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Du bist jung und ziehst bei Mama und Papa aus? Dann solltest du diese Tipps lesen

Der Auszug aus dem Elternhaus kann junge Menschen schnell überfordern. Wohnungssuche, Versicherungen oder Mietkaution sind nur ein paar Dinge, welche auf dich zukommen. Diese Ratschläge sollen beim Auszug und dem Einzug in eine neue Wohnung helfen.

Es ist Zügelzeit. An vielen Strassenecken sieht man wieder Zügelwagen. Auch der Verfasser des Artikels ist vor kurzem ausgezogen. Er hat das heimische Elternhaus verlassen und ist im Nachbardorf in seine erste eigene Wohnung gezogen.

Kommen junge Menschen ins Erwachsenenalter, wird die Frage nach der ersten eigenen Wohnung aktuell. Das Elternhaus zu verlassen, ist ein grosser Schritt. Eine bezahlbare Wohnung zu finden wird immer schwieriger. Worauf soll man bei der Wahl einer Wohnung achten? Nicht nur den Kühlschrank zu füllen ist nun in der eigenen Verantwortung, auch Dinge wie Versicherungen oder Krankenkasse müssen geklärt werden. Was vorher meist von den Eltern erledigt wurde, liegt nun in der eigenen Hand.

Der Verfasser hat deshalb in diesem Artikel mehrere Punkte aufgelistet, mit welchen er bei seinem Auszug überfordert war. Die Tipps des Mieterinnen- und Mieterverbands Aargau helfen, dass der Auszug von Zuhause zu einem Erfolg wird.

Auf was soll man bei der Wohnungssuche achten?

In einer eigenen Wohnung zu leben ist für viele junge Menschen der Inbegriff von Unabhängigkeit. Ohne die Eltern und Geschwistern kann man tun und lassen, was man will. Egal, ob man nach dem Feiern um drei Uhr morgens noch Spaghetti kochen will oder ob man den ganzen Sonntag nur im Bett verbringt: In der eigenen Wohnung ist man unabhängig.

Eine Wohnung zu finden ist aber leichter gesagt als getan. Auf unzähligen Portalen im Internet locken Wohnungsinserate. Schnell wird man dazu verleitet, die erstbesten Angebote zu auszuwählen, auch wenn diese sehr teuer sind. Das sollte man aber gemäss dem Mieterinnen und Mieterverband Aargau nicht tun: «Wichtig ist, die Erwartungen an das Mietobjekt den finanziellen Möglichkeiten anzupassen. Man könnte zum Beispiel mit Freunden eine Wohngemeinschaft bilden. In jedem Fall jedoch sollte man für die Suche nach einer passenden Wohnung Ausdauer und Flexibilität mitbringen», sagt Geschäftsführerin Gaby Millasson gegenüber dieser Zeitung.

Auf unzähligen Portalen im Internet locken Mietwohnungen. Es empfiehlt sich deshalb, die Angebote zu vergleichen und nicht das erstbeste auszuwählen.
Bild: Gaetan Bally / KEYSTONE

Der Preis einer Wohnung hängt von vielen Faktoren ab. Ort, Alter und Zustand der Wohnung sind Kriterien dafür, wie teuer eine Wohnung ist. Wohnbaugenossenschaften bieten oft zahlbare Wohnungen an – in vielen Fällen besteht die Möglichkeit sich auf eine Warteliste setzen zu lassen. «Für die Suche empfiehlt es sich die entsprechenden Internetportale wie auch sein eigenes Netzwerk zu nutzen. Sollte ein für seine Bedürfnisse interessantes Objekt ausgeschrieben sein, so ist es wichtig schnell zu reagieren und die von der Verwaltung geforderten Dokumente vollständig einzureichen», rät Millasson. Das erhöht die Erfolgschancen.

In einemMerkblattgibt der Mieterinnen- und Mieterverband Aargau jungen Menschen Tipps für die erste eigene Wohnung. Ein Patentrezept, um eine günstige eigene Wohnung zu finden, hat der Verband aber auch nicht.

