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Wird in Aargauer Zügen und Bussen gebettelt? Das sagen Aargau Verkehr und die SBB

Viele Reisende nerven sich wegen Bettlerinnen in Zügen oder sie sind ratlos. Laut einer nationalen Meldestelle steckt oft Zwangsausbeutung dahinter. So ist die Lage im Kanton Aargau.

Eine Zettel-Bettlerin sorgt in Zürcher S-Bahnen seit längerer Zeit für Ärger. Sie habe keinen Job, keine Unterkunft und ein Kind, steht auf den Zetteln, die sie wortlos auf den Sitzen deponiert.

Sie habe keinen Job, keine Unterkunft und ein Kind, steht auf den Zetteln, die sie wortlos auf den Sitzen deponiert.
Bild: zvg/ZüriToday

Auch in Raum Basel kommt es immer wieder vor, dass Pendler von Bettlerinnen angesprochen werden. Eine Rentnerin, die kürzlich im Zug von Gelterkinden nach Basel sass, sagt zur Today-Redaktion: «Sie fragte, ob ich ihr Geld geben könne, das bis Montag reiche.» Daraufhin habe sie ihr letztes Münz hervorgekramt.

Auch im Aargau wird gebettelt

In einem Zug der Wynental- und Suhrentalbahn habe es erst im Dezember 2023 den letzten registrierten Bettel-Vorfall gegeben, bestätigt Michael Briner, Mediensprecher von Aargau Verkehr, auf Anfrage und ergänzt: «Es ist jedoch zu beachten, dass nicht alle Züge von Aargau Verkehr durch das Personal begleitet werden.»

In den ÖV-Linien von Aargau Verkehr gab es im Dezember 2023 den letzten Bettel-Vorfall.
Bild: AVA

Zustände wie in den Regionen Zürich und Basel herrschen laut Briner im Aargau aber nicht. Er erklärt: «Unser Kontrollpersonal stellt keine vergleichbaren Probleme mit bettelnden Personen in unseren Zügen und Bussen fest.»

An den Haltestellen und Bahnhöfen, vor allem in Aarau, komme es eher zu solchen Vorfällen als in den Zügen, sagt Briner. Aargau Verkehr betreibt unter anderem die Wynental- und Suhrentalbahn, die Bremgarten-Dietikon-Bahn und die Limmattalbahn.

Falls Sie von Bettlerinnen oder Bettlern angesprochen werden, rät Briner, das Fahrpersonal zu informieren. Dies kann entweder durch Klopfen an der Führerstandstür oder durch die Nutzung der SOS-Sprechstellen geschehen. Alternativ kann man den Vorfall über den Polizeinotruf 117 melden, insbesondere wenn die Situation als besonders aufdringlich empfunden wird. «In beiden Fällen wird unser Sicherheitspersonal umgehend aktiviert», erklärt Briner.

Michael Briner: «Unser Kontrollpersonal stellt keine vergleichbaren Probleme mit bettelnden Personen in unseren Zügen und Bussen fest.»
Bild: Severin Bigler

Die SBB halten sich bedeckt. Sie schreiben: «Bettlerinnen und Bettler gibt es hie und da und in saisonalen Wellenbewegungen schweizweit in Zügen der SBB.» Konkrete Meldungen zu Bettlerinnen oder Bettlern im Aargau wurden keine genannt. Die SBB empfehlen, Bettler bei der Transportpolizei (0800 117 117) zu melden. «So können bettelnde Personen konsequent weggewiesen oder im Wiederholungsfall verzeigt werden», heisst es weiter.

Verein erhält regelmässig Meldungen über Bettelnde

Der Verein Act 212 erhält von Passantinnen und Passanten regelmässig Meldungen über Bettelnde. In der Schweiz gebe es Zwangsausbeutung in Form von Bettelei, wobei dies nicht auf jede bettelnde Person zutreffe, sagt Geschäftsführerin Irene Hirzel. «Wir raten davon ab, solchen Bettelnden Geld zu geben, da man damit kriminelle Aktivitäten unterstützt.»

Bettelnde unter Zwang müssten täglich einen bestimmten Betrag erwirtschaften, weshalb sie manchmal aggressiv aufträten. «In dieser Situation deutet vieles darauf hin, dass sie von einem Clan unter Druck gesetzt werden.»

Hunderttausende Franken fliessen zu Clans

Laut Hirzel ist unter anderem die sogenannte Schuldknechtschaft bei bettelnden Roma verbreitet. Dabei leihen sich Menschen in Armut von Banden Geld. Da sie die Schulden nicht zurückbezahlen können, zwingen die Banden sie in die Bettelei. «Die Bettelnden werden permanent observiert und unter Druck gesetzt.»

Im April stehen ein Ehepaar und dessen Sohn vor dem Genfer Strafgericht (CH Media berichtete). Sie sollen bulgarische Staatsangehörige zum Betteln gezwungen und ihnen dabei mehrere 100’000 Franken abgeknöpft haben.

Mit Material von ZüriToday.