbeiten wir nun mit schöner Aussicht nach draussen – der Raum ist viel heller und freundlicher», sagt die gelernte Malerin, die lange Zeit in der nahe gelegenen Gländ-­Pinte im Service gearbeitet hat. Durch den Umzug sei auch die Stimmung unter den Mitarbeitenden aufgestellter geworden, meint sie, es werde auch mehr geplaudert.

«Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Jahresverlauf», sagt Raffael Küderli, Leiter Marketing und Kommunikation. Die Werkstätten seien sehr gut ausgelastet. Dank der grossen Flexibilität der Mitarbeitenden – in den Werkstätten arbeiten rund 170 Menschen mit einer Beeinträchtigung in acht Teams – sei man jederzeit in der Lage, zusätzliche Wünsche der Kundschaft zu erfüllen und weitere Aufträge anzunehmen. Mitarbeitende wie Monika Müller machen das möglich. Momentan arbeitet sie nämlich in der Konfektionierung, wo Getreideriegel in 12er-Einheiten in eine Verkaufspackung abgefüllt werden. «Ich mache diese Arbeit gerne», sagt Müller, die es schätzt, auch in anderen Teams eingesetzt zu werden. «Das bringt Abwechslung ins Leben», betont sie, «und ich mag es, wenn etwas läuft.»

Keine Parkplätze bei der Borna

Wegen der laufenden Abbrucharbeiten gibt es für Besucherinnen und Besucher des Tags der offenen Türen und Basar keine Parkplätze vor Ort. Am einfachsten erfolgt die Anreise zu Fuss, per Velo oder mit dem öffentlichen Verkehr (Bushaltestelle «Rothrist Schwimmbad»).

Die Borna zeigt, was geleistet wird

Das wird am Wochenende definitiv der Fall sein, steht doch einer der Höhepunkte im Jahreskalender der Rothrister Arbeits- und Wohngemeinschaft an. Die Türen sind in der Borna am Freitag und Samstag jeweils von 9 bis 17 Uhr durchgehend offen. «Der geführte Rundgang führt zuerst durchs Wohnheim, anschliessend können die Werkstätten besucht werden, dann der Basar im neuen Atelier und schliesslich auch noch das Kafi31», sagt Küderli. Es sei aber ohne weiteres möglich, sich frei zu bewegen. «Auf jeden Fall werden Besucherinnen und Besucher die alte Borna ganz neu erleben», ist sich Küderli sicher, «die Leute sind die gleichen, die moderne Umgebung ist komplett neu.»

«Ich freue mich jedenfalls sehr auf den Tag der offenen Tür», sagt Müller; sie sei gleich an beiden Tagen am Arbeiten. Es sei besonders schön, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die sich für ihre Arbeit interessieren würden, findet sie. Die Reaktionen der Leute würden meist sehr positiv, manchmal auch erstaunt ausfallen. «Weil viele Leute wohl unterschätzen, was Menschen mit Beeinträchtigung zu leisten imstande sind», so Müller.

Am Tag der offenen Tür wird Bürgisser kaum teilnehmen. «Jubel, Trubel, Heiterkeit – das ist nicht so ihr Ding», weiss auch ihre Bezugsperson Janine Kaufmann. Eine Ausnahme wird Bürgisser aber auf jeden Fall machen. Für die fast schon legendären Borna-Waffeln wird auch sie sich einmal aus ihrem Zimmer herausbegeben. Womit das Kulinarische angesprochen ist. Raclette, Spaghetti mit verschiedenen Saucen oder Grilladen – beim Essen haben Besucherinnen und Besucher die Qual der Wahl. Zudem gibt es ein grosses Angebot an süssen Leckereien.

Im Weiteren erwartet die Gäste ein attraktives Rahmenprogramm, das insbesondere für die Jüngsten einiges bereithält. Gratis Kinderschminken, Schoggibrunnen oder Schokokuss-­Schleuder. Glückspilze können einen der Tombola-­Preise gewinnen oder in der Werkstatt bei einem Gewinnspiel mitmachen. Und falls es bei Tombola oder Gewinnspiel nicht klappt, stehen im Basar unzählige wunderbare Produkte, die zum grossen Teil in den Borna-Werkstätten und -Ateliers hergestellt wurden, zum Einkauf bereit.

Tag der offenen Tür und Basar in der Borna Rothrist: Freitag/Samstag, 7./8. November, jeweils von 9 bis 17 Uhr.

Schreiben Sie einen Kommentar