2. Erstelle bereits vor dem Auszug ein finanzielles Budget

Mit der eigenen Wohnung folgt oft auch die finanzielle Unabhängigkeit. Zumindest aber die finanzielle Selbstverantwortung. Wer nicht schon im Elternhaus Geld abgeben musste und sich seine Finanzen einteilte, der sollte sich am besten ein eigenes Budget erstellen.

«Der Entscheid aus dem Familienhaushalt auszuziehen, verlangt die Fähigkeit finanzielle Mittel einteilen zu können. Wir würden deshalb dringend raten, im Vorfeld ein Budget zu erstellen. Wichtig ist, dass dieses Budget breit abgestützt und nicht nur den täglichen Bedarf wie Mietkosten und Lebensmittel abdeckt, sondern auch Kosten wie Versicherungen, Krankenkasse oder Transportkosten.», rät Gaby Millasson vom Mieterinnen- und Mieterverband Aargau.

Der Mieterverband empfiehlt vor dem Auszug ein Budget für die eigene Wohnung zu erstellen.
Bild: Michael Buholzer / KEYSTONE

3. Die Mietkaution: Diese Möglichkeiten bieten sich an

Wenn man in eine eigene Wohnung zieht, dann muss man eine Kaution hinterlegen. Dies geschieht auf einem sogenannten Mietkautionskonto, auch Mietersparkonto, Mieterdepot oder Mietzinsdepot genannt oder mit einer sogenannten Mietkautionsversicherung.

Auf dieses Konto oder diese Versicherung müssen mehrere Mieten eingezahlt werden, sozusagen als Kaution für den Vermieter. Beim entsprechenden Konto handelt sich um ein Sperrkonto. Während der Dauer des Mietverhältnisses beziehungsweise ohne Zustimmung des Vermieters kann das gesperrte Geld auf dem Mietersparkonto nicht bezogen werden. Die Mietkaution dient dem Vermieter als Sicherheits und kann im Fall der Fälle für nicht bezahlte Mieterschäden, Mietzinsen oder Nebenkosten verwendet werden. Dabei darf die Mietkaution nicht höher sein als drei Brutto-Monatsmieten.

Es gibt auch die Möglichkeit, eine Mietkautionsversicherung abzuschliessen. Dabei schliesst der Mieter eine Versicherung ab und zahlt eine jährliche Prämie. Im Unterschied zum Mietkautionskonto müssen Mieter bei der Versicherung keinen grossen Geldbetrag aus ihren finanziellen Reserven einfrieren, auf welchen sie dann während dem Mietverhältnis nicht zugreifen können. Ein Nachteil für Mieter können aber die jährlichen Prämien sein, welche sich mit der Zeit aufsummieren und zur finanziellen Belastung werden können.

»Wir raten sämtlichen Mieterinnen und Mietern zu einem Mietkautionskonto. Es lohnt sich die nötige Summe anzusparen, bevor man zuhause auszieht», sagt Gaby Millasson. »Das Geld auf einem Mietkautionskonto gehört der Mieterin bzw. dem Mieter, während man bei der Mietkautionsversicherung zusätzlich Versicherungsgebühren bezahlt. Diese Gebühren mögen mittel- und langfristig spürbar höhere Kosten verursachen.»

Der Mieterinnen- und Mieterverband Aargau empfiehlt Mieterinnen und Mietern ein Mietkautionskonto.
Bild: Christian Beutler / KEYSTONE

Wichtig: Der Mieter darf nicht selbst entscheiden, bei welcher Bank die Kaution hinterlegt wird. Das bestimmt der Vermieter. Mieter können aber einen Wechsel zu einer anderen Bank vorschlagen. Das Mietersparkonto eröffnen kann sowohl der Mieter als auch der Vermieter. Nach Beendigung des Mietverhältnisses sollte die Kaution innerhalb von 30 Tagen wieder für die mietende Person verfügbar sein – sofern keine Mietkosten oder Kosten für Mieterschäden zu bezahlen sind.

4. Der (undurchsichtige) Versicherungs-Dschungel

Mit dem Auszug aus dem Elternhaus werden Versicherungen für Neu-Mieter ein Thema. Wer sich zum ersten Mal damit auseinandersetzt, sollte sich zuerst einen Überblick verschaffen: Welche Versicherungen sind sinnvoll für junge Menschen, die gerade in den Beruf eingestiegen oder noch in der Ausbildung sind und nicht über ein grosses Budget verfügen?

Eine Versicherung, die sinnvoll ist, wenn du von zuhause ausziehst, ist die Privathaftpflichtversicherung: Sie zahlt, wenn man anderen versehentlich einen Schaden zufügt. Zum Beispiel, wenn du mit dem Auto einer Kollegin einen Parkschaden verursachst oder mit dem Velo einen Fussgänger anfährst, der anschliessend teure Behandlungskosten in Rechnung stellt. Im Extremfall können solche Forderungen in die Millionen gehen.

Im Alltag kann es schnell passieren, dass du einen Schaden an der Wohnung verursachst. Diesen Schaden übernimmt die Privathaftpflichtversicherung.
Bild: Andrea Tina Stalder

Auch als Mieterin oder Mieter kann die Privathaftpflichtversicherung sinnvoll sein. Sie deckt unter anderem Schäden an der Mietwohnung oder am Haus, die selbst verursacht sind. Wenn du zum Beispiel eine Pfanne auf den Küchenboden fallen lässt und ein Riss in der Bodenplatte entsteht, übernimmt diesen Schaden die Privathaftpflichtversicherung.

«Für allgemeine juristische Probleme ist eine Rechtsschutzversicherung hilfreich», so Gaby Millasson vom Mieterverband. Sie bietet finanzielle Sicherheit bei Rechtsfällen wie zum Beispiel einem Streit mit dem Vermieter. Allerdings sind nicht alle Fälle abgedeckt. In der Schweiz decken Rechtsschutzversicherungen unter anderem Anwaltshonorare und Gerichtsgebühren. Zu mietrechtlichen Fragen lohne sich eine Mitgliedschaft beim Mieterinnen- und Mieterverband, der für Mitglieder telefonische Rechtsberatung anbietet.

Informiere dich bei Versicherungsanbietern und vergleiche die Angebote auf einem Vergleichsportal. Schliesse die Versicherungen am besten noch vor dem Umzug ab, denn du hast nachher noch genügend Stress vor dir.

5. Wohnungsübergabe-Protokoll: Warum pingelig sein angebracht ist

Ein Wohnungsübergabeprotokoll hält den Zustand einer Wohnung oder eines Hauses zum Zeitpunkt der Übergabe an den Vermieter, den neuen Mieter oder Eigentümer fest. Durch dieses Dokument werden mögliche Schäden oder Mängel der einzelnen Räume oder Ausstattung unmissverständlich festgehalten. Ein Übergabeprotokoll ist ein wichtiges Dokument, das sowohl Mieter als auch Vermieter vor späteren Streitigkeiten über Schäden und Mangel an der Wohnung schützt.

Fülle mit dem Vermieter bei der Wohnungsübergabe ein Übergabeprotokoll aus und sei dabei pingelig.
Bild: Christian Beutler / Keystone

Der Mieterinnen- und Mieterverband Aargau rät in seinem Merkblatt dazu, nur einwandfreie Wohnungsprotokolle unterschreiben. Der Zustand aller Räume, der Wände und Fenster sollte im Protokoll festgehalten werden. Zudem sollten Mieter festhalten, ob und wie die Ausstattung funktioniert. Man sollte sich also alle Räume gut anschauen und kontrollieren, ob sichtbare Mängel ordnungsgemäss auf dem Übergabeprotokoll vermerkt sind. Sonst muss man beim Auszug vielleicht für Schäden bezahlen, die man gar nicht selbst verursacht hat.

Hat es beispielsweise einen Sprung im Lavabo oder Wasserflecken, die noch nicht im Protokoll aufgeführt sind? Gerade bei der ersten Wohnung ist die Unsicherheit oft gross. Am besten sollte man sich deshalb mithilfe einer entsprechenden Checkliste vorbereiten. Oder man wird durch eine erfahrene Person bei der Wohnungsübergabe begleitet.