
Vor dem Treffen in Genf: Trump signalisiert Bereitschaft, die Zölle auf chinesische Importe zu senken – wie reagiert Peking?
Die amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche in Genf beginnen offiziell erst am Samstag. Aber so lange mag Donald Trump nicht warten. Also veröffentlichte der amerikanische Präsident bereits am Freitag ein erstes Angebot an die chinesische Seite — passenderweise auf seinem Internetdienst Truth Social. «80 Prozent Zölle auf China scheinen richtig zu sein!», schrieb Trump, um dann nachzuschieben: Natürlich sei das Sache von «Scott B.». Der amerikanische Finanzminister Scott Bessent steht an der Spitze der Delegation aus Washington.
«80 Prozent Zoll», das klingt wie ein erstes Zugeständnis von Trump. Denn aktuell werden Güter aus China in den USA mit einem Strafzoll von 145 Prozent auf den Warenwert belegt. Diese künstliche Verteuerung von fast allen Importen hat im April bereits dazu geführt, dass deutlich weniger chinesische Waren nach Amerika verschifft wurden. Gemäss der offiziellen Statistik belief sich das Minus auf 21 Prozent.
China wiederum belegt amerikanische Importe seit vorigem Monat mit einem Strafzoll von 125 Prozent. Weil die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt aber ein exportorientiertes Land ist, halten sich die Auswirkungen dieser Strafzölle bisher in Grenzen — auch wenn Bessent kürzlich sagte, zwischen den USA und China herrsche ein faktisches Handelsembargo.
In einer separaten Stellungnahme auf Truth Social forderte Trump deshalb China am Freitag zudem dazu auf, das Land für Güter aus den USA zu öffnen. «Das wäre so gut für sie», sagte der protektionistische amerikanische Präsident, funktionierten «geschlossene Volkswirtschaften» heutzutage doch nicht mehr.
Druck auf Bessent wächst
Die chinesische Delegation in Genf wird von Vizepremier He Lifeng angeführt. Schwer vorstellbar, dass der Vertraute von Staatschef Xi Jinping am Wochenende auf solche ultimativ formulierten Forderungen Trumps eingehen wird. Der Dialog, in den Peking eingewilligt habe, dürfe nicht «als Deckmantel für Zwang oder Erpressung» genutzt werden, hatte ein Sprecher des Regimes in Peking noch vor einigen Tagen gewarnt.
Sowieso hiess es zuletzt in Washington, dass die Gespräche in Genf in erster Linie dazu dienten, die blockierten Gesprächskanäle zwischen den beiden Staaten wieder zu öffnen. Bessent warnte in einem Fernsehinterview vor zu hohen Erwartungen. Er sagte, dass in der Schweiz kein Deal zwischen USA und China verhandelt werde. Im Zentrum stehe vielmehr die Deeskalation.
Allerdings steht der Finanzminister mächtig unter Druck. Bereits ist ein Monat seit Trumps Ankündigung am 2. April vergangen, den Welthandel neu zu ordnen. Nun will er Resultate sehen, auch um die nervösen Finanzmärkte beruhigen zu können. Bisher hat die Regierung Trump aber erst ein Abkommen mit Grossbritannien abgeschlossen, das sich allerdings nicht als Vorlage für die Gespräche mit den grossen Handelspartnern der USA eignet.
Über den Ablauf der Gespräche zwischen Bessent und He, die am Samstag und Sonntag stattfinden sollen, ist bisher wenig bekannt. Die offizielle Schweiz soll aber nicht direkt involviert sein, hiess es in Bern. Sie spielt bloss die Rolle der Gastgeberin.