
Zwei Oftringer vertreten die Schweiz an den University Games und wollen ganz vorne mit dabei sein
Tausende Athletinnen und Athleten, mehr als 150 Nationen, 18 Sportarten – die «FISU World University Games» sind nach den Olympischen Spielen der zweitgrösste Multisport-Anlass der Welt. AKtuell finden sie in Deutschland statt, unter anderem in Essen, Bochum und Berlin. Mitten unter den Teilnehmenden: Zwei junge Männer aus Oftringen, die für die Schweiz an den Start gehen. Tennisspieler Jonas Schär und Kunstturner Luca Murabito verraten, wie sie sich für das Turnier qualifizierten, was sie vor Ort erleben und was der Sport ihnen bedeutet.
Jonas Schär: «Ein riesen Highlight – sportlich und menschlich»

Bild: magyarpictures.ch, Swiss University Sports
Der 25-jährige Jonas Schär studiert an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Seit er fünf Jahre alt ist, steht er auf dem Tennisplatz – dieses Jahr feiert er 20 Jahre Sportkarriere. Bereits 2023 ging er bei den World University Games in Chengdu (China) an den Start – und kam mit Silber im Team und Bronze im Doppel zurück. «Ich war damals schon in engem Kontakt mit dem Delegationsleiter. Als klar war, dass ich wieder dabei sein kann, musste ich nicht lange überlegen», sagt Schär.
In Essen trat er zunächst im Mixed-Doppel mit Sophie Lüscher an – das Duo unterlag knapp einem starken australischen Team. Im Einzel steht Jonas nach einem 2:0-Sieg im Halbfinale des Consolation Draws nun im Final – dort trifft er am Freitag erneut auf einen Gegner aus Australien.
Für Jonas Schär steht nicht nur der sportliche Erfolg im Vordergrund, sondern auch das grosse Ganze: «Die World University Games sind ein Highlight, weil man nicht nur als Tennisspieler hier ist, sondern als Teil der Schweizer Delegation. Ich war zum Beispiel auch beim Fechten und Tischtennis zuschauen. Wir unterstützen uns gegenseitig.»
Ein besonderer Moment war für ihn die Eröffnungsfeier in der Duisburger Schauinsland-Arena, bei der er als Schweizer Fahnenträger durchs Stadion laufen durfte – vor 23’000 Menschen. «Das war ein Gänsehaut-Moment. Eine riesige Ehre, dass ich die Flagge tragen durfte», schildert er.
Ob auf dem Platz oder daneben – für Schär ist Tennis mehr als ein Spiel: «Tennis ist eine Lebensschule. Ich lerne durch den Sport viel, das mir auch ausserhalb hilft – Disziplin, Umgang mit Niederlagen, Lösungsfindung.» Sein grosses Vorbild? Natürlich Roger Federer: «Nicht nur wegen seiner Eleganz als Spieler, sondern auch wegen seiner Persönlichkeit.»
Luca Murabito: «Ich orientiere mich an der Leistung – nicht am Rang»

Bild: Sportfotos24
Auch Luca Murabito (22) kommt aus Oftringen – er studiert Sportwissenschaften an der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen. Zum Turnen kam er als Kind durch eine Showgruppe in seiner Heimatgemeinde. Heute ist er Mitglied des Schweizer Nationalkaders – und belegte im Mai 2025 bei der Europameisterschaft in Leipzig Platz 6 am Boden.
Die World University Games in Essen bedeuten ihm aber nicht weniger viel. «Es ist zwar für den Verband nicht ganz so wichtig wie eine EM oder WM, aber für uns als Athleten ist es ein wertvoller Vergleich. Es sind Top-Nationen wie Japan, China, die USA und Kanada vertreten», verrät er. Murabito tritt in Boden und Sprung an – und sicherte sich im Teamwettkampf bereits die Bronzemedaille. Die letzte Bewährungsprobe steht ihm am Samstag bevor: Im Sprungfinale will er noch einmal sein Bestes zeigen.
Seine Vorbereitung war turbulent. Nach der EM blieb kaum Zeit zur Regeneration, und seine Trainingshalle in Magglingen wird derzeit renoviert – erst 2027 soll sie wieder zur Verfügung stehen. «Wir mussten in ein Provisorium nach Biel ausweichen – der Boden war dort anfangs nicht bereit. Das Training war ein bisschen chaotisch», gesteht er. Trotzdem blickt Luca fokussiert auf seine Einsätze: «Ich richte mich nicht nach Platzierungen. Ich will meine Leistung abrufen. Dann sehe ich, wo ich stehe.»
Auch für ihn ist das grosse Setting der World University Games ein Erlebnis. «Es ist wie ein kleines Olympia. Viele Sportarten, ein riesiges Areal, und die Möglichkeit, mit Athletinnen und Athleten aus aller Welt in Kontakt zu kommen», freut er sich. Sein Studium lässt sich mit dem Sport gut vereinbaren – derzeit ist Sommerpause. Für den Rest gilt: «Man muss einfach lernen, alles unter einen Hut zu bringen.»
Zwei junge Männer, eine grosse Bühne
Ob mit Schläger, am Boden oder in der Luft: Luca Murabito und Jonas Schär zeigen einmal mehr, dass auch lokale Talente auf internationaler Bühne bestehen können. Was sie letztendlich aus Essen mitbringen – das zeigt sich in den kommenden Tagen. Sicher ist schon jetzt: Die World University Games 2025 werden für beide unvergesslich bleiben